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Die Seelenjägerin - 1

Die Seelenjägerin - 1

Titel: Die Seelenjägerin - 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Celia Friedman
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stärkerem Akzent als die meisten anderen, sein rhythmischer Singsang beschwor weite Wüstenflächen und goldene Sonnenuntergänge herauf. »Man müsste sich allgemein mit dem Leben des Prinzen befassen und in Erfahrung bringen, mit wem er in der Vergangenheit Umgang hatte … wenn diese Frau von Bedeutung für ihn ist, könnte man sie auf diese Weise sicherlich finden. Und es wäre ungefährlich, solange man sich hütete, dem Konjunktenband zu nahe zu kommen.«
    Lazaroth sah dem Gastgeber vielsagend an. »Ramirus, es ist deine Sache. Ich gehe davon aus, dass du bereit bist, den Versuch zu wagen?«
    Die Herausforderung brachte die Luft im Saal zum Knistern. Colivar widerstand der Versuchung, Ramirus weiter zu reizen oder ihm zu Hilfe zu kommen. Eine neue Provokation wäre in diesem Stadium zu viel gewesen, und den Retter zu spielen, passte einfach nicht zu ihm. Er wartete lieber ab, und das war eine Herausforderung für sich.
    Endlich sagte der weißhaarige Magier ruhig: »Ich werde es tun.« Er sprach leise und beherrscht, aber der Blick, den er Lazaroth zuwarf, war mörderisch. Colivar unterdrückte ein Lächeln. Gewiss, es gab Wege, solche Erkenntnisse zu gewinnen, ohne sich in eine Konjunktenbindung hineinziehen zu lassen, aber Ramirus war noch nie ein Neuerer gewesen, und dass er jetzt mit einer wahrhaft originellen Lösung aufwarten würde, war zu bezweifeln. Colivar nahm sich vor, einige Nächte vergehen zu lassen, und wenn sich der Königliche Magister allmählich schämte, weil er nicht weiterkam, vielleicht einige Vorschläge zu machen. Die natürlich ihren Preis hätten.
    Das Spiel gefällt mir immer besser.
    »Damit ist alles klar.« Lazaroth schob seinen Stuhl zurück, die Holzbeine scharrten über den Steinboden. »Ohne die Anwesenden kränken zu wollen – ich sehe keinen Grund, das Gespräch fortzusetzen, bis unser Gastgeber seine Nachforschungen abgeschlossen hat. Dann können wir uns hoffentlich auf greifbare Tatsachen stützen und brauchen nicht über Fantasiewesen zu spekulieren, deren Existenz nicht belegt ist.« Er sah in die Runde, seine Lippen kräuselten sich in leiser Verachtung. »Offen gestanden, ich habe von dieser Gesellschaft allmählich … genug.«
    Er verneigte sich leicht vor Ramirus, ohne Herzlichkeit und keinen Zoll tiefer oder aufrichtiger, als das Protokoll es verlangte, und verließ den Saal. Wenig später verabschiedete sich Fadir auf die gleiche Weise. Dann folgte Thelas. Danach Kellam …
    Schließlich waren Colivar und Ramirus allein. Colivar saß bequem zurückgelehnt in seinem Sessel und veränderte seine Haltung auch nicht, als der Königliche Magister seinen kalten stahlharten Blick auf ihn richtete.
    »Sollte ich jemals erfahren, dass du die Hand im Spiel hattest«, warnte Ramirus, »oder dass deine Hexenkönigin in irgendeiner Weise die Fäden zog und du wusstest es – oder ahntest es auch nur –, dann, ich schwöre es bei allen Göttern, kostet dich das den Kopf, auch wenn das Magistergesetz es verbietet. Hast du mich verstanden, Colivar?«
    »Ich tappe ebenso im Dunkeln wie du«, gab der schwarzhaarige Magister zurück. »Und ich bin ebenso erpicht darauf, die Antworten zu finden. Schließlich bedeutet die Sache doch eine Gefahr für uns alle.«
    Ramirus sah ihn lange schweigend an. Vielleicht setzte er insgeheim seine Macht ein, um Colivars Absichten zu ergründen. Doch Colivar vertraute auf seine Abschirmungen. Man ging nicht in eine Magisterversammlung, ohne sich mit einem mentalen Panzer zu wappnen, der nicht durchbrochen werden konnte.
    Wie viele von den Anwesenden mochten wohl versucht haben, die geheimen Gedanken ihres Gegenübers zu lesen, während sie von anderen Dingen sprachen? Was für ein Teppich der Macht mochte in dieser Nacht geknüpft worden sein, um alle Magister in die klebrigen Fäden eines riesigen Spinnennetzes einzubinden! Fast bedauerte er, dass er sich, nur zum Spaß, nicht auch selbst an dem Spiel beteiligt hatte. Aber er arbeitete lieber mit subtileren Methoden – man könnte auch von Morati-Methoden sprechen –, und in Gesellschaft seiner Brüder hatte er schon immer auf unnötigen Einsatz von Magie verzichtet. Theoretisch hatten sich alle Magister unter der Friedensfahne zusammengefunden, aber er hätte sein Leben nicht darauf verwettet, dass dieser Frieden auch noch halten würde, falls einer von ihnen in die Translatio und die damit einhergehende Wehrlosigkeit fiele. In dem Augenblick, da ein Magister einen neuen Konjunkten

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