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Die Seelenjägerin

Die Seelenjägerin

Titel: Die Seelenjägerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Celia Friedman
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zu sehen.«
    »Mag sein.«
    »Es ist nicht leicht, einen Magister zu töten, aber es ist nicht unmöglich. Und es gibt Beispiele dafür, dass jemand sich ›anpirschte‹, als der Betreffende gerade nicht aufpasste.« Nun sah er Colivar offen an. »Du solltest Danton nicht unterschätzen. Das hat schon so mancher getan, und jetzt werden sie alle von den Würmern gefressen.«
    »War auch ein Magister darunter?«
    »Nicht, dass ich wüsste. Aber ich war Zeuge, als er eine Hexe in den Tod getrieben hat. Es war … erschütternd.«
    »Sie kann nicht sehr fähig gewesen sein.«
    »Im Gegenteil, sie war beeindruckend – solange sie lebte. Er schürte ihre Ängste, bis sie in jedem Schatten einen Feind vermutete, den es abzuwehren galt. Innerhalb von zwei Wochen war sie ausgebrannt, ohne zu ahnen, dass er der Urheber des abgefeimten Spiels war.« Ramirus hielt inne, dann bemerkte er nachdenklich: »Ich hätte ihr zugetraut, die Translatio zu schaffen, trotz ihres Geschlechts. Den Mut dazu hatte sie. Und dann hätte er eine Überraschung erlebt!«
    »Ich glaube nicht, dass die Monde jemals den Tag bescheinen werden, an dem das geschieht.«
    »Nein«, stimmte Ramirus zu. »Die Natur lässt nicht zu, dass gewisse Grenzen verletzt werden.«
    Er wandte sich wieder dem Wald zu, um Colivar zu zeigen, dass das Gespräch für ihn beendet war.
    »Und der Junge?«, drängte Colivar.
    Ramirus seufzte. »Ist ein königlicher Prinz, und durch seine Stellung entstehen gewisse Schwierigkeiten. Das ist alles.«
    Mehr aus Neugier denn aus Notwendigkeit tastete der schwarzhaarige Magister mit einem dünnen Finger der Macht nach seinem Kollegen, um diese Lüge genauer zu erforschen. Natürlich ohne Erfolg. Der Fühler glitt einfach ab.
    »Ich glaube immer noch, dass du Angst hast«, wiederholte er ruhig. »Du fürchtest, man wird dich verantwortlich machen, wenn Andovan stirbt. Nicht, weil du an seiner Krankheit schuld wärst, sondern weil du sie nicht heilen konntest.«
    »Menschen sterben andauernd an irgendwelchen Krankheiten. Die Schwundsucht ist berüchtigt dafür, dass sie schwer zu heilen ist. Was könnte man mir vorwerfen?«
    »Natürlich nichts … und Danton ist ohne Zweifel auch verständnisvoll genug, um das einzusehen.«
    Wieder spannten sich Ramirus’ Halsmuskeln.
    »Und wenn Andovan auf andere Weise zu Tode käme? Angenommen, ein Stein löste sich aus der Decke seines Zimmers und fiele ihm auf den Kopf. Würde man dich nicht auch dafür verantwortlich machen? Als Königlicher Magister müsstest du solche Unfälle doch vorhersehen und zu verhindern wissen! Das ist der wahre Grund, warum du uns zurückhältst, nicht wahr? Deshalb schlagen wir diesen Weg ein, obwohl Gefahr besteht, dass dabei unsere Geheimnisse gelüftet werden.«
    »Selbst wenn er mir die Schuld gibt – er kann mir nichts anhaben. Auch wenn er das nicht glauben will.«
    »Das vielleicht nicht, aber du könntest dein warmes Plätzchen verlieren.«
    »Eine andere Stellung lässt sich finden. Es gibt genügend Patrone, die einen Magister suchen.«
    »Einen Magister, der bei Danton Aurelius, dem König des Großreiches, in Ungnade gefallen ist? Dantons Einfluss reicht weit, Ramirus, viel weiter als die Macht kleinerer Monarchen. Sein Wort hat Gewicht, und wenn er dich zum Versager – oder noch schlimmer, zum Verräter – erklären sollte, fändest du sehr, sehr lange kein so behagliches Nest mehr. Natürlich«, fuhr er nachdenklich fort, »wäre vielleicht der eine oder andere Stammeshäuptling in der Wüste bereit, einen unfähigen Magister aufzunehmen. Vorausgesetzt, er vergreift sich nicht an seinen Söhnen. Oder an seinen Ziegen. Könnte es dir in der Wüste gefallen, Ramirus?«
    »Ich höre mir deine Unverschämtheiten nicht länger an«, murrte der andere.
    »Wie auch immer, es gibt noch eine Möglichkeit. Du bringst zuerst den Jungen um, und wenn der Vater Schwierigkeiten macht, tötest du auch ihn. Dann fiele das Reich allerdings an Rurick, seinen Erstgeborenen, und gegen diesen aufgeblasenen Schwachkopf würde das Volk wahrscheinlich bald aufbegehren – damit hättest du noch ein Verdienst vorzuweisen, wenn du dich anderswo als Königlicher Magister bewirbst.« Colivar lachte leise, doch es klang kalt und freudlos. »Nein, Ramirus, ich möchte wahrhaftig nicht in deinen Schuhen stecken. Du bist im Begriff, deinen Ruf zu verlieren, und um ihn zu retten, müsstest du ein Dutzend Magister dazu überreden, dir einen ihrer Kollegen auszuliefern. Und was

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