Die Seele des Königs (German Edition)
Schleim aus seinem Mund zu bekommen. » Anscheinend habe ich auch mich selbst belogen.« Er schloss die Augen, hob die Hände an den Kopf und ächzte.
Das kann einfach nicht möglich sein .
» Erinnerst du dich wirklich an gar nichts?«, fragte sie. » Vermutlich lebst du schon seit Jahrtausenden.«
» Alles, was ich kenne, ist mein eigenes Leben«, sagte er. » Ich bin in Drems Rachen aufgewachsen, und man hat mir stets gesagt, ich sei das Opfer und sollte den Gottkönig aufsuchen.« Er holte tief Luft, immer wieder. » Ich bin nur ein Mensch. Die Hölle soll mich holen, ich bin ein einfacher Mensch.«
» Aber du kämpfst nicht wie ein Mensch.«
Er versuchte die Gedanken zu verbannen, die ihn nun bestürmten. Erinnerungen aus seiner Kindheit. Veteranen, die den Dienst des Gottkönigs verlassen hatten und gekommen waren, um das Opfer auszubilden. Sie hatten geflüstert, Siris sei einfach zu gut. Er lerne zu schnell. Als er noch ein Kind gewesen war, hatte er schon so gut gekämpft wie jeder seiner Lehrer. In seiner Jugend hätte er sich in jeder größeren Stadt einen Namen als Duellmeister machen können.
Als er zwanzig Jahre alt war, war er gut genug gewesen, um den Gottkönig zu besiegen.
… zu vollkommen, um bloß ein Mensch zu sein … du hast wie ein Gott gekämpft …
» Hin und wieder habe ich etwas in deinen Augen gesehen«, sagte sie. » Eine Tiefe, eine … gelegentliche Veränderung. Ein plötzliches Aufblitzen von Anmaßung.«
» Die Klinge der Unsterblichkeit«, wandte er ein und öffnete die Augen. » Sie hat mich verdorben.«
Sie hob eine Braue. » Warum sollte eine Waffe, die zur Befreiung der Menschheit und zur Überwindung der Ewiglichen erschaffen wurde, denjenigen verderben, der sie benutzt?«
» Ich …«
Sie macht sich über mich lustig. Ich sollte sie umbringen .
Eine Erkenntnis wuchs in ihm. Diese Gedanken kamen nicht von außen. Sie gehörten zu ihm. Sie waren ein Teil von ihm.
» Das ist es, was ich gewesen bin …«, flüsterte er. » Das ist es, was ich immer war. Einer von ihnen. Oh … Wahrheit …« Fast konnte er sich daran erinnern. Er hatte diese Erinnerungen reflexartig verbannt. Nein. Er wollte sie nicht haben. Er hasste sie.
Er hasste das, was er gewesen war. Er hasste sich selbst .
» Wer bist du?«, fragte Isa.
» Ich wünschte, ich wüsste es.« Das war eine Lüge. Er wollte gar nichts über den Mann wissen, der diese dunklen Gedanken hatte. Über den Mann, der alles hasste, der sich abgesondert von den übrigen hielt, der so tat, als herrschte er über alle anderen.
Der Gottkönig hatte ihn Ausar genannt.
Siris schüttelte den Kopf und machte sich daran, aus dem Tank zu steigen, doch dann bemerkte er, dass er vollkommen nackt war. » Meine Kleidung?«
Sie deutete mit dem Kopf auf ein Podest neben dem Tank und besaß nicht einmal den Anstand zu erröten. Verdammte Avrianer. » Das ist alles, was ich gefunden habe. Deine eigene Kleidung ist verbrannt; ich musste das, was noch von dir übrig war, hierherschleppen. Du hattest schwere Brandwunden Ich habe den Rest deiner Kleidung von dir abgeschält; ich wusste nicht, ob die Wiedergeburt nur funktioniert, wenn du nackt bist.«
Siris wünschte sich, er hätte ein Handtuch. Die Kammer bestand ganz aus Metall, und in ihr standen einige Zuber, die mit der zählen Flüssigkeit gefüllt waren. » Nein, das wäre nicht nötig gewesen. Ich habe die Wiedergeburtskammer des Gottkönigs gesehen. Darin befanden sich … Kopien seiner selbst in voller Rüstung, die nur auf ihn gewartet haben.«
» Ich weiß nicht, ob du wirklich das gesehen hast, was du zu sehen geglaubt hast.«
» Es hat so ausgesehen wie hier«, sagte er. Er zögerte, kletterte dann auf der Seite, die von Isa abgewandt war, aus der Wanne und hielt aus Gründen der Züchtigkeit den hüfthohen Rand zwischen sich und ihr. Er rieb sich die zähe Flüssigkeit so gründlich wie möglich ab.
» Ich glaube, neben der Wanne liegt ein Schlauch«, sagte sie.
Sie hatte recht. Das Wasser war kalt.
» Ich vermute, wir befinden uns in der Kammer, die du einmal besucht hast?«, fragte er. » In den Bergen?«
» Ja.«
» Du hast dein Versprechen gebrochen. Du hast mich getötet.«
» Wäre dir die andere Möglichkeit lieber gewesen?«, fuhr sie ihn an. » Er wollte dich töten. Mit dieser Klinge.«
Siris erstarrte, während ihm das Wasser über den Arm spritzte. Sie hatte ihn getötet, um ihn zu retten. Es hätte ihm bereits klar sein müssen, aber
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