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Die Seelen im Feuer: Historischer Roman (German Edition)

Die Seelen im Feuer: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Seelen im Feuer: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Weigand
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Bibliothek. Er trug seine Amtstracht: Den breitkrempigen, flachen scharlachroten Hut, den stolaartigen roten Überwurf mit vielen winzigen Knöpfen, der bis zur Brust reichte, darunter ein weißes Spitzenhemd bis zu den Knien und darunter wiederum einen roten Rock, der fast bis zum Boden fiel.
    »Ihr seid mir schon schriftlich von Eurem Herrn avisiert worden«, begrüßte Spada seinen Gast ohne Umschweife in stark eingefärbtem Deutsch. »Berichtet!«
    Stürmer räusperte sich. »Eminenz, ich bin seit vier Tagen in der Stadt. So schnell es ging, habe ich Verbindung mit Pater Kircher aufgenommen, dem Mann, den die Gesellschaft Jesu hierher geschickt hat und den ich verfolgen soll. Wir haben, so könnte man sagen, Freundschaft geschlossen, und er erzählte mir den Grund für seinen Besuch in Rom. Ganz offenbar gibt es unter den Jesuiten führende Köpfe, die sich gegen die Hexenprozesse in Deutschland wenden, allen voran Professor Adam Tanner in Hall. In dessen Auftrag will sich Kircher mit dem Generalvikar besprechen und die weitere Gangart der Gesellschaft Jesu in dieser Angelegenheit festlegen. Kircher hat irgendein Manuskript bei sich, das er Vitelleschi vorlegen soll. Über dessen Verfasser und Inhalt schweigt er sich allerdings bisher aus.«
    Spada rieb sich das Kinn. »Und was beunruhigt nun meinen alten Freund Friedrich Förner an dieser Sache so sehr?« Der Kardinal kannte den Weihbischof von dessen Zeit am Collegium Germanicum her; damals war zwischen den beiden eine Freundschaft entstanden, die sich in Form von regelmäßigen Briefen über die Jahre erhalten hatte.
    »Nun, dieser Jesuit hat noch einen zweiten Auftrag. Er soll eine päpstliche Verfügung erwirken, die es dem Fürstbischof von Bamberg verbietet, die Hexenprozesse weiterzuführen. Es geht um einen ganz bestimmten Fall, aber auch um die Praxis der Prozessführung generell. Wenn dies gelänge, würde es für die Herrschaft des Katholizismus in Bamberg unabsehbare Folgen haben.«
    Spada nickte. »Mein alter Freund Förner hat mich gebeten, Euch all meine Unterstützung angedeihen zu lassen. Nun, die sollt Ihr haben. Was innerhalb der Gesellschaft Jesu geschieht, kann ich zwar nicht beeinflussen, doch ich werde mein Bestes tun, um zu verhindern, dass dieser Jesuit bis zu Seiner Heiligkeit vordringt. Wenn Ihr Geld oder sonst etwas benötigt, steht es Euch zur Verfügung. Und selbstverständlich könnt Ihr über mich Nachrichten nach Deutschland befördern lassen – die Brieftauben des Sant’Offitio sind die schnellsten und zuverlässigsten in ganz Rom, und sie fliegen Köln an.«
    »Ich danke Euch.« Lorenz Stürmer verbeugte sich knapp. Dann verließ er den Palazzo Spada wieder durch die Seitenpforte. Gutgelaunt überquerte er die Via Capo di Ferra und schlenderte dann lässig in Richtung Campo di Fiori. Es sah so aus, als würde es ein Kinderspiel sein, die Pläne der Jesuiten zu vereiteln.

    Derweil hatte Pater Kircher eine erste Unterredung mit Mutio Vitelleschi. Der bald siebzigjährige Generalvikar, ein Römer mit aristokratischem Aussehen, war für seine praktische Vernunft, sein versöhnliches Wesen und sein mildes Herz bekannt. Er hatte Adam Tanner vor Jahren einmal kennengelernt und bewunderte ihn als streitbaren Theologen. So rannte der Besucher aus Bamberg mit seinem Anliegen offene Türen bei Vitelleschi ein, der ohne Zögern zusagte, alles in seiner Macht Stehende zu tun, um zu helfen. Er nahm das Manuskript des Friedrich Spee entgegen mit dem Versprechen, es sofort zu lesen. Auch Pater Kircher war deshalb an diesem Tag ausgesprochen guter Dinge. Er hoffte nur, dass seine Mission in Rom nicht zu lange dauern würde, und beim Gedanken an Dorothea Flock und die anderen Elenden, die daheim im Malefizhaus lagen, wurde ihm dann doch wieder schwer ums Herz. Gebe Gott, dachte er, dass unserer Sache Erfolg beschieden sei.
    Klage der Elisabeth Pröll, Büttnerswitwe vom Kaulberg, vom 18.April 1631
Günstiger Herr Richter und Schöpffen, Ich clage wider eine gegenwärtig noch nit vor Gericht gebrachte Person der Mißethat halber, so sie mit der Zauberey geübt. Ich bin ein recht eiffrig catholisches Weib, gesegnet mit Sohn unnd Enckel und eim guthen Außkommen, und bin mein Lebtagk gotsfürchtig und fromm geweßen. Aber itzo haben Sathans böße Werck auch mich und die Meinen getroffen, aus welchem Grundt ich nun Antzeig machen will.
Es hat sich begeben zu Weihnachtten, da ist unßer altt Nachbarsweib, die Rößleins Barb, vor die Thür kommen

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