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Die Seelen im Feuer: Historischer Roman (German Edition)

Die Seelen im Feuer: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Seelen im Feuer: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Weigand
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und hat Eier fürs Nachtmahl leihn wolln. Die Barb ist eine, die stets kombt und begehrt, und gibt man ir ein Mal, so kombt sie immer wieder. Weiln nun keine Eier mer im Hauß warn, hat mein Schwieger, die damals schon im achtten Monat mit Kindt ging, ihr gewehret und gesprochen: »Ei, wir haben der keine, geh woanders hin und frag.« Da hat die Altte greulich der Zorn gepackt, und sie hat gerufen: »Wer nit den Armen gibt, den wird’s schon noch gereuen!« Und ist fortgangen und hat dabey ein Sprüchlein gemuhrmelt.
Den lezten Sontag im Februar ist mein Schwieger nun mit dem zweyten Kind in Wehen gelegen und hat sich gar kranck und schwach befunden. Weiln sie nun vil schrie und clagte, kam die alt Rößleins Barb herüber, umb zu helffen. Sie hat meinem Sohn, der schon gantz vertzweiffelt, eingeredt, die Apotheckerin zu holn. Dieselbe Apotheckerin hat meiner Schwieger ein Träncklein eingeflößt.
Baldt darauff ist mein Schwieger eins Knäbleins geneßen, das war anfangks gesund und munther. Doch kaum hatt es die Apotheckerin genomen, wurdt es still und ruhig, und alß mein Sohn sein Kindt von ir haben wollt, da war’s todt.
Darumb lauttet mein Clag: Ich besag die Barb Rößlein, meiner Schwieger Unglück gewunschen und sie verflucht zu haben, alß sie kein Eier von ihr bekam.
Und ich besag die Johanna Wolffin, Apotheckerin zur Mohrenapotheck, daß sie das neu geboren Kindtlein mit Zauberey umbracht, um seine arme Seel dem Teuffel geben zu können.
Beide Weiber sindt, ich weiß es, ein Ausbundt und rechte Unweßentreyberinnen des hochschädlichen Geschmeiß der Truden.
 
Dies zur Urkund den Montag nach Quasimodo anno 1631
 
Elisabeth Pröll x x x ihr Zeichen
    Aussage der Barbara Rößlein, Schneiderswitwe vom Kaulberg, vom 25.April 1631
Ich, Barb Rößlein, Schneiderswittib vom Kaulberg, bin kein Zaubrerin und bin’s auch nie gewest. Hab allzeit die heylige Mess gehört und die Hostien genommen wie ein guther Christen Mensch, zur Erhalttung meiner Seel Seligkeyt. Niemalß ist der böße Feindt zu mir komen, auch keiner seiner schlimmen Abgeßandten, so wahr mir Gott helff.
Am Tagk der Niederkunfft der jungen Pröllin bin ich nüber geloffen umb mitzuhelffen, hab ja selber neun Kinder geborn und mein eigne Enckeln mit auff die Weltt bracht. Die Pröllin hat sich gar übel befunden, darumb hab ich gerathen, die Apotheckerin um ein Artzney zu bitthen, die gebären hülft. Ein Hebamm ist ja nit mer da in der Stadt. Also hat die jungk Wolffin die Arzney bracht, und das Kindtlein hat dann auch endtlich kommen wolln. Aber es war ein Krüpel zum Erbarmen, ein Creatur gantz verwachsen und krumb, hat kaum geschnaufft. Alß es die Wolffin genomen hat, ist es dann gestorben, und war beßer so, Amen.
Ihr Herrn, ich bitt, bin ein arms alttes Weyb, kenn kein Zauberey und will nur mein Frieden haben.
 
Barb Rößlein x x x ihr Zeychen
 
Zur Urkund am Montagk nach Marci ao. 31
 
späterer Nachtrag:
In Verhafft an Schwachheyt des Leibs gestorben den 15.Mai 1631 und hinauß zum Schwartzen Creuz begraben.
    Aus der Befragung der Kunigunda Pröll, Büttnershausfrau vom Kaulberg, vom 12.Mai 1631
Protocollum so auffgenommen den Mittwoch Pancrati ao. 31
 
Quaestio: Ob sie gehört hett, was die alt Rößlein gemurmelt?
Pröllin: Nein, aber es sey eine böße Sach gewesen, des sey sie gewiß. Und darnach hett sie, genannte Pröllin, gleich ein seltsame Taubheyt in den Fingern bekomen und ein stechender Leips Schmertz sey in sie gefahrn. Das hett ihr die allt Rößlein angehext.
Quaestio: Ob sie die Apotheckerin gut kenn?
Pröllin: Vom Marckt, und vom Einkauffen, wenn einer kranck seye.
Quaestio: Was für ein Mittel dieselbe ihr eingeflößet?
Pröllin: Das wisse sie nit, es hett aber greulich geschmecket. Sollt bei den Wehen helffen.
Quaestio: Ob es stimme, daß das Kindtlein verwachsen war?
Pröllin (gantz widerspenstig): Das seye ein böß Verleumdungk. Man wölle sie und den Samen ihres Ehwirtts schlechtt reden. In der gantzen Sippschaft seye noch niemalß ein mißgestaltt Kind geborn, und auch ihr erster Sohn, der jetzo zwei Jahr altt, sey gesundt und muntter. Sie seyen allzeit fromm und gottsergeben geweßen, wieso sollt da der Hergott sie mit einer Mißgeburth straffen? Das Kindt sei nit natürlichen Todts abgangen, sondern die Hexen seiens gewesen.
Quaestio: Wer diese Hexen seien?
Pröllin: Wir wüßtens doch! Die allt Rößlein und die Apotheckerin. Die buhlten mit dem Teuffel. Undt die Wolffin hett das Kindtlein umbracht,

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