Die Seele des Königs (German Edition)
augenblicklich drang einfach zu vieles auf ihn ein.
» Ich wusste, dass ich mich nicht zu dir durchkämpfen konnte«, sagte sie. » Und ich wusste nicht, ob ein Armbrustpfeil ihn aufhalten würde. Ich wusste nicht mit Sicherheit, ob du das bist, was ich angenommen hatte … Nun, ich wusste überhaupt nicht mehr, was ich denken sollte. Es war ein Spiel. Manchmal spiele ich gern. Mein Vater hat immer gesagt, dass es eine schlechte Angewohnheit ist.«
Verwirrt machte er sich wieder daran, sich zu waschen.
» Du solltest dankbar sein«, sagte sie. » Ich will dir nicht in allen Einzelheiten schildern, wie ich von seinen Häschern gejagt wurde und ihnen entkommen bin. Als ich endlich zurückkam, hatten sie deinen Leichnam schon verbrannt. Deine Reste einzusammeln, war keine angenehme Erfahrung – weder für mich noch für Nams, der sie hierhergetragen hat.
Dieser Ort schien mir die beste Wahl zu sein. Ich wusste … nun ja, ich nahm an , dass einige der Dinge, die ich gehört hatte, der Wahrheit entsprachen. Wenn du allein gelassen worden wärest, hätte sich deine Seele einen neuen Körper gesucht. Aber wenn dein Leichnam in eine dieser Wannen gelegt wird, fährt die Seele wieder in ihn ein. Die Wanne hat deinen Körper geheilt und deine Atmung wieder aktiviert, und dann ist deine Seele zurückgekehrt. Es hat einige Wochen in Anspruch genommen.«
» Wochen?«, fragte er. » Du hast Wochen hier gewartet?«
Sie sagte nichts darauf, und so wusch er sich weiter und zog sich an. Isa saß schweigend da und starrte wieder vor sich. Diese ganze Sache schien sie zutiefst durcheinandergebracht zu haben. Aber da war sie nicht die Einzige.
Als er in seine Stiefel schlüpfte, schob ihm Isa etwas über den Boden zu. Ein Schwert. » Ich habe es einem der Meister abgenommen, die du umgebracht hast«, sagte sie.
Siris befestigte die Scheide an seinem Gürtel.
» Du hast gesagt, dass bereits deine Ahnen gegen den Gottkönig gekämpft haben«, meinte Isa. » Und dass dein Vater und dein Großvater ausgezogen sind, um zu kämpfen und zu sterben. Hast du schon einmal in Erwägung gezogen, dass du keinen Vater und auch keinen Großvater hattest? Oder wenn sie existiert haben sollten, dass sie dann schon seit Jahrtausenden tot sind?«
» Aber … das Opfer …«
Sie zuckte die Achseln. » Etwas daran ist eine Lüge. Eine große Lüge. Du wurdest nicht geboren, Siris.«
» Ich war ein Kind und bin herangewachsen. Daran erinnere ich mich.«
» Ich … ich weiß nicht, wie man das erklären kann.«
Es waren Fragen für eine spätere Zeit. » Ich brauche eine Rüstung.«
» Vielleicht kannst du dir eine von den toten Teuflern zusammenstellen«, schlug Isa vor. » Von Saydhis Wachen. Ich glaube, die Häscher des Gottkönigs haben sie nicht angerührt.«
Er nickte und sah sie an. Er war erstaunt von der Kälte, die er in ihren Augen sah.
» Isa …«, sagte er.
» Du bist einer von ihnen«, sagte Isa leise. » Ich habe … Schwierigkeiten damit. Einer von ihnen , Siris. Shemsta macorabi natornith na …« Sie schlang die Arme um sich und zitterte. Sie sah krank aus.
Bring sie um , rieten ihm die dunklen Gedanken. Sie weiß zu viel über dich .
Er bemerkte, wie er den Rand der Wanne packte, bis seine Knöchel weiß hervorstachen. Sie hatte recht. Er war ein Ungeheuer.
» Was wirst du jetzt tun?«, fragte sie.
» Bevor Saydhi gestorben ist, hat sie meine Frage beantwortet. Ich weiß, wo ich den Wirker der Geheimnisse finden kann.«
» Aber er ist dein Feind«, wandte sie ein. » Er hat eine Waffe erschaffen, mit der die Ewiglichen umgebracht werden können. Er wollte dich vernichten.«
» Ich bin nicht einer von ihnen«, sagte Siris fest. » Das werde ich nicht zulassen.«
» Und was willst du dem Wirker geben?«, fragte sie. » Du kannst ihm die Klinge der Unendlichkeit nicht mehr aushändigen. Warum also willst du weitermachen?
Du wolltest Freiheit haben, Siris. Nun, der Gottkönig hat seine Waffe zurückerhalten, und er weiß nicht, wo er dich finden kann – falls er es überhaupt wissen will. Ich glaube, es ist ihm gleichgültig, denn er wird sich ganz auf jene Ewiglichen konzentrieren, die Armeen, Ländereien und Einfluss haben. Du kannst verschwinden. Du bist frei.«
Diese Erkenntnis traf ihn wie ein Donnerschlag.
Keine Erwartungen, die an ihn gestellt wurden. Keine Verantwortung mehr. Er konnte entkommen, konnte sein eigenes Leben leben. » Begleitest du mich?«, fragte er plötzlich und streckte die Hand aus.
Isa
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