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Die Seelenjägerin - 1

Die Seelenjägerin - 1

Titel: Die Seelenjägerin - 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Celia Friedman
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Der erste Name, der ihr in den Sinn kam. Er wollte ihr nicht gleich über die Lippen. Ihr Bruder hatte so geheißen.
    »Also Kovan. Ich heiße Erda, und das ist Sigurra.« Die Frau nickte steif zu ihrer Begleiterin hin. »Meinethalben, probiere es mit deinem Zweiten Gesicht. Ich will nichts unversucht lassen, auch wenn die Hoffnung noch so gering ist.« Sie seufzte tief auf. »Wer weiß, vielleicht sind dir die Götter gnädiger als anderen.«
    Die Hütte, zu der Erda sie führte, war mehr als eine Meile vom Dorf entfernt, ein weiter Weg an diesem schwülen Tag. Kamala hatte sich erboten, fast die ganzen Einkäufe zu tragen, weil sie glaubte, das gehöre sich für einen jungen Mann. Von der schweren Last tat ihr der Rücken weh (dabei hätte sie das Gewicht mit ein wenig Magie sofort verringern können!), aber ihre Neugier war so groß, dass sie den Schmerz kaum spürte. Würde sie wirklich in Kürze den Menschen kennenlernen, von dem sie ihre Kräfte bezog? Und wenn nicht sie selbst, dann ein anderer Magister?
    Die kleine Blockhütte bestand aus Baumstämmen, die in den Wäldern ringsum geschlagen und grob zusammengefügt worden waren. Auf einer Seite befand sich ein Pferch für das Vieh, auf der anderen ein kleiner Gemüsegarten. Erda bat Kamala ins Haus. Es gab nur einen einzigen Raum, der von der Feuerstelle in der Mitte beherrscht wurde. Die kleinen Fenster dienten wohl eher dazu, die Kälte des Winters draußen zu halten, als im Sommer eine kühle Brise einzulassen. Die abgestandene Luft roch durchdringend nach Schweiß und Krankheit. Man brauchte kein Zauberer zu sein, um herauszufinden, woher der Gestank kam. In die Wände waren mehrere Nischen eingelassen, in denen Bettstätten aus Seilen standen, und auf einer davon lag reglos, in dicke Decken gehüllt, die eher für den Winter passten als für diese schwüle Jahreszeit, eine kleine Gestalt.
    Wenn sonst nichts hilft, muss die Krankheit ausgeschwitzt werden , hatte ihre Mutter einmal gesagt. Bei Kamalas Bruder hatte das Mittel nicht gewirkt; und sie glaubte auch nicht, dass es dieser Patientin helfen würde.
    »Da drüben, das ist sie.« Erda stellte den Korb auf die raue Tischplatte, machte mit der Hand ein religiöses Zeichen über dem Herzen und deutete auf ein kleines Bett in der hintersten Nische. »Mögen die Götter ihr Leiden lindern.«
    Auch Kamala setzte ihr Bündel ab. »Wie lange ist sie schon krank?«
    Die Frau zögerte. »Angefangen hat es wohl im Spätwinter, aber die ersten Anzeichen waren kaum zu erkennen, wir sind also nicht ganz sicher. Zunächst dachten wir, es sei harmlos. Seit einem Monat liegt sie nun fast den ganzen Tag zu Bett, und inzwischen kann sie nicht einmal mehr aufstehen, um den Nachttopf zu benützen.« Sie sah Kamala an, und zum ersten Mal sprachen weder Misstrauen noch Verzweiflung aus ihrem Blick, sondern schlichte Erschöpfung. »Bitte tu, was du kannst«, bat sie. »Ich habe schon alles versucht.«
    Kamala nickte und trat an das Bett. Sie konnte die Gestalt erst erkennen, als sie ganz nahe war, und dann stockte ihr vor Überraschung der Atem.
    Es war ein Kind.
    Ein kleines Mädchen – so winzig klein! –, dem das hellblonde Haar, jenes Hellblond, das sich nie bis ins Erwachsenenalter erhält, schweißfeucht an der Stirn klebte. Ein schmächtiges Ding, durchsichtig wie ein Gespenst. Die wunderschönen blauen Augen starrten ausdruckslos und wie tot ins Leere, und die Kleine zeigte mit keinem Wort, keiner Bewegung an, dass sie die Umstehenden wahrnahm. Ein Püppchen von einem Kind, bleich wie Porzellan, mit hohlen Wangen und tief verschatteten Augen, die von irgendeiner zehrenden Krankheit zeugten.
    »Kannst du ihr helfen?«, fragte die Mutter und knetete einen Zipfel ihrer Schürze zwischen den Fingern.
    Kamala hatte ein flaues Gefühl im Magen, das sich nur mit Mühe unterdrücken ließ. War dieses Kind wirklich der Konjunkt eines Magisters? Und wenn es nun ihr Konjunkt wäre? Es hätte sie nicht kümmern sollen, dass sie für ihre Magie womöglich ein Kind tötete, aber der Gedanke belastete sie dennoch.
    Leben ist Leben , sagte sie sich eigensinnig. Ob jung oder alt, Mann oder Frau, es sollte keine Rolle spielen.
    Eine kleine Ewigkeit lang stand sie neben dem Bett und schaute auf das Mädchen hinunter. Dann streckte sie die Hand aus und strich sanft über das Gesichtchen. Ein Schauer durchlief sie, als ihre Finger die farblose Wange berührten. Müsste sie nicht einen Energiestrom spüren, wenn sie ihren eigenen

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