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Die Seele des Ozeans

Die Seele des Ozeans

Titel: Die Seele des Ozeans Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Britta Strauß
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Empfindung floss durch ihre glühenden Fingerspitzen, brachte ihre Nervenbahnen zum singen und trieb ihr die Tränen in die Augen. Er fühlte sich gut an. So unglaublich gut! Fae schmiegte ihre Hand um die Beugung seines Halses. So warm!
    Mit einem verzweifelten Aufschrei sprang sie auf, stürzte zum Fenster hinüber und presste ihre Stirn an die Scheibe. Das Glas war eiskalt. So kalt, wie Kjell warm gewesen war.
    „Nein!“ Tränen rannen über ihre Wangen. Sie konnte sie nicht mehr zurückhalten. „Es kann nicht sein! Es kann nicht …“
    Ihre Worte gingen in unkontrolliertem Schluchzen unter.
    Nicht noch eine Hoffnung …
    Als sie Hände spürte, die sich um ihre Schultern legten, gaben die Beine unter ihr nach. Kraftlos sank sie zu Boden, wurde aufgefangen und an eine warme Brust gedrückt.
    Es kann nicht sein! Unmöglich!
    „Das Licht hat mich geheilt.“ Weiche Lippen streiften ihr Ohr. Eine Hand strich über ihren Rücken. So sanft und tröstend, dass der Schmerz wie eine Schlagfalle zuschnappte und ihr einen heiseren Schrei entlockte. „Vielleicht kann es auch dich heilen.“
    „Das kann es nicht.“
    „Willst du nicht leben? Willst du es nicht einmal versuchen?“
    Sie wehrte sich gegen jede Hoffnung, und doch drang sie wie ein schleichendes Gift in ihren Geist.
    Nachdem wir uns das erste Mal begegnet sind, wurde mir kalt. Es ging mir viel besser. Jetzt, wo wir uns nahe sind, spüre ich wieder Wärme.
    Die Schmerzen sind fort. Der Schwindel ist fort.
    Vielleicht … vielleicht kann er wirklich …
    „Ich habe so vieles versucht, verstehst du? Wir waren bei tausend Ärzten, ich habe tausend Untersuchungen über mich ergehen lassen, wir sind durch die ganze Welt gereist, um irgendwo jemanden zu finden, der mir helfen kann. Ich habe es mit Esoterik und Wunderheilern versucht, ich habe sogar versucht, mit Engeln zu channeln, aber der Tumor wuchs trotzdem weiter. Er wurde einfach immer größer.“ Ihre Finger krallten sich so fest in seinen Rücken, dass sie ihm vermutlich wehtat. Doch Kjell rührte sich nicht. Er stand einfach nur da und hielt sie fest. Ließ sie seine warme Haut spüren, ließ sie seinen Geruch einatmen. Ließ sie spüren, dass sie lebte.
    „Ja, verdammt“, keuchte sie hervor. „Ich will nicht sterben! Aber wenn es wieder vergeblich ist … ich halte das nicht nochmal aus.“
    Und was habe ich zu verlieren, wenn ich es versuche? Gar nichts.
    Behutsam nahm er ihr Gesicht zwischen seine Hände. Fae spürte, wie ihr Körper einfach unter ihr wegschmolz. Sie zerfloss zu warmem, weichem Wasser, das durch seine Finger strömte.
    „Fae.“ Er raunte es so leise, so warm in ihr Ohr. „Ich will, dass du lebst.“
    „Warum?“, kam es kraftlos über ihre Lippen.
    „Weil ich nicht länger allein sein will.“
~ Alexander ~
    Langsam, aber sicher, verlor er die Nerven. Henry klickte und klickte und klickte schon seit Stunden. Aber alles, was sie sahen, waren irgendwelche dunklen Schlieren, ein paar Algenbärte und das, was Ukulele als helles Husch bezeichnete.
    Alexander spuckte einen Fluch aus.
    Das konnte einfach nicht wahr sein! Sie mussten etwas finden. Verflixt, wozu war all sein Erspartes für ein mordsmäßig teures Equipment draufgegangen, wenn alles, was sie nach stundenlangem Geklicke sahen, ein helles Husch war?
    „Henry!“, fauchte er. „Mach diesen unerträglichen Krach aus. Da kann sich doch keiner konzentrieren.“
    „Ich schon. Außerdem ist das kein Krach, das ist AC/DC.“
    „Mir egal. Mach es aus.“
    „Wir könnten Slim Whitmans auflegen.“ Ukulele saß wie ein riesiger knallbunter Kürbis in seinem Sessel und schaufelte etwas in sich hinein, wovon Alexander allein vom Ansehen übel wurde. „Anschließend sehen wir zu, wie sein Marsianergehirn platzt.“
    „Sehr witzig.“ Henry stöhnte, griff nach der Fernbedienung und ließ mit einem Knopfdruck himmlische Ruhe einkehren. „Bitte sehr, die Herren. Zufrieden? Was isst du da überhaupt? Sieht aus wie ein Lovecraft-Monster.“
    „Bandnudeln mit Meeresfrüchten“, mampfte der Hawaiianer mit vollem Mund. „Willst du was?“
    Henry antwortete mit einem würgendem Geräusch und einer theatralisch heraushängenden Zunge.
    „Zeig endlich, was du drauf hast“, knurrte Alexander.
    „Gerne. Sobald jemand den Kater ausgestellt hat.“
    „Den Kater?“
    „Falls es dir noch nicht aufgefallen ist, er zieht seit einer halben Stunde seine Kreise vor der Tür und miaut sich die Seele aus seinem kleinen, haarigen

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