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Die Seelenkriegerin - 3

Die Seelenkriegerin - 3

Titel: Die Seelenkriegerin - 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Celia Friedman
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bedeutsam; ich dachte, ich hätte eben schlecht geträumt.« Er lachte kurz auf. »Ich hatte in diesen Tagen viele Albträume.
    Doch das Gefühl kam Nacht für Nacht wieder. Am häufigsten suchte es mich in der Spanne zwischen Wachen und Schlafen heim, wenn die Seele für übernatürliche Kräfte am empfänglichsten ist. Im Großkönigreich befand sich etwas, das nicht dorthin gehörte, dessen war ich sicher, und es verursachte mir eine Gänsehaut. Doch wieso hatte ich es so plötzlich wahrgenommen? Ich hatte doch nicht von einem Tag auf den anderen besondere Fähigkeiten entwickelt. Ich hatte nur eine Erklärung: Es musste daran liegen, dass das Großkönigreich an diesem Tag auf mich übergegangen war. Es war nicht mehr das Land meines Vaters oder meiner Mutter, es gehörte jetzt mir. Was ich spürte, mochte schon länger darin sein Unwesen treiben, doch in dieser Nacht war es für mich zu einer persönlichen Bedrohung geworden. Und deshalb konnte ich es wahrnehmen. Ohne eine Ahnung zu haben, worum es sich wirklich handelte oder was seine Anwesenheit zu bedeuten hatte.« Er hielt inne. »Ich hatte Angst, für wahnsinnig gehalten zu werden, wenn ich anderen solche Überlegungen offenbarte. Ich hatte Angst, ich wäre wahnsinnig. Ich wagte mich niemandem anzuvertrauen.
    Dann kam der Alkal-Feldzug. Ich reiste nach Norden und traf mich mit den Heiligen Hütern. Sie zeigten mir die Überreste, die Rhys geborgen hatte. Teile eines echten Seelenfressers.« Er erschauerte in der Erinnerung an jenen Tag. »Als ich sie berührte, als ich sie unter meinen Fingerspitzen spürte, stieg mir mit einem Mal der süßlich faulige Geruch in die Nase, den ich so oft in der Nacht gespürt hatte. Und es war, als zöge dieser Geruch einen Schleier beiseite, der mir die Sicht genommen hatte. Mit einem Mal war ich mir absolut sicher, dass das, was ich seit so vielen Nächten gespürt hatte, einer dieser uralten Dämonen war.
    Daher steht für mich fest: In meinem Land befindet sich ein Seelenfresser. Es scheint, als könnte ich ihn ebenso deutlich wittern, wie ein Raubtier einen Rivalen wittert, der in sein Revier eindringt. Ein ganz und gar animalischer Instinkt.« Wieder hielt er inne. »Ich habe bisher mit niemandem darüber gesprochen, versteht Ihr, Vater? Bis zum heutigen Tag.«
    Der Abt nickte ernst. Sein Gesichtsausdruck verriet deutlich, dass er Salvator nicht für wahnsinnig hielt, und das war zumindest ein Schritt in die richtige Richtung. »Wenn die Lyr Hexen und Hexer sind«, begann er nachdenklich, »dann trägst du eine Spur ihrer Hexenkräfte in dir. Nach allem, was wir über ihre Geschichte wissen, braucht man sich über eine solche Manifestation nicht zu wundern.«
    »Im Blut meiner Mutter sind diese Kräfte besonders stark«, ergänzte Salvator. »Ich weiß nicht, wie das genau zu erklären ist, jedenfalls ist es der Grund, warum sie für die Alkal-Mission ausgewählt wurde. Offenbar besitzt sie eine besondere Fähigkeit, die den anderen Lyr fehlt, eine Gabe, die es ihr gestattet, mit jedem Abkömmling der Sieben Geschlechter in Verbindung zu treten. Deshalb war sie in der Lage, die Visionen vom Thron der Tränen an alle anderen Lyr weiterzuleiten.«
    »Und du hast ihr Blut geerbt. Eventuell auch ihre besondere Gabe .« Der Abt zögerte. »Vielleicht ist es an der Zeit, dass du mit ihr über deine Visionen sprichst. Sie könnte dir vieles besser erklären als ich.«
    Salvator schloss kurz die Augen. Dann sagte er sehr leise: »Das ist nicht so einfach.«
    »Wieso nicht?«
    Salvator seufzte tief. »Nach meiner Rückkehr von Alkal bat ich meine Hexen und Hexer, das gesamte Großkönigreich nach Seelenfressern zu durchkämmen. Sie kamen mit leeren Händen zurück. Ich weiß, dass auch die Magister nach den Kreaturen suchen. Einer von ihnen hat einen Kontrakt mit meiner Mutter geschlossen – sie glaubt übrigens, ich hätte das nicht bemerkt –, und ich bin sicher, dass sie ihn um Hilfe gebeten hat. Aber sie weiß nichts von einem Seelenfresser in meinem Reich, und das bedeutet, dass auch Ramirus keinen gefunden hat. Seine Bannkräfte schützen den Dämon vor Entdeckung.«
    »Doch du kannst seine Gegenwart spüren.«
    Salvator nickte knapp.
    »Woraus folgt …«
    »Dass ich gegen seine Kräfte gefeit bin«, sagte er mit tiefem Ernst.
    »Das ist doch gut, oder etwa nicht?«
    Salvator faltete die Hände vor der Brust und schaute schweigend darauf nieder. »Ich kam vor vier Jahren in dieses Kloster, weil ich aus tiefstem

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