Die Seele des Königs (German Edition)
Er hatte versagt .
» Ich muss einen Weg finden, die Klinge der Unendlichkeit einsatzfähig zu machen«, erklärte Siris. » Sie …« Er hielt inne. Es erschien ihm nicht besonders weise, Isa zu verraten, dass der Gottkönig sie durch Siris’ Tod vervollkommnen wollte. Es erschien ihm nicht weise, ihr überhaupt irgendetwas zu sagen.
Aber er war allein, unwissend, und ihm blieben nicht mehr viele Möglichkeiten. Isa schien das zu wissen, denn sie beobachtete ihn mit einem verschlagenen Lächeln.
Siris holte tief Luft. » Du hast gesagt, du weißt, wie du überall hinkommen kannst. Also …«
» Die Klinge der Unsterblichkeit zum Funktionieren zu bringen, ist kein Ort, Bärtchen.«
» Ich brauche jemanden, der mir helfen kann. Vielleicht jemanden, der mir das Schwert aus den Händen nimmt. Kannst du den Wirker der Geheimnisse finden?«
Isa erstarrte, und er verspürte trotz seiner Angst ein kurzes Gefühl der Befriedigung darüber, dass es ihm gelungen war, sie zu überraschen. » Der Wirker der Geheimnisse ist ein Mythos«, sagte sie. » Eine reine Erfindung. Niemand kämpft erfolgreich gegen die Ewiglichen. Niemand.«
» Ich schon. Und du scheinst es auf irgendeine Weise ebenfalls vorgehabt zu haben.«
Isa erwiderte nichts darauf.
» Der Wirker hat die Klinge der Unendlichkeit hergestellt«, sagte Siris. Diese Information hatte er allerdings von Kuuth erhalten. Konnte er auf etwas vertrauen, das der Troll ihm verraten hatte?
Der Gottkönig hat ihm befohlen, meine Fragen zu beantworten. Warum?
» Ja, es heißt, die Klinge sei die Schöpfung des Wirkers«, erwiderte Isa, was ihn entsetzte. Sie wusste etwas darüber. Oder spielte sie nur mit ihm?
Bei allen Schrecken , dachte er. Was mache ich hier? Das ist zu groß für mich. Ich kann nichts anderes als andere zu töten . Und anscheinend konnte er nicht einmal das richtig.
» Der Wirker der Geheimnisse«, sagte Isa nachdenklich. » Der uralte Feind der Ewiglichen, eingesperrt in einem Gefängnis, in dem die Zeit nicht vergeht. Das ist seine Bestrafung dafür, dass er eine verbotene Waffe hergestellt hat.«
» Was weißt du, Isa?«, fragte er und deutete mit dem Finger auf sie. » Was weißt du wirklich über all dies?«
» Nicht so viel, wie es den Anschein hat«, sagte sie leichthin. » Und ganz bestimmt weiß ich nicht, wo der Wirker gefangen gehalten wird, falls er tatsächlich existiert.«
» Du hast gesagt, du kannst mich überallhin führen.«
» An jeden Ort, der nicht mythisch ist, Bärtchen«, sagte sie skeptisch und verschränkte die Arme vor der Brust. » Ich glaube, bei dem Wirker handelt es sich um ein Gerücht, das unter den Ewiglichen verbreitet wurde, um die wahren Ursprünge der Klinge der Unsterblichkeit zu verschleiern.«
» Aber irgendwohin müssen wir gehen«, sagte Siris und warf einen Blick zurück auf die Burg. Sie schien leer und hohl zu sein. Ein Thron ohne König. » Wir müssen erst einmal in Bewegung bleiben. Ich … ich werde mir überlegen, was wir als Nächstes tun.«
Isa zuckte die Achseln und machte sich daran, den Pfad entlangzugehen. Er folgte ihr und hoffte, dass er nicht so unsicher wirkte, wie er sich fühlte.
Ich bin ein Kind , dachte Siris. Ein Kind in einem Spiel, das nur die Erwachsenen verstehen .
Er trottete die Straße entlang; seine Rüstung lag ihm schwer über dem Rücken. Wie sich herausgestellt hatte, besaß Isa ein Pferd. Das war ein Luxus, den sich niemand in Drems Rachen leisten konnte. Sie ritt hinter ihm entlang, summte leise vor sich hin und trug einen schmalen Hut mit einer weiten Krempe, der die Sonne abhielt.
Schon seit Langem wünschte er sich, einmal auf einem Pferd zu reiten. Wie war das? Er schüttelte den Kopf und versuchte seine Gedanken von diesem Pfad abzubringen. Die Welt fiel auseinander. Was bedeutete da noch ein Pferd?
Dennoch wollte ein Teil von ihm noch immer sich selbst entdecken. Er wollte leben und sich entwickeln. Er wollte etwas wissen, etwas sein, etwas erfahren. Stets hatte er sich sogar das kleinste Vergnügen versagt, denn er hatte befürchtet, dass er einen Heißhunger nach dem Leben eines richtigen Menschen entwickeln könnte, wenn er es je schmecken sollte.
Er hatte recht gehabt. Jetzt schmeckte er es. Er war verdorben.
Und er war glücklich darüber.
Vielleicht würde Isa ihm helfen, dieses richtige Leben zu erlangen – vielleicht auch nicht. Es schien so seltsam passend zu sein, dass sie ihm begegnet war. Zuerst hatte sie beschlossen, ihn nicht zu
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