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Die Seelenkriegerin - 3

Die Seelenkriegerin - 3

Titel: Die Seelenkriegerin - 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Celia Friedman
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Glauben verloren, wie ich hinzufügen möchte.«
    Der Abt nickte. »Das ist leider die Gefahr, wenn man die falschen Götter verehrt. Ein einziger wahrer Ton, und das ganze Lügengebäude stürzt ein.« Er seufzte. »Es freut mich zu erfahren, dass das Erbe, dessen du dich so sehr schämtest, nun reingewaschen wurde. Deine Scham war zwar noch nie begründet, aber ich weiß, dass sie dir schwer auf der Seele lag.«
    »Der Schöpfer gibt uns bisweilen Rätsel auf«, antwortete Salvator. »Um uns zu prüfen. Wenn wir sie falsch verstehen, kann unser eigener Irrtum seinerseits zur Prüfung werden. Ich begreife nicht, wozu Er meiner Mutter und ihrer Familie das alles angetan hat oder warum Er ihre Seelen so lange im Dunkeln ließ, aber ich begreife, dass sie jetzt geprüft werden. Wie das Spiel am Ende ausgeht … weiß niemand außer Gott allein.«
    »Sehen sie denn inzwischen ihre früheren Fehler ein? Oder halten sie immer noch an ihren alten Göttern fest?«
    »Schwer zu sagen. Nur eine Handvoll Lyr konnte die Offenbarungen meiner Mutter halbwegs klar empfangen; für andere waren es lediglich nebelhafte Visionen, die leicht zu missdeuten waren. Der Erzprotektor von Keirdwyn und seine Gemahlin – meine Großeltern – gehörten zu denen, die die klarsten Bilder empfingen, aber ich weiß nicht genau, wie viel davon sie an ihr Volk weitergaben. Sie suchen derzeit mühsam nach einem Weg, diese neuen Entdeckungen so mit ihrem alten Glauben zu vereinbaren, dass ihr Volk die Wahrheit akzeptieren kann, wenn sie öffentlich gemacht wird. Ob das möglich sein wird oder nicht, kann ich nicht sagen. Es muss schrecklich sein, mit einem Schlag zu entdecken, dass hinter den Mythen, denen man sein ganzes Leben geweiht hat, nicht mehr steckt als hinter einem Spielmannslied, dass die ehrwürdigsten Heiligtümer von schlichten Steinmetzen errichtet wurden und dass das größte Wunder des eigenen Glaubens nicht mehr war als ein profaner Hexenfluch.« Er hielt inne. »Trotzdem hat sich an ihrer Lebensaufgabe nicht viel geändert, nicht wahr? Die Lyr bereiten sich seit tausend Jahren auf die Rückkehr der Seelenfresser vor. Sie glauben, es sei ihr Schicksal, den Kampf mit ihnen aufzunehmen, damit das Zweite Königtum nicht ebenso in Trümmer falle wie das Erste. Spielt es da wirklich eine Rolle, wer ihnen ursprünglich den Befehl dazu erteilte? Die Dämonen kehren tatsächlich zurück. Die Lyr werden bald auf die Probe gestellt werden. Daran ist wohl nicht zu rütteln.«
    Die Augen des Abtes wurden schmal. »Steht es denn fest, dass die Seelenfresser wiedergekommen sind? Wir haben Gerüchte gehört, dass hoch im Norden einer gesichtet wurde, aber das ist auch alles. Der Rat der Primi hat in dieser Angelegenheit noch keine offizielle Stellungnahme abgegeben.«
    Salvator antwortete nicht gleich. Auf seiner Seele lag ein schwarzer Schatten, und wenn er mit einem anderen darüber sprach, bekäme der Schatten womöglich Substanz.
    »Es ist wahr«, sagte er endlich. Es klang ruhig und feierlich wie an einem Grab. »Sie sind zurückgekehrt. So viel ist sicher. Und ich glaube, einer – mindestens einer – hält sich sogar im Großkönigreich auf – ich weiß allerdings nicht genau, wo.«
    Der Abt zog scharf die Luft ein. »Von einer solchen Kreatur in unserem Land habe ich noch nichts gehört.«
    Salvator nickte. »Ich bin möglicherweise der Einzige, der davon weiß.«
    Der Abt zog fragend eine Augenbraue hoch.
    Salvator fuhr sich mit der Hand durch das kurze schwarze Haar – eine Geste, die seine Nervosität verriet. »Ich kann … seine Gegenwart spüren. Wie man etwas wahrnimmt, was sich knapp außerhalb des Gesichtsfelds befindet. Manchmal wache ich nachts auf und habe einen seltsamen Geruch in der Nase, als wäre das Wesen tatsächlich in meinem Zimmer gewesen – ein erstickend süßlicher Geruch, gegen den sich meine ganze Seele auflehnt –, und obwohl ich mir sage, dass es nur ein Traum war, weiß ich tief in meinem Inneren, dass es mehr ist. Der gleiche sichere Instinkt, der meiner Mutter eingab, dass ihre Visionen auf dem Thron der Tränen wahr seien, bestätigt mir auch die meinen.« Er ließ die Hand sinken. »Versteht Ihr jetzt, warum ich zu Euch komme?«
    »Weiß deine Mutter davon?«, fragte der Abt leise.
    Salvator schüttelte den Kopf.
    »Wie lange geht das schon so?«
    »Zuerst spürte ich die Kreatur in der Nacht nach meiner Krönung. Damals wusste ich nicht, was es war. Und ich hielt das Ereignis auch nicht weiter für

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