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Die Seele des Ozeans (German Edition)

Die Seele des Ozeans (German Edition)

Titel: Die Seele des Ozeans (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Britta Strauss
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kichernd in sich zusammensank und mit der freien Hand über ihr nasses Gesicht strich.
    Wäre doch nur Kjell bei ihr. Sie wollte ihn küssen, ihn mit allen Sinnen spüren, als gäbe es kein Morgen. Sie wollte ihn lieben bis zur Besinnungslosigkeit, ihm alle zärtlichen Worte in die Ohren flüstern, die sie kannte. Mit ihm lachen, bis ihre Seiten schmerzten, ihn mit Stücken warmen Brotes füttern, spüren, wie er den Saft süßer, eingelegter Pfirsiche von ihren Fingern leckte. Sich unter einer Decke an ihn schmiegen, an seinem Hals schnuppern, die Finger in seine Haare graben und ihn mit ihrer Liebe überschütten. So wie er es bei ihr tat. Jeden Morgen beim Aufwachen und jede Nacht beim Einschlafen. Im Hafen ging sie zu jener ruhigen Stelle, an der sich hübsche, pastellfarbene Häuser dicht an das Wasser drängten. Dort setzte sie sich auf die Mauer und ließ die Beine über den Rand baumeln, ohne sich darum zu scheren, dass ihre schwarze Cordhose durchweichte. Im trüben Licht des Tages verwischten der Himmel und die von der Ebbe trockengelegte Bucht. Einzige Farbtupfer waren ein rotes Haus, das leuchtend zwischen seinen unscheinbaren Nachbarn stand, und ein altes Segelschiff von haargenau demselben Farbton. Schwäne und Möwen sprenkelten das monotone Grau mit hellen Tupfen, zurückgebliebene Wasserpfützen glänzten wie ausgegossenes Metall.
    Neben dem roten Segelschiff sah Fae zwei grüne Ruderboote, die festgetäut auf die Flut warteten. Es waren kaum Menschen unterwegs, nur drei Schatten liefen im Regen umher. Selbst die Möwen hockten tropfend auf Dachgiebeln und trockengelegten Steinen und ließen das Wasser mit stoischer Miene über ihr Gefieder rinnen.
    Fae gönnte sich noch Stings Fields of Gold , dann steckte sie den MP3-Player zurück in die Manteltasche, faltete den Schirm zusammen und tat es den Vögeln gleich. Die salzige Luft reinigte ihre Sinne, endlich kam sie zur Ruhe. Im trüben Grau verlor sich jeder Gedanke nach kurzer Zeit in erholsamer Gleichgültigkeit – bis ein alter Mann mit Krückstock auf sie zugeschlurft kam. Fae beobachtete ihn und fragte sich, ob Kjells Magie sie nicht nur gesund erhielt, sondern auch das verhinderte, wovor sie seit jeher Angst empfand.
    Das Altwerden.
    Konzentriert lauschte sie in sich hinein. Körperlich und geistig fühlte sie sich voller Energie, aber bedeutete das auch den Sieg über das Selbstmordprogramm ihrer Zellen? Fae malte sich aus, an Kjells Seite zeitlos die Jahrhunderte zu durchwandern. Etwas würde immer zwischen ihnen stehen, zu dieser Erkenntnis führte sie jeder Gedankenpfad. Ihm gehörte die Weite und Endlosigkeit des Meeres, sie war an das Land gebunden. Es sei denn, eines Tages würde ein neuer Schwarm aus dem Portal kommen. Ein Schwarm, der sie verwandeln konnte.
    Der Gedanke erfüllte sie mit tief schürfender Sehnsucht. Kein Verfall, kein Dahinsiechen. Die Freiheit der Ozeane für sie beide.
    Fae seufzte. Erstens wusste sie nicht, ob Kjell überhaupt unsterblich oder extrem langlebig war. Seine Lichtwesen waren erloschen, und wenn es wirklich so kam, wie sie es sich erträumte, würde das bedeuten, Alexander, Henry und Ukulele beim Sterben zuzusehen.
    Nach einigem Gedankenwälzen kam Fae zu der Erkenntnis, dass es ihr Sehnen nicht verminderte. War sie deshalb ein Egoist? War sie ein schlechter Mensch, weil sie jung bleiben und leben wollte, so lange wie es ihr gefiel?
    Wir wären für immer vereint. Wir könnten unzählige Abenteuer erleben. Wir könnten die Welt durchwandern, ohne einen Gedanken an vorüberfließende Jahre verschwenden zu müssen.
    „Sie sehen aus, als wären Sie verliebt.“ Die krächzende Stimme des alten Mannes zerriss ihre Gedankenwelt. Überrascht bemerkte Fae, dass der Greis tatsächlich die Mühe auf sich nahm, neben ihr in die Knie zu gehen und sich zu setzen. Seine braune Hose war so fadenscheinig wie sein gleichfarbiges Hemd und das schwarze Jackett, dessen Hornknöpfe an den letzten Fäden baumelten. Den Krückstock legte er auf die Steine, dann ließ er wie sie die Beine über den Mauerrand hängen und holte rasselnd Luft. Sein Kopf war beinahe kahl. Nur spärliche Strähnen weißen Haares bedeckten den schartigen, fleckigen Schädel, andere kringelten sich an seinem Kinn. So dünn wie sein Kopf- und Barthaar war, so buschig und ausufernd waren seine Augenbrauen. Eine Aura aus Schwäche und Müdigkeit umgab ihn und war so deutlich spürbar, dass Fae sich selbst benommen fühlte.
    Nein, ich will nicht so

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