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Die Seele des Ozeans (German Edition)

Die Seele des Ozeans (German Edition)

Titel: Die Seele des Ozeans (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Britta Strauss
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sind. Nichts weiter als Spielfiguren, die nicht mal wissen, ob ihr Dasein einen Sinn hat.“
    „Schschsch.“ Kjells Hand strich über ihre Wange und verwandelte Faes Schmerz in eine Qual, die sie einfach mit sich fortriss. Sie weinte und schluchzte, zitterte in seinen Armen und weinte noch mehr, als er ihre Tränen behutsam fortwischte.
    „Alles wird gut“, sagte er. „Ich weiß es.“
    „Ach ja? Und woher? Wie kann man das wissen?“
    „Ich habe gesehen, wohin wir gehen werden. Ich habe unser wahres Zuhause gesehen. Dort, wo wir endlich zur Ruhe kommen. Irgendwann. Gemeinsam. Du und ich.“
    Fae stieß ein bitteres Lachen aus. „Daraus besteht unser Leben, was? Aus irgendwann, irgendwo, irgendwie, vielleicht, ich glaube und ich hoffe.“
    „Ganz so tragisch ist es nicht. Du hattest recht, als du sagtest, dass wir zu viel Angst haben. Dabei gehen wir nur den Weg, den wir gehen sollen. Vorhin, als du beinahe gestorben wärst, wollte ich dich zuerst nur berühren, weil ich hoffte, dir dadurch von meiner Kraft abgeben zu können. Aber als ich mir vorstellte, wie mein Leben in deines übergeht, geschah viel mehr. Es war wie der Sog, der dir im Hafen und am Strand die Wärme genommen hat, nur floss er diesmal andersherum. Und es fühlte sich unglaublich gut an. Es fühlte sich an, als wäre ich genau deswegen bei dir, als wäre nichts anderes als das mein … nein, unser Schicksal.“
    „Was? Es soll unser Schicksal sein, dass du für mich fast gestorben wärst?“
    „Du wirst es verstehen“, murmelte er an ihrer Wange. „Irgendwann. Alles kommt so, wie es bestimmt ist. Wir sind auf dem richtigen Weg, Fae.“
    „Und warum macht mir genau das Angst?“
    Sie drückte ihr Gesicht in sein Haar. Nein, sie wollte nichts mehr von solchen Dingen wissen. Sie wollte nur schlafen und träumen. In seinen Armen, den Schlag seines Herzens an ihrem Ohr, das sanfte Auf und Ab seiner Brust unter ihrer Hand. Es war tiefe Nacht, als sie wieder die Augen aufschlug und in Alexanders blasses Gesicht sah. Die Spuren vieler Tränen entstellten sein Gesicht. Er schien ein alter, verbitterter Mann zu sein, jeder Hoffnung beraubt. Wo war der fröhliche Mensch, der es einst geschafft hatte, sie selbst während der deprimierendsten Tage zum Lachen zu bringen?
    „Er hat mich geheilt“, sagte sie leise, um Kjell nicht zu wecken. „Ich bin wieder gesund.“
    Ihr Bruder antwortete eine Weile nichts, sondern sah sie einfach nur an. Und dann, als er endlich seine Sprache wiederfand, waren seine Worte so leise, dass sie sie kaum verstand: „Wie lange soll das Spiel noch weitergehen? Wie lange soll ich noch jeden Tag und jede Nacht damit rechnen, dass du stirbst? Ich bin stark, Fae, aber nicht so stark.“
    „Es geht mir gut. Solange er bei mir ist, kann mir nichts passieren.“
    „Und wie lange wird er bei dir sein? Irgendjemand hat versucht ihn zu töten, und dieser jemand wird nicht aufgeben. Ich habe einmal geglaubt, alles wäre endlich gut. Und was passierte? Kjell verschwand und dir ging es schlechter als vorher. All die Jahre, Fae! All die Zeit, in der ich vergeblich gehofft habe, es gäbe eine Rettung für dich. Hast du auch nur die leiseste Ahnung, wie das für mich war?“
    „Ja! Ich weiß, wie du gelitten hast. Glaube nicht, ich wäre auf deine Maske reingefallen. Es tut mir unendlich leid. Aber das ist jetzt vorbei. Vertraue mir.“
    Alexander gab nur ein Lachen von sich. Ein Lachen, das ebenso klang wie jenes, dessen bitteren Geschmack sie gerade noch in ihrer eigenen Kehle gespürt hatte. Dann stand er auf, ging aus dem Wohnzimmer und knallte die Tür seines Zimmers zu.
    „Was ist passiert?“, hörte sie Kjell schlaftrunken flüstern. „Was war das?“
    „Nichts.“ Fae drehte sich zu ihm um und zog die Decke über ihren Kopf. „Gar nichts. Schlaf weiter.“

~ Kjell ~
    „Du musst nichts tun, außer hier draufzudrücken“, erklärte Ukulele. „Es ist alles voreingestellt. Halte dich nur an die Tiefengrenze, okay? Und tu so, als hättest du die Kamera nicht dabei. Nimm die Zuschauer mit. Zeige ihnen das Meer, so wie du es siehst. Alles klar?“
    Kjell nickte, ohne den Blick von Fae abzuwenden. Ihr glückliches Strahlen stieg ihm wie ein Fieber zu Kopf. Wie sie da an der Reling stand, eingewickelt in einen dunkelgrünen Wollpullover, auf dem braune Kraken prangten, hätte er die Kamera am liebsten beiseite geworfen und wäre zu ihr gegangen, um das zu tun, was sie die gesamte letzte Nacht getan hatten.
    Fae hatte

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