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Die Seele heilen

Die Seele heilen

Titel: Die Seele heilen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Wehner-Zott , Hubertus Himmerich
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Depression stationär behandelt wird, dann kann das Kind – wenn es das wünscht und Ihrer Meinung nach verkraften kann – Mutter oder Vater besuchen. Für Kinder bis zur Pubertät ist es nämlich wichtig, zu wissen, wo die Eltern sich befinden. Und Stationen, in denen Depressive betreut werden, sind so organisiert, dass das Kind, wenn es die Klinik gesehen hat, beruhigt ist und Mama oder Papa gut aufgehoben weiß.
    Wenn die depressiven Symptome abnehmen, ist es zudem hilfreich, wenn das Kind miterleben kann, wie aus dem »komischen« Elternteil wieder langsam jener Mensch wird, den es so liebt. Deshalb sind weitere Besuche sehr wichtig.

    Kochen auf der »Depri-Station«
    Besonders gern mochte unser jüngster Sohn das gemeinsame therapeutische Kochen, das einmal in der Woche auf meiner »Depri-Station« stattfand. Da wir alle schon auf dem Weg der Genesung waren, konnte er beim Gemüseschnippeln und Puddingkochen sehen, dass Depressive nicht immer nur schwermütig oder in seinen Worten »komisch« waren, sondern auch über ganz normale Dinge sprachen. Und bei einem gemeinsamen Kinobesuch – wir sahen »Wer früher stirbt, ist länger tot« – erlebte er, dass auch wir, so wie er, an den lustigen Stellen lachten. Schließlich nahm er nicht mehr zur Notlüge »Grippe« Zuflucht, wenn ihn jemand nach mir fragte, sondern erklärte souverän: »Die Mama hat eine Depression, aber es geht ihr schon wieder besser.«

    Manche psychiatrischen Kliniken haben auch eine Mutter-Kind-Einheit, wo eine Mutter, die an Depression erkrankt ist, zusammen mit einem Säugling oder Kleinkind aufgenommen werden kann.
    Wenn eine alleinerziehende Mutter oder ein alleinerziehender Vater depressiv wird und die Versorgung der Kinder nicht mehr gewährleistet ist, ist zu überlegen, ob Sie eventuell das Jugendamt um Hilfe bitten.
Kinder ab der Pubertät
    Auch für ältere Kinder ist es wichtig, ihnen das Krankheitsbild der Depression zu erläutern. Sie können aber schon tiefer gehende Informationen, wie den Zusammenhang zwischen einem Ungleichgewicht im Stoffwechsel der Neurotransmitter und den depressiven Verstimmungen nachvollziehen ( siehe [→] ).
    Echte Helden
    Dennoch, auch für Kinder in und nach der Pubertät ist die Erkrankung eines Elternteils immer noch erschütternd. Sie leben allerdings auch schon ein Stück weit ihr eigenes Leben und spüren nicht nur den Schock, sondern auch die unangenehmen praktischen Folgen, die eine Depression für sie persönlich mit sich bringt. Gerade wenn der Elternteil, der im Normalfall den Hauptteil der Fürsorge trägt, erkrankt, wird oft ganz selbstverständlich erwartet, dass die älteren Kinder in die Bresche springen und die Dinge erledigen, um die sich vorher der oder die Erkrankte gekümmert hat. Die Jugendlichen werden dies in den meisten Fällen tun und sie können daran auch wachsen. Eine solche Aufgabe kann sie jedoch auch überfordern. Es handelt sich also um eine ernsthafte Herausforderung für Heranwachsende. Erkennen Sie deshalb ihre Bemühungen an, ohne sie zu bemitleiden, und sparen Sie nicht mit ernst gemeintem Lob. Dann werden sich Ihre Kinder nicht als arme Opfer fühlen, sondern als echte Helden.
    Motivationshilfe
    Auch Jugendliche können Angst vor einer psychiatrischen oder psychosomatischen Klinik haben. Stärken Sie deshalb ihren Mut, diese Angst zu überwinden, und ermutigen Sie ältere Kinder zum Besuch des kranken Elternteils, wenn sie dessen Nähe suchen.
    Wenn die Eltern-Kind-Beziehung im Wesentlichen intakt ist und der Jugendliche dennoch den Besuch immer wieder verschiebt, kann das verschiedenen Gründe haben: Vielleicht ist ihm die Erkrankung des Familienmitglieds peinlich, aus Angst vor einer psychiatrischen Klinik, aus mangelndem Antrieb oder weil er nicht einschätzen kann, wie seine kranke Mutter oder sein kranker Vater reagieren wird. In diesem Fall dürfen Sie durchaus Motivationshilfe leisten. Heranwachsenden tut das Gefühl gut, etwas Sinnvolles geleistet zu haben. Und wenn sie den Besuch bei dem Erkrankten gut hinter sich gebracht haben, können sie stolz auf sich sein. Außerdem haben sie etwas Licht in die Dunkelheit der Depression ihres Angehörigen gebracht. Bestehen Sie aber nicht auf Pflichtbesuchen, womöglich noch zu einer von Ihnen bestimmten Zeit, sondern vertrauen Sie auf die Kreativität des Nachwuchses. Jugendliche finden einen Weg, dem Erkrankten eine Freude zu machen, vielleicht auf eine Art, die Ihnen als Erwachsener nie eingefallen

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