Die Seele des Ozeans (German Edition)
Knurren von sich. „Das hoffe ich sehr für ihn.“
„Spinnst du? Er könnte gefährlich sein. Er könnte verrückt sein. Nein, ganz sicher ist er verrückt. Wenn er meine Hose und Henrys Hemd trug, bedeutet das, dass er vorher nackt herumgelaufen ist. Ich meine, er stand einfach so in unserem Wohnzimmer und …“
„Alex, er stand in unserem Wohnzimmer, weil ich ihn reingebeten habe. Und er trug eure Kleidung, weil ihm seine gestohlen wurde, als er schwimmen war.“
Ja ja, rede es dir nur selbst schön.
„Heißt das, er hat nackt bei uns geklingelt?“
„Nein. Er nahm sich vorher die Kleidung von der Leine und hat anschließend geklingelt, um sich dafür zu entschuldigen.“
„Ihm wurde also alles geklaut, ja?“ Alexander schnaufte spöttisch. „Kleidung und Geldbörse und alles, was er sonst noch so dabeihatte, als er im fünf Grad kalten Meer schwimmen war?“
Sie verdrehte die Augen. „Ich nehme es an.“
„Gut. Also wenn mir so was passiert, würde ich beim nächsten Haus klingeln und fragen, ob ich mal telefonieren dürfte. Oder ob mich jemand in die Stadt fährt und bei der Polizei absetzt. Ich renne nicht Hals über Kopf weg, sobald die Dame des Hauses männliche Unterstützung bekommt, und springe nackt ins Meer.“
Fae knirschte mit den Zähnen. Was zum Geier wollte Alexander hören? Ja, der Kerl war seltsam. Und jetzt? Wie sollte sie etwas erklären, dessen Unerklärlichkeit sie fast verrückt machte?
„Warte!“ Ihr Bruder rollte mit den Augen. „Lass mich raten. Genau das fasziniert dich an diesem Typen.“
Sie öffnete gerade den Mund zu einer bissigen Erwiderung, als Henry vor sie trat. Mit seinem schwarzen Hemd, den ungekämmten Haaren und den Augenringen sah er aus wie eine gerupfte, übernächtigte Krähe. Um seine Schultern hingen vier olivgrüne Taschen. Meine Güte, hatten die drei eine Weltreise vor?
„Ihr redet gerade von unserem Meerjungfraumann?“, fragte er. „Wenn du ihn findest, dann sag ihm, dass er mir ein neues Hemd kaufen darf.“
Fae würgte einen Augenblick lang an dem Wort Meerjungfraumann.
„Wo wir gerade beim Zusammenstauchen sind“, brachte sie schließlich hervor. „Erstens finde ich es nicht gut, dass ihr zum Wrack fahrt. Könnt ihr nicht was anderes filmen? Zweitens werde ich hierbleiben, und wenn ihr euch auf den Kopf stellt und mit dem Hintern Fliegen fangt.“
„Sie will hierbleiben?“ Ukulele runzelte die Stirn. Vom schweren Schleppen war sein Gesicht feuerrot. „Freiwillig?“
„Es ist dieser diebische Typ“, brummte Alexander. „Sie hofft, dass er wiederkommt.“
„Er ist kein Dieb!“ Fae verpasste ihrem Bruder einen Klapps auf den Oberschenkel. „Und hört auf, mich zu beglucken.“
„Sie hat recht.“ Henry grinste dreckig. „Lass ihr doch ein bisschen Romantik. Unser Dieb ist ein hübscher Kerl. Ein bisschen bleich und farblos, aber eindeutig ein Frauentraum.“
Alexander schnappte nach Luft. „Meine Schwester ist …“
„… in erster Linie eine Frau“, unterbrach ihn Ukulele. „Außerdem ist sie erwachsen. Jetzt lass sie in Ruhe und hör auf, dich wie eine Glucke aufzuführen. Fae wird schon wissen, was sie tut. Und wenn nicht, ist es ihre Sache. Sie ist kein Kind, das uns um Erlaubnis fragen muss.“
„Aber dieser Typ war seltsam.“
Ukulele gackerte und schlug sich mit beiden Händen auf den Bauch, dass seine ausladende Körpermitte nur so bebte.
„Das sagt der Richtige. Darf ich dich an unsere Studentenzeit erinnern? Du warst der verrückteste Typ auf der ganzen Uni. Keine Mutter mit Verstand hätte dir auch nur eine Sekunde lang ihre Tochter anvertraut, und wenn ich mich nicht irre, hat sich daran bis heute nichts geändert.“
Alexander zog eine Grimasse. „Wisst ihr was? Macht doch alle, was ihr wollt.“
„Sowieso“, gab Fae zurück. „Aber das mit dem Wrack gefällt mir nicht. Das Wetter ist viel zu unbeständig.“
„Das Wetter ist völlig okay“, widersprach Ukulele.
„Außerdem verlangt der Produzent die Wrackaufnahmen. Mach dir keine Sorgen. Wir gehen in jeder Hinsicht hundertprozentig sicher vor.“
„Nichts ist hundertprozentig sicher.“
Henry hob seinen freien Arm und wedelte damit herum. „Fuard ßiehcs dnu nema.“
„Ja ja“, stöhnte Ukulele.
„Was denn?“, feixte Henry. „Ist dein hawaiianisches Gehirn nicht komplex genug, um rückwärts gesprochene Sätze umzuwandeln? Ist es nicht mal komplex genug, um ein Harmoniebewusstsein zu entwickeln? Sieh dich an. Du trägst
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