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Die Seelenjägerin

Die Seelenjägerin

Titel: Die Seelenjägerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Celia Friedman
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einen missbilligenden Blick zu. »Ich weiß noch, wie du dich in die Felle des Nordens gekleidet und ständig über die Gletscher geflucht hast.« Wieder schaute er über die Mauer. »Damals hast du mir besser gefallen.«
    »Der Gott der Chamäleons hat mich besonders anpassungsfähig gemacht.«
    »Ein wankelmütiger Gott, wenn ich mich recht erinnere.«
    »Er hält nicht viel von Gebeten, er verlangt nur, dass man sich nicht an die Vergangenheit klammert, sondern den Augenblick so nimmt, wie er ist. Während du, mein Bruder, dich niemals änderst.« Er lachte leise. »Dein Bart während der Kahlheitsseuche war allerdings beeindruckend, das muss ich dir lassen.«
    »Dabei musste irgendjemand jede Nacht kostbare Minuten seines Lebens opfern, damit ich ihn behalten konnte.« Ramirus strich sich seinen Bart so zärtlich, als wäre es die milchweiße Haut einer Kurtisane. »Ich stelle mir oft vor, dass es eine Frau war.«
    Colivar hob jäh den Kopf. »Spürst du, ob es eine Frau ist, der du Kräfte entziehst?«
    Ramirus zuckte die Achseln. »Eigentlich müsste es möglich sein. Männer und Frauen sind in ihrem Wesen so verschieden, dass sich der Unterschied doch auch in ihrem Athra spiegeln müsste. Aber es gibt keine Gewissheit. Ein Konjunkt lebt und stirbt namenlos, nicht einmal, wenn es mit ihm zu Ende geht, bekommt er für uns ein Gesicht, und unsere Vermutungen, wer und was er ist, werden niemals bestätigt. Manchmal denke ich mir: Wäre es anders, könnten wir womöglich nicht so handeln, wie wir es tun.«
    Er wandte seinem Gast ein Greisengesicht zu, aus dem auffallend jugendliche Augen blickten. Noch eine Lüge. »Warum bist du gekommen, Colivar?«
    »Warum liegt dir so viel am Leben dieses Jungen?«, fragte der andere leise zurück.
    »Ich sagte es bereits. Beim Treffen mit den anderen.«
    »Kamelmist.«
    Ramirus seufzte und ließ seinen Blick wieder über die nächtliche Landschaft schweifen. »Du hast wirklich erbärmlich schlechte Manieren. Wie König Farah dich erträgt, ist mir unbegreiflich.«
    »Du weißt genau, dass es für uns am besten wäre, den Jungen zu töten. Daran können mich all die gedrechselten Phrasen des Nordens nicht irremachen. Also, was steckt dahinter? Warum führst du diese Eiertänze auf, um uns vom Gegenteil zu überzeugen?«
    Ramirus’ Halsmuskeln traten hervor, aber er schwieg.
    »Soll ich raten?«, drängte Colivar.
    »Wenn es dir Freude macht.«
    »Ich glaube, du hast Angst.«
    Ramirus’ Miene verfinsterte sich, doch er schwieg verstockt.
    »Aber wovor? Das ist die Frage. Sicherlich nicht um dein Leben. Wann hätte das letzte Mal jemand gewagt, sich an einem Magister zu vergreifen? Nein, es muss etwas anderes sein. Etwas … weniger Plumpes. Ein politischer Schachzug vielleicht? Aber der große Ramirus würde sich doch niemals in die Niederungen der Morati-Politik hinabbegeben …«
    Ramirus knirschte mit den Zähnen. »Jetzt gehst du zu weit, Colivar.«
    »Ich?« Colivars Verneigung fiel etwas zu tief aus, um noch aufrichtig zu sein. »Ich bin doch nur ein müder Reisender, der viele staubige Meilen zurückgelegt hat, um seinen Kollegen beratend zur Seite zu stehen. Schließlich hast du mich gerufen. Hältst du es für guten Stil, jemanden um Hilfe zu bitten, und ihn dann mit Ausflüchten und Halbwahrheiten abzuspeisen?«
    »Hältst du es für klug, zu vergessen, wo du bist, und ständig anzuecken, anstatt deine Zunge zu hüten?«
    »Du weißt genau, dass schon meine Anwesenheit hier ein Ärgernis ist. Ich kann mir lebhaft vorstellen, dass Danton Schaum vor dem Mund bekam, als er nur meinen Namen hörte.«
    Um Ramirus’ Mundwinkel zuckte es kaum merklich. »Schaum … das ist ein klein wenig übertrieben.«
    »Glaubst du, ich merke nicht, wie die Wachen wie Ratten um meine Tür herumschleichen, um Auge und Ohr für ihn zu spielen? Ich würde ihnen gern ein prickelndes Schauspiel bieten, aber ich möchte die Kräfte meines derzeitigen Konjunkten nicht allzu schnell erschöpfen.«
    »Was hast du erwartet? Er ist hier der König, und du stehst im Dienste seines Feindes. Da ist es doch wohl kein Wunder, wenn er versucht, sich abzusichern?«
    »Glaubt er wirklich, dass seine Spitzel ihm dabei von Nutzen sind? Müsste er nicht eigentlich wissen, dass man sich an einen Magister nicht so ohne Weiteres anpirschen kann?«
    »Vielleicht bin ich nur ein besserer Schauspieler als du, Chamäleon. Vielleicht bekommt mein Patron – anders als der deine – nur einen Schatten der Wahrheit

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