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Die Seelenjägerin

Die Seelenjägerin

Titel: Die Seelenjägerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Celia Friedman
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Menschen erhoben. Das also bedeutete der Verwesungsgeruch in Dantons Palast. Das kalte, klebrige Gefühl der Verderbtheit , das Kostas auf Schritt und Tritt umwehte wie ein fauliger Wind. Die Götter hatten versucht, ihr die Wahrheit über den Magister mitzuteilen. Aber sie hatte ihre Botschaft nicht verstanden.
    Was war ich für eine Närrin!
    Plötzlich gaben ihre Beine nach. Sie wäre gestürzt, hätte Andovan nicht zugegriffen und sie festgehalten; er führte sie zur nächsten Bank und ließ ihren Arm erst los, als sie sicher saß und sich mit beiden Händen an der schrägen Kante festhielt.
    »Kostas …«, flüsterte sie.
    Deshalb hatte der neue Magister nach ihrer Abstammung gefragt. Deshalb hatte er sich die alten Mythen erzählen lassen. Deshalb hatte er alles getan, um sie ihrem Gemahl zu entfremden. Wenn die Geschichten über den Krieg in grauer Vorzeit der Wahrheit entsprachen, wenn die Götter das Blut der Protektoren tatsächlich mit geheimer Magie getränkt hatten, um die Ungeheuer fernzuhalten – dann sollte sie keine Verbündeten mehr haben, wenn sie auftauchten, keine Glaubwürdigkeit. Keine Hoffnung.
    »Aber warum sollte ein Mensch diesen Ungeheuern zu Diensten sein?«, flüsterte sie. »Wir sind doch nur Futter für sie, nichts sonst.«
    »In tausend Jahren kann sich vieles ändern.« Andovans Züge waren hart geworden. »Wir haben sie nach Norden geschickt, damit sie dort sterben sollten. Seither hat sie niemand mehr gesehen. Wer weiß, was unterdessen aus ihnen geworden ist?«
    »Aber da oben gibt es kein Leben, sie finden keine Nahrung … wie konnten sie überlebt haben?«
    »Das kann ich dir nicht beantworten, Mutter. Ich weiß nur, was man mir gesagt hat.« Er zögerte. »Es bleibt nur noch eine Möglichkeit: Danton selbst steht ihnen bei …«
    »Nein«, widersprach sie heftig. »Das würde er niemals tun.«
    »Bist du so sicher?«
    »Was das angeht? Ja. Ja, vollkommen sicher.« Ihr Gemahl mochte sich unberechenbar verhalten, aber er war nicht so verrückt, die Sache der Seelenfresser zu der seinen zu machen.
    Was bedeutete, dass es Kostas sein musste.
    Andovan kniete vor ihr nieder. In der gleichen Stellung hatte Rurick sie um Hilfe angefleht, und sie war so kläglich gescheitert. Sie brachte es nicht über sich, seinem Blick zu begegnen.
    »Was willst du von mir?«, fragte sie. »Soll ich Kostas töten? Soll ich dir helfen, einen anderen Mörder für ihn zu finden?« Sie rang die Hände in ihrem Schoß. »Nicht, dass ich daran nicht gedacht hätte, Andovan. Er verbiegt die Seele meines Gemahls, um ihn gegen mich einzunehmen; ich würde alles tun, um ihn aus meinem Leben zu entfernen. Aber es ist, wie er sagte, er durchschaut jeden Zug von mir, noch während ich ihn plane. Eines Nachts träumte ich davon, ihn zu vergiften – ein Traum, nicht mehr! – und in der darauf folgenden Nacht fand ich ein Fläschchen mit Gift in meinem Zimmer neben dem Bett. Er wollte mich herausfordern, es zu versuchen!« Zitternd holte sie Atem. »Wie soll ich gegen ihn vorgehen, wenn er sogar in meine Träume eindringt und jeden meiner Gedanken überwacht? Sobald ich anfange, seine Ermordung zu planen, wird er meine Pläne bis ins Letzte kennen. So kann man keinen Magister töten.«
    »Dann muss Vater überzeugt werden, den Kontrakt zu lösen. Das ist die einzige Möglichkeit.«
    Sie schloss die Augen. Ein Schauer durchlief ihren Körper. »Bitte sag jetzt nicht, dass ich ihm das nahelegen soll. Ich bitte dich.«
    Er schwieg.
    »Selbst in früheren Zeiten hätte das unsere Beziehung bis an ihre Grenzen belastet. Jetzt … wage ich mir gar nicht auszudenken, was geschähe, wenn ich von ihm verlangte, seinen neuen Königlichen Magister fortzuschicken. Er sähe mich als Feind seiner ehrgeizigen Ziele …«
    »Du bist die Einzige, die es überhaupt versuchen kann«, sagte Andovan leise. »Ramirus ist nicht mehr da. Ich kann mich nicht an ihn wenden, das weißt du.«
    »Nein«, flüsterte sie. »Das kannst du nicht.« In früheren Zeiten hätte sie Danton irgendwie beibringen können, dass sein Sohn noch lebte, aber dieser neue König, der nie mehr als Haaresbreite von einem mörderischen Zornesausbruch entfernt war, würde sich über die Nachricht nicht freuen. Er würde Andovans Kopf ans Haupttor hängen lassen, zur Warnung für jedes andere Mitglied seiner Familie, das glaubte, ihn zum Narren halten zu können, und vielleicht würde er Gwynofars Kopf gleich daneben anbringen, weil sie ihn ermutigt hatte. Und

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