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Die Seele des Ozeans (German Edition)

Die Seele des Ozeans (German Edition)

Titel: Die Seele des Ozeans (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Britta Strauss
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das?“
    „Nein“, knurrte er. „Ich verstehe überhaupt nichts. Und jetzt nimm deine Flossen von mir.“
    Kjell gehorchte wortlos. Als Alexander aufblickte, stand er wieder neben Fae. Beide sahen ihn an, einer ernster und sanfter als der andere.
    „Ich fühle mich gesund“, sagte seine Schwester. „Ich habe keine Schmerzen mehr. Es ist, als wäre der Tumor verschwunden. Mir geht es fantastisch, hörst du? Wenn Kjell bei mir ist, passiert etwas mit mir. Alexander, ich glaube …“ Sie atmete tief ein und schloss die Augen. Eine einzelne Träne lief ihr über die Wange. „Ich glaube, dass er mich heilen kann.“
    Etwas in ihm lief über, als er diese Worte hörte. Er schnappte nach Luft – und dann weinte er, dass es ihn schier zerriss. Alles, was er fühlte, war ein unglaublicher Druck, der sich mit einem Mal löste. Als wäre es der Körper eines anderen, sah Alexander sich selbst dabei zu, wie er zitternd und schluchzend in Faes Umarmung hing.
    Kjell, Ukulele und Henry umringten ihn, und er weinte, weinte immer heftiger, krümmte sich unter Qualen zusammen und hielt sich an Faes dünnem Körper fest.
    „Ich will dich nicht verlieren“, stammelte er atemlos. „Ich halte es nicht aus. Jeden Moment meines Lebens denke ich daran. Ich verfluche alles und jeden, ich krepiere fast vor Wut. Aber ich … ich kann es nie zeigen … ich konnte es nie zeigen. Ihr solltet nicht wissen, dass ich schwach bin. Immer spiele ich den Starken. Den großen Bruder, der alles erträgt. Aber das bin nicht ich, Fae. Ich weiß nicht, wann ich das letzte Mal richtig geschlafen habe. Sobald ich alleine bin … nein, nein … dir geht es auch so schon schlecht genug. Oh Gott, ich weiß nicht, was ich machen soll, wenn du … ich ertrage es nicht. Und jetzt kommt auch noch er. Das ist alles zu viel.“
    Verflucht, warum sagte er das alles? Egal, es fühlte sich gut an. Verdammt gut. Endlich war es raus.
    Idiot! Jetzt kannst du es nicht mehr rückgängig machen. Jetzt weiß sie, wie es in dir aussieht. Und was jetzt? Es wird ihr deswegen noch schlechter gehen.
    Plötzlich war da wieder diese hypnotische, weiche Stimme. Ihr Klang gab ihm das Gefühl, alles würde gut werden.
    „Ich weiß nicht, ob ich Fae heilen kann. Aber ich werde es versuchen.“
    „Wie?“, brachte er nur hervor.
    „Spürst du das?“ Die Kreatur legte eine Hand auf seine Wange. Es war eine Berührung, so sanft wie ein Luftzug, und als er die Wärme spürte, die von Kjells Fingern ausging und prickelnd in seine Haut hineinsank, seine Nerven zum Glühen brachte und wie hauchfeiner, elektrischer Strom in sein Gehirn drang, begannen seine gerade versiegten Tränen erneut zu fließen.
    Mit einem Keuchen stieß er Kjells Hand weg.
    „Lass meine Schwester in Ruhe! Wir wissen nicht, wer oder was du bist, wir wissen gar nichts über dich.“
    „Alexander!“, grollte Ukulele. „Es ist Faes Entscheidung. Wenn sie ihm vertraut, sollten wir es auch tun. Was hast du vor, Kjell?“
    „Wir müssen zum Strand. Ins Wasser.“
    „Sehen wir dann deine wirkliche Gestalt? Vorher kann ich es nicht glauben. Nicht wirklich. Wenn du verstehst, was ich meine. Ich glaube an alles Mögliche, aber überzeugt bin ich erst, wenn ich es berühren kann.“
    „Geht mir genauso“, nuschelte Henry. „Ich muss es sehen. Auch wenn ich wahrscheinlich an einem Herzinfarkt krepiere.“
    Alexander würgte an seiner Wut. Aber warum war er wütend? Weil er nicht begriff, was hier geschah? Weil seine ganze Welt auf den Kopf gestellt und durchgeschüttelt wurde? Weil er Angst hatte, zu hoffen?
    Faes Blick wanderte von einem zum anderen. „Ihr müsst mir zuerst schwören, dass ihr sein Geheimnis für euch behaltet. Schwört es mir bei allem, was euch heilig ist. Das hier bleibt unter uns.“
    Ukulele und Henry tauschten Blicke aus. Was seine Freunde dachten, wusste Alexander nicht. Sein Gehirn war zu benommen, um an mehr als an das Wort Heilung zu denken.
    Heilung …
    Das würde das Ende seiner Angst bedeuten. Aber wenn er jetzt hoffte, und wenn diese Hoffnung zerstört werden würde … seine Gedanken verschwammen in einem betäubenden, finsteren Strudel. Es gelang ihm kaum, aufrecht sitzen zu bleiben.
    „Hör zu, Kjell.“ Es erforderte den letzten Rest Selbstdisziplin, die Worte verständlich auszusprechen. „Wenn auch nur die geringste Möglichkeit besteht, meiner Schwester zu helfen, dann schwöre ich alles, was du willst. Bei mir ist dein Geheimnis sicher. So wahr mir Gott helfe. Es tut

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