Die Seele heilen
Teambildungswochenende angemeldet. Da in den Tagen davor ziemlich viel los war, hatte ich aber gegen Ende der Woche Sehnsucht nach Ruhe und ich meldete mich spontan wieder ab. Daraufhin plagte mich das schlechte Gewissen, denn ich hatte nicht zu meinem Wort gestanden und einige mir bekannte Mitteilnehmer versetzt. Außerdem wurde mir nach der Abmeldung klar, dass ich mir damit die Chance genommen hatte, vielleicht etwas Nettes zu erleben und einige Beziehungen zu verbessern. Also wollte ich doch wieder mit, aber jetzt war es für eine erneute Anmeldung zu spät.
Nun machte ich mir Vorwürfe, weil ich meine Entscheidung zu unbedacht gefällt hatte, und ich grübelte darüber nach, was ich wann hätte anders machen können. Und dann stieg auch noch die Angst in mir auf: »Ist das ein drohendes Anzeichen für eine neue depressive Phase?«
Das dauernde Hin und Her bei der doch recht simplen Frage: »Teambildungswochenende – ja oder nein?« hatte mich unglaublich viel Nerven gekostet. Der emotionale Aufwand, der damit verbunden war, stand in keinem Verhältnis zum Anlass. Wäre ich einfach bei meiner Entscheidung geblieben, hätte ich mir die ganze Energieverschwendung sparen können und vielleicht ein vergnügliches und bereicherndes Wochenende erlebt.
Interessanterweise erwies sich meine Entscheidung gegen den Ausflug im Nachhinein aber doch als richtig. Ich bekam nämlich am Wochenende eine richtig heftige Erkältung.
3. Man kann nicht alles haben: Manche Entscheidung kostet natürlich ihren Preis. Wenn ich mich zum Beispiel entschließe, an einer Fortbildung teilzunehmen, werde ich damit meinen Horizont erweitern und mir interessantes Wissen aneignen, muss aber in Kauf nehmen, dass ich weniger Freizeit habe. Ich habe nun die Wahl, wohin ich meine Aufmerksamkeit lenken will: Ich kann entweder den ungelebten Möglichkeiten, die durch die Entscheidung auf der Strecke geblieben sind, nachtrauern. Oder ich versuche, vor allem das Positive, das aus meiner Entscheidung folgt, ganz bewusst wahrzunehmen. Letzteres fühlt sich angenehmer an und ist auch der seelischen Gesundheit zuträglicher. Wenn ich mich also beispielsweise für einen Ausflug entscheide, muss ich die Hausarbeit und die Korrekturarbeiten für die Schule am Abend erledigen. Ich versuche dann, den Ausflug zu genießen und die Arbeit später ohne Groll zu erledigen. Eine solch weise Einstellung gelingt mir nicht immer – aber immer öfter.
4. Sich keine Schuldgefühle einreden: Auch wenn ich versucht habe, meine Entscheidung wohlüberlegt zu fällen, kann sich diese dennoch gelegentlich im Nachhinein als falsch erweisen. Solche Situationen sind immer noch eine Herausforderung für mein seelisches Gleichgewicht, da ich sehr dazu tendiere, »Schuld« bei mir zu suchen und über mein »Fehlverhalten« nachzugrübeln. Es ist schwierig für mich auszuhalten, wenn ich durch meine Fehlentscheidung eine Chance verpasst habe, oder sich negative Folgen für mich, oder schlimmer noch, für meine Mitmenschen ergeben. Wenn mich die Schuldgefühle dann allzu sehr plagen, versuche ich, sie genau zu analysieren. Zunächst frage ich mich, ob ich wirklich Schuld habe. Allzu oft fühle ich mich nämlich für Dinge verantwortlich, für die ich nichts kann. Wenn ich erkenne, dass ich nicht allmächtig bin und somit auch das Wohlbefinden meiner Mitmenschen gar nicht in dem Maße beeinflusse, wie es mir mein Schuldgefühl einreden will, dann brauche ich mich auch nicht mehr so sehr für die negativen Folgen einer etwaigen Fehlentscheidung verantwortlich zu fühlen. Und wenn ich lerne zu akzeptieren, dass es zur menschlichen Natur gehört, Fehler zu machen, dann brauche ich wegen einer falschen Entscheidung nicht so sehr mit mir zu hadern.
Für das Wetter kann ich nichts
Letztes Jahr lud ich zu meiner Geburtstagparty einige Freunde zum Schlittschuhlaufen ein. Leider war das Wetter nicht so gut wie vorhergesagt, es fing an zu schneien und war ziemlich kalt. Die meisten meiner Gäste hatten Spaß an der Bewegung auf dem Eis. Einige hatten aber keine Schlittschuhe dabei und standen frierend am Rand, was mir ein schlechtes Gewissen machte. Statt mich an meiner Feier zu freuen, grübelte ich darüber nach, ob ich nicht lieber zu Hause hätte feiern sollen. Und wenn sich jemand erkältete, wäre ich ja schuld daran.
Dem ist natürlich nicht so. Erstens bin ich nicht für das Wetter verantwortlich und zweitens ist jeder sein eigener Herr und kann selbst entscheiden, ob er bei
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