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Die Seele des Ozeans

Die Seele des Ozeans

Titel: Die Seele des Ozeans Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Britta Strauß
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die Augen, um zu demonstrieren, dass ihr nicht der Sinn nach reden stand. Schon gar nicht, wenn es um diesen dutzendfach durchgequirlten Brei ging. Oh ja, sie hatte nachgedacht. Viel zu viel. Sie hatten alle darüber nachgedacht. Aber was zum Teufel sollte sie tun?
    „Wir sind so lange hier eingesperrt“, beschwerte sich Henry, „bis der ominöse Fischfleischliebhaber enttarnt und gefasst wurde.“
    „Falsch.“ Fae hielt die Augen geschlossen. „Kjell und ich sind so lange eingeschlossen. Ihr könnt tun, was immer ihr wollt.“
    „Und lassen euch hier allein? Vergiss es. Wenn es wenigstens ordentliches heißes Wasser gäbe und nicht nur diese lauwarme Brühe.“
    „Dann repariert das Heizgerät. Geld habt ihr doch genug.“
    „Falsch.“ In Henrys Schnaufen lag der ganze Frust von tagelangem Dauerregen, Langeweile und Ratlosigkeit. „Wir hatten genug Geld. Es ist ziemlich lange her, dass wir was abgeliefert haben, und die Erbschaft eurer Eltern schwindet schneller, als uns lieb ist.“
    „Was ist mit den Aufnahmen, die Kjell uns besorgt hat?“
    „Oh ja.“ Henry rollte mit den Augen. „Was ist damit? Alexander hat sie auf seinem privaten Speicherstick abgeladen und hütet das Ding wie seinen Augapfel. Er will es erst rausschicken, wenn alles fertig ist, und dazu fehlt uns noch einiges an Filmmaterial.“
    „Dann ab auf das Schiff mit euch. Verschwindet. Geht eurer Aufgabe nach. Ihr habt jahrelang ohne übersinnliche Hilfe gefilmt.“
    „Vergiss es“, wiederholte Henry. „Alexander lässt dich hier nicht allein zurück. Wenn Kjell sich wenigstens erinnern könnte. Es muss ein Mensch gewesen sein, und einen Menschen kann man dingfest machen. Es sei denn, deine Sardine hat Neptun verärgert, und der Stich stammte nicht von einem Messer, sondern von der Spitze eines Dreizacks. Dann wird es allerdings kompliziert. Wie tötet man einen Meeresgott?“
    Fae fuhr hoch und bleckte die Zähne. „Das ist nicht witzig, Henry. Was sollen wir denn machen? Ihn aussetzen? Ihn fortjagen? Abgesehen davon bin ich kein hilfloses Ding, das bemuttert werden muss. Fahrt zurück, macht eure Aufnahmen. Wir kommen klar.“
    „So einfach ist das nicht. Es geht auch um Kjell. Er will ins Meer, traut sich aber nicht. Stattdessen wird er zum zahmen Süßwasserfisch. Am schlimmsten ist es für ihn, und auf Dauer wird er es nicht ertragen. So sehr er dich auch liebt.“
    Sie zog die Decke wieder über ihren Kopf. „Ja, ja, ja. Verdammt und zugenäht.“
    Oh, sie konnte es nicht leiden, wenn Henry recht hatte. Kjells erste Versuche, mit dem Süßwasser des Lough Corrib zurechtzukommen, waren in einem Desaster geendet. Es hatte ihm tagelange Übelkeit beschert, von dem Ausschlag ganz zu schweigen, der seinen ganzen Körper überzogen hatte. Inzwischen machte es ihm zwar nichts mehr aus, aber der Weg dahin war schmerzhaft und frustrierend gewesen. Jede Stunde seines Leids hatte zu ihr gesagt: Was macht ihr hier? Das ist idiotisch und ganz nebenbei nicht artgerecht.
    Aber, flößte Fae sich selbst Mut ein, mittlerweile genießt er es, im See herumzuschwimmen. Es macht ihm Freude, und es ist sicherer, als im Meer einem Ungeheuer und einem geisteskranken Mörder ausgeliefert zu sein.
    Zu einer Dauerlösung taugte es dennoch nicht. Plötzlich machte es sie wahnsinnig, hier zu liegen. Verglichen mit dem Haus am Strand war diese Kaschemme winzig und schlecht ausgestattet. Kaum mehr als eine Wochenendhütte in einer Nebenstraße der Stadt. Nicht weit genug von der Hauptstraße entfernt, um dem Verkehrslärm zu entgehen, und nicht nah genug am Wasser, um es vom Fenster aus zu sehen. Es gab keine Wanne, aber dafür einen uralten Durchlauferhitzer, der gerade mal zehn Sekunden lang heizte und einem danach das Gefühl gab, unter einem arktischen Wasserfall zu duschen. Im winzigen Garten gab es nicht mal einen Baum, nur links und rechts der Straße wuchsen ein paar verkümmerte, unglückliche Platanen. Fae fühlte sich eingesperrt. Von allem abgeschnitten. Und sie wollte verdammt noch mal das Meer sehen.
    Entschlossen stand sie auf und warf Henry einen drohenden Blick zu. „Ich vertrete mir die Füße. Versuche ja nicht, mich aufzuhalten.“
    „Du weißt, dass Alexander das nicht will.“
    „Na und? Ich gehe zum Hafen. Nur für eine halbe Stunde. Was soll mir schon passieren? Selbst bei dem Sauwetter sind immer noch genug Menschen unterwegs.“
    „Schon mal Horrorfilme gesehen? Und schon mal analysiert, was denen passiert, die fragen, was

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