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Die Seele des Ozeans

Die Seele des Ozeans

Titel: Die Seele des Ozeans Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Britta Strauß
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sie sein. Ob es nun vom Schicksal gewollt war oder nicht, Fae hatte eine Sucht in ihm ausgelöst, die es ihm unmöglich machte, sich von ihr zu lösen. Selbst der Gedanke, es jemals in Betracht gezogen zu haben, erschien ihm inzwischen ungeheuerlich.
    Ich liebe dich, formte er stumm mit seinen Lippen.
    Oh ja, diese drei wundersamen Worte, die sie ihm gestern Nacht ins Ohr geflüstert hatte. Kjell seufzte. Ihr warmer Körper, ihre weiche Haut. All die kleinen, zarten Geräusche, die sie von sich gab, wenn sie sich liebten. Nach dem, was sie miteinander geteilt hatten, war er vollkommen und unwiderruflich in Faes Gewalt.
    Sie küsste die Innenfläche ihrer Hand und streckte sie ihm mit einem seligen Lächeln entgegen.
    In Kjells Hals grollte ein Knurren. Wäre es nur schon Abend. Er wollte zwischen den Kissen im Dachzimmer liegen und Faes Körper vor sich sehen. Im Geiste beugte er sich bereits über sie, küsste ihre Lippen, ihre Brüste, ihre Schenkel. Schmeckte, roch und atmete sie.
    Beim Knurrhahn, er fühlte sich wie ein brodelnder Unterwasservulkan.
    „In ein paar Stunden bin ich wieder hier.“ Seine Stimme klang kratzig und ungewohnt tief. Fae wand sich genüsslich, als hätte sie seine Gedanken gespürt. Sie sorgte sich um ihren Bruder, sie hatte Angst vor dem, was vielleicht kommen würde, aber all das war schwächer geworden. Was zwischen ihnen war, ließ so viel in den Hintergrund rücken.
    Du bist hier nicht zuhause, beharrte eine Stimme in ihm. Du gehörst an einen anderen Ort. In eine andere Welt. Sie macht dich so verrückt, dass du seit zwei Tagen nicht mehr im Wasser warst.
    Kjell hob seine freie Hand und musterte die trockene, pergamentartige Haut. Ja, Fae ließ ihn alles Mögliche vergessen, und das Gefühl, nicht hierher zu gehören, war immer noch allgegenwärtig. Aber es bedeutete ihm nichts mehr.
    Der silbergraue Himmel und die blasse Sonnenscheibe verwandelten das ruhige Meer in fließendes Metall. Sein Körper schrie nach der lange hinausgezögerten Verwandlung, seine Rippen schmerzten, als könnte es sein Fleisch nicht erwarten, endlich aufzuklaffen und die Kiemen zu entblößen.
    Den Tag würde er im Meer verbringen, die Nacht im Dachzimmer. Beide Aussichten erfüllten ihn mit wilder Freude. Als er noch einmal seine Lungen mit Luft füllte, roch er ganz leicht den Duft von Schnee. Vielleicht würden sie heute Nacht gemeinsam durch das Fenster den Flocken zusehen, während ihr nackter Körper in seinen Armen lag.
    Oh ja, für sie zu sterben, wäre der schönste aller Tode. Er erinnerte sich daran, wie das Leben aus ihm herausgeflossen war, so als wäre die Seelenkraft ein Strom und sein Körper ein gebrochener Damm. All diese Lebendigkeit in Fae hineinströmen zu lassen, war das Erfüllenste gewesen, das er je empfunden hatte.
    Kjell starrte auf die beiden sanften Wölbungen, die sich unter ihrem Pullover abzeichneten. Die Fransen des Schals wehten im Wind und strichen liebkosend darüber. Ihm lief das Wasser im Mund zusammen.
    „Schluss mit dem Geflirte.“ Ukulele klopfte ihm auf die Schulter. „Mach dich auf den Weg. Wir sehen uns heute Abend.“
    Kjell nahm die Kamera und kletterte die Leiter hinunter. Als er sich in das Wasser gleiten ließ und ein erlösender Schauer durch seinen ausgetrockneten Körper ging, heftete sich Faes Blick auf ihn. Sehnsüchtig lächelte sie ihm zu.
    „Sobald es wärmer wird, nehme ich dich mit.“
    Ihre Augen leuchteten auf. „Ins Meer?“
    „Überall hin. Es gibt so viel, was ich dir zeigen will.“
    „Was du uns zeigen willst“, korrigierte Ukulele. „Sobald sich Alexander wieder eingekriegt hat, legen wir los. Wir alle zusammen natürlich. Das wird der Hammer.“
    „Glaubst du denn, er kriegt sich wieder ein?“, fragte Fae.
    „Ganz sicher. Wart’s nur ab. Er braucht ein bisschen Zeit für sich, aber ich verwette meine letzte Toffifee-Schachtel, dass er bis zum Wochenende sein dreckiges Grinsen wiedergefunden hat.“
    Kjell rückte die Kamera unter seinem Arm zurecht und spürte einen hauchfeinen Stich in seinem Inneren, als Fae zu Ukulele ging und ihn umarmte. War es das, was die Menschen Eifersucht nannten? Nicht gerade angenehm, mit solch einem Gefühl zu schwimmen, noch dazu bepackt mit dieser merkwürdigen Kamera.
    Endlich schloss sich das Wasser über seinem Kopf, und sein Körper begann fast augenblicklich, sich zu verwandeln.
    Nach mehreren Tagen in menschlicher Gestalt war jedes Detail dieses Prozesses wie ein Feuerwerk der Gefühle,

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