Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Seele des Königs (German Edition)

Die Seele des Königs (German Edition)

Titel: Die Seele des Königs (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brandon Sanderson
Vom Netzwerk:
gegolten?
    Er machte eine kurze Handbewegung, und drei seiner Ritter setzten dem Attentäter nach. Der Gottkönig knurrte. Saydhi hatte ihre Ländereien zu schlecht geschützt, um in so offenen Gärten zu leben. Es war fast unmöglich, eine gut zu verteidigende Grenze zu schaffen.
    » Wir gehen«, sagte er, denn plötzlich fühlte er sich schutzlos. In der letzten Zeit war zu vieles schiefgegangen. Er schritt hinüber zu dem Aufzug, der ihn in die Unterwelten von Saydhis Reich bringen würde.
    » Was sollen wir mit ihm machen, Meister?«, fragte einer seiner Ritter und trat gegen Ausars Leichnam.
    » Er ist nur noch eine Hülle«, sagte der Gottkönig. » Ihr könnt seine Rüstung als Beute nehmen – und gebt mir seinen Ring. Verbrennt dann den Körper.«
    Er betrat den Aufzug, während die Ritter seine Befehle ausführten und das Gelände sicherten. Nicht weit entfernt hörte er Hufgetrappel. Der Attentäter besaß ein Pferd.
    Der Gottkönig war beunruhigt. Ein versuchtes Attentat auf ihn war bedeutungslos; so etwas kam immer wieder vor. Er hatte die Bevölkerung dieser Insel absichtlich im Unklaren über die wahre Natur der Ewiglichen gelassen. Solange sie glaubten, dass sie ihn töten konnten, würden sie ihre Rebellionsversuche darauf beschränken, Attentäter und Krieger zu ihm zu schicken.
    Nein, es war nicht dieses versuchte Attentat, das ihn beunruhigte. Während sich der Aufzug langsam senkte, dachte er besorgt darüber nach, dass der Pfeil vielleicht nicht für ihn bestimmt gewesen war. Dass er für das Ziel bestimmt gewesen war, das er auch getroffen hatte.
    Wenn das der Fall war, dann hatte jemand gewusst, dass Ausar getötet werden musste, bevor der Gottkönig mit der Klinge der Unendlichkeit zuschlagen konnte. Und das wiederum bedeutete, dass jemand viel mehr wusste, als ihm zustand.
    Siris erwachte mit einem tiefen Keuchen. Es war das unbeherrschte Keuchen von jemandem, der zu lange den Atem angehalten hatte – das Keuchen eines Toten, der ins Leben zurückkehrte.
    Ruckartig setzte er sich auf. Etwas Flüssiges, Klebriges glitt von seinem nackten Oberkörper. Er saß in einer Metallwanne in einem dunklen Raum, der nur von wenigen flackernden roten Lichtern erhellt wurde.
    Er atmete ein und aus; etwas Schmieriges, Zähflüssiges tropfte ihm vom Kinn. Er hob die zitternde Hand und betastete seine Wange. » Verdammt«, flüsterte er. » Ich bin einer von ihnen.«
    » In jener ersten Nacht habe ich stundenlang dagesessen«, flüsterte eine Stimme.
    Er drehte sich zur Seite. Isa kauerte in der Ecke auf dem Boden, hatte die Knie an den Körper gezogen, und ihr dunkler Mantel breitete sich auf dem Metallboden um sie herum aus.
    » Ich habe dich beobachtet«, sagte sie und starrte geradeaus. Sie sah ihn nicht an. Sie sah gar nichts an. » Ich habe zugesehen, wie sich dein Brustkorb gehoben und gesenkt hat. Ich habe dagesessen und gezählt. Ich war entsetzt. Du bist einer von ihnen. Ich wusste es. Ich hatte gesehen, wie du einen von ihren Ringen benutzt hast. Ich hatte gehört, wie du behauptet hast, den Gottkönig mit seinem eigenen Schwert getötet zu haben. Du hast wie einer von ihnen gekämpft – wie eine Kreatur aus einer anderen Zeit. Du warst zu vollkommen, um bloß ein Mensch zu sein. Kein Krieger kann solche Fähigkeiten innerhalb seiner kurzen Lebensspanne entwickeln. Du hast wie ein Gott gekämpft.«
    Er blinzelte und wischte sich die zähe Flüssigkeit aus dem Gesicht. Die Hölle soll mich holen … das kann nicht wahr sein …
    » Und dennoch«, fuhr Isa flüsternd fort, » warst du freundlich zu mir. Ich wusste, dass ich dich besiegen und dir das Schwert abnehmen musste. Ich hatte geglaubt, dass du mich belügst. Dass du so tust, als wärest du ehrenwert und freundlich, und diesen ganzen Unsinn über das Opfer nur erfunden hast. Warum sonst sollte einer der Ewiglichen so tun, als wäre er ein Sterblicher?«
    » Ich wusste es nicht«, flüsterte Siris. » Ich …«
    » Ich war starr vor Angst, als ich dich beobachtet habe«, fuhr sie fort. » Was sollte ich tun? Sollte ich darauf vertrauen, dass du lügst, oder sollte ich auf die Ehrlichkeit vertrauen, die ich in deinem Blick gesehen hatte? Das war keine leichte Wahl. In der tiefsten Nacht haben meine Ängste die Oberhand gewonnen.« Sie hob den Kopf und sah ihn quer durch den kleinen Raum an. » Ich hatte es nicht als Verrat angesehen, weil ich der Meinung war, dass du mich belogen hast. Offensichtlich …«
    Siris hustete und versuchte, den

Weitere Kostenlose Bücher