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Die Seelenjägerin

Die Seelenjägerin

Titel: Die Seelenjägerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Celia Friedman
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dann? Willst du ihn töten? Oder ihn für die nächsten Jahrzehnte wegsperren, bis Andovan eines natürlichen Todes stirbt? Oder ist dir eine so originelle Lösung eingefallen, dass die Magister sie noch nicht verboten haben?«
    »Ich habe die Hoffnung …« Ramirus suchte so sorgfältig nach den richtigen Worten, als hinge davon der Erfolg seines Vorhabens ab, »… dass wir, wenn wir den Verantwortlichen erst haben, auch einen Weg finden, das Band zwischen ihm und dem Prinzen zu lösen. Er braucht sich nur einen anderen Konjunkten zu suchen, dann ist Andovan frei.«
    Colivar klatschte verhalten Beifall. »Ausgezeichnet, Ramirus. Aus deinem Munde klingt der Plan fast machbar. Auch wenn so etwas noch nie gelungen ist …«
    »Es wurde auch noch nie versucht.«
    »Jedenfalls brauchst du Verbündete, um die anderen zu überzeugen. Richtig?«
    Ramirus zog ungläubig eine weiße Augenbraue in die Höhe. »Höre ich richtig? War das etwa ein Angebot? Oder bin ich nicht mehr ganz richtig im Kopf, weil ich beim Essen zu viel Met getrunken habe?«
    »Eine Frage des Preises.«
    »Aha …« Ramirus nickte anerkennend. »Du bist und bleibst ein Geier, Colivar.«
    »Wir alle sind Geier. Sonst wären wir schon längst tot.«
    »Wohl wahr.«
    »Die Hilfe eines Feindes ist hier besonders wertvoll. Denn wenn die anderen sehen, dass sogar Colivar, der doch allen Grund hätte, dir zu schaden, deine Partei ergreift, hat das letztlich nicht mehr Gewicht als die halbherzige Unterstützung deiner Freunde?«
    Bei dem Wort »Freunde« zuckte ein spöttisches Lächeln um Ramirus’ Mundwinkel. Als ob es zwischen Magistern jemals etwas anderes geben könnte als Rivalität, respektvoll im besten und … umgeschlagen in Erbitterung im schlimmsten Fall, eine Gegnerschaft von so erschreckender Grausamkeit, wie die Morati, die normalen Sterblichen, sie sich nicht einmal in ihren schlimmsten Albträumen auszumalen wagten.
    Und all das nur, um die Jahrhunderte zu überbrücken.
    »Was verlangst du denn nun?«, fragte Ramirus. »Du hattest doch von einem Preis gesprochen.«
    Colivar breitete die Arme weit aus. »Ich bin nicht unbescheiden. Einen kleinen Gefallen vielleicht. Ein Wort in König Dantons Ohr, wenn er dich wieder einmal um Rat fragt.«
    »Eine Kleinigkeit«, gab Ramirus spöttisch zurück. »Du hattest sicherlich an etwas Bestimmtes gedacht?«
    Colivar strich sich mit trägem Genuss seinen Spitzbart; ein scharfsichtiger Beobachter hätte vielleicht die Parodie auf Ramirus erkannt. »Ich dachte an … Auremir.«
    Ramirus zog scharf die Luft ein. »Jetzt gehst du wirklich zu weit.«
    »Eine wunderschöne Hafenstadt, findest du nicht? Danton schätzt sie offenbar sehr, denn wie man hört, hat er vor, sie zu überfallen und in seine Gewalt zu bringen.«
    »Dein Herr hätte dort wohl etwas zu verlieren? Gut zu wissen.«
    »Es geht hier nicht um meinen Patron !«
    Ramirus zog eine Augenbraue hoch. »Wirklich nicht? Seit wann beteiligst du dich an den Ränkespielen der Morati?«
    »Menschen sterben. Auch Fürsten. Man sollte deshalb seine eigenen Interessen verfolgen, ohne sich vom guten Willen eines einzelnen Monarchen … oder auch eines einzigen Volkes abhängig zu machen.«
    »Wie wahr. Wenn auch nicht die traditionelle Haltung des Magisterstandes.«
    Colivar lächelte verschlagen. »Du wirst noch merken, dass ich nicht bin wie alle anderen.«
    »Das wird mir allmählich klar … Was ist nun mit dieser Hafenstadt? Willst du sie für dich selbst?«
    »Keineswegs. Sie kann von mir aus bleiben, was sie ist, ein kleiner Freistaat, von Feinden umringt. Ich möchte nur nicht, dass einer dieser Feinde das Gleichgewicht in der Region stört …«
    »… denn das wäre schlecht für die Politik der Morati.«
    »Genau.«
    »Und die Morati kann man nicht unbeaufsichtigt lassen.«
    Colivar nickte respektvoll. »Du verstehst also, worum es mir geht.«
    »Ich verstehe, dass du eine Menge verlangst«, sagte der andere leise. »Auremir ist einer der besten Häfen in den Freien Landen. Falls Danton ein Auge auf dieses Kleinod geworfen haben sollte – ich sage ausdrücklich falls  –, dann wäre es sehr schwer, ihn davon abzubringen.«
    Colivar breitete beredt die Arme aus. »Aber nicht schwerer, als den Ruf eines Magisters zu retten, wenn ein so mächtiger Fürst es sich erst in seinen königlichen Kopf gesetzt hat, ihn zu vernichten. Richtig?«
    Beide schwiegen lange. Endlich kehrte Ramirus sowohl der Mauer wie Colivar den Rücken. Ein Windstoß

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