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Die Seelen im Feuer: Historischer Roman (German Edition)

Die Seelen im Feuer: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Seelen im Feuer: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Weigand
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anzeigen, Adam Appler?«
    »Ei, wenn ich’s vorher sage, krieg ich gar nichts«, meinte der Alte schlau.
    »Wenn ich nicht weiß, um wen es geht, kann ich dir aber nichts geben«, gab der Schultheiß zurück. »Also, heraus damit!«
    Appler überlegte kurz. »Ich will zehn Gulden und ein Klafter Brennholz«, sagte er dann dreist. »Sonst sag ich gar nichts. Und Ihr werdet’s bereuen.«
    Der Richter sah seinen Besucher böse an, ging dann zu einer eisenbeschlagenen Truhe und holte ein Säckchen heraus. Langsam zählte er fünf Gulden vor Appler auf den Tisch. »Den Rest, wenn ich deine Auskunft für gut befunden habe«, sagte er.
    Gierig strich der alte Bastschneider das Geld ein. Dann stellte er sich in Positur und machte eine wichtige Miene. »Erinnert Ihr Euch an die Johanna Wolffin von der Mohrenapotheke? Die der Teufel aus dem Drudenhaus geholt hat?«
    »Donnerkeil, ja«, erwiderte der Richter.
    »Ich weiß, wo sie ist.«
    Gottfried von Pappenheim musste sich setzen.

    Der 1.Februar des Jahres 1632 war einer dieser kristallklaren Wintertage, die einem wegen ihrer zu Eis gefrorenen Schönheit lange in Erinnerung bleiben. Über den Hügeln um Bamberg lag am Morgen feuerfarbenes Licht. Die Luft war wie Glas; kein bisschen Wind verwehte den Schneepuder auf den Feldern. Aus den Schloten stiegen weiße Rauchfähnchen senkrecht in den Himmel. An den Ästen der Bäume im Hauptsmoorwald glitzerte der Reif wie tausend Diamanten.
    Die Stadt erwachte. In den Stuben löffelten die Leute ihre Frühsuppe, die Mägde gingen nach Wasser, alte Weiber leerten ihre Nachttöpfe aus den Fenstern. Man ließ die hungrigen Schweine auf die Straßen, damit sie sich über den Abfall hermachen konnten, sammelte die Eier der Haushühner ein, melkte die Ziegen. Die Kühe in Stadeln und Ställen muhten unruhig und warteten auf das Glöckchen des Stadthirten. Wie jeden Morgen ging er bimmelnd durch die Gassen, um das Vieh einzusammeln und auf den Hutwasen vor der Stadt zu treiben.
    Der Pfarrer von Sankt Martin sperrte gerade mit einem Bündel teurer Wachskerzen in der Hand die Kirchentür auf, als der Stadtrichter auf ihn zutrat, gefolgt von fünf bis an die Zähne bewaffneten Stadtknechten, dem Hexenkommissar Schwarzcontz und dem grimmig dreinblickenden Henker.
    »Einen guten Morgen, Hochwürden«, sagte der von Pappenheim. »Darf ich Euch im Auftrag des Rats um Eure Unterstützung bitten?«
    Der Pfarrer hob fragend die Augenbrauen. »Worum geht es denn, Herr Richter?«
    »Wir hätten gern einen Mann der Kirche«, antwortete der Schultheiß, »der uns bei der Einholung einer entlaufenen Hexe geistlichen Beistand leistet. Begleitet Ihr uns?«
    Das Bündel Kerzen landete auf den Stufen der Kirche. Dann lief der Geistliche von Sankt Martin mit wehender Kutte hinter den Bewaffneten her.

    Cornelius stellte den kleinen Spiegel ins Fenster seines Schlafzimmers, um sich zu rasieren. Gutgelaunt goss er etwas Wasser aus dem Waschkrug in eine Schüssel, warf sich ein frisches Handtuch über die Schulter und prüfte mit dem Daumen die Klinge seines Rasiermessers. Dann stellte er sich vor dem Spiegel in Positur – und erstarrte mitten in der Bewegung.
    Ein Trupp Männer marschierte von der Kirche her mit entschlossenem Schritt auf das Haus zu. Er erkannte den Stadtrichter, den Pfarrer, den Henker, die Büttel. Das konnte nur eines bedeuten. Es schnürte ihm die Kehle zu.
    Johanna war ahnungslos hinter ihn getreten, umschlang ihn mit beiden Armen und küsste ihn auf den Rücken. Er drehte sich um, kreidebleich, zitternd. Hanna sah ihn an, und ihre Augen weiteten sich. Er brachte kein Wort heraus – es wäre ohnehin zu spät gewesen. Er zog sie nur an sich, hielt sie verzweifelt ganz fest an sich gepresst. »Mein Gott, Hanna«, flüsterte er rau, »sie kommen.«
    Drunten donnerte es laut und fordernd an die Haustür. Johannas Blick fiel auf das Rasiermesser, das er auf dem Fensterbrett abgelegt hatte. Sie löste sich aus Cornelius’ Umarmung und streckte die Hand nach der Klinge aus.
    »Ich geh nicht mehr dorthin zurück«, sagte sie.

    Im selben Augenblick zerriss ein heller, klarer Trompetenton die Stille des beginnenden Morgens. Er hing in der Luft wie ein dünner Faden, spannte sich aus über den Gassen der Stadt. Die Männer vor der Tür des Doktorhauses senkten verwundert die Waffen, der Schultheiß hielt seine erhobene Hand in der Schwebe, mit der er gerade noch einmal hatte klopfen wollen. Aller Augen richteten sich auf den Turm von Sankt

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