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Die Seelenkriegerin - 3

Die Seelenkriegerin - 3

Titel: Die Seelenkriegerin - 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Celia Friedman
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schwaches Lächeln huschte über das Gesicht des alten Mönchs. »Salvator. Mein Sohn. Warum hast du die Priestergewänder abgelegt, als du den Thron deines Vaters bestiegen hast? Frische mein Gedächtnis auf.«
    Salvator stutzte. »Weil ein Mönch nicht Großkönig sein kann«, antwortete er. »Das lässt sein Gelübde nicht zu.«
    »Das war nicht meine Frage. Du hättest zwar kein Mönch bleiben können, aber dennoch ein Priester unseres Glaubens. Priesterkönige hat es schon früher gegeben. Warum hast du auch darauf verzichtet?«
    »Die Großkönigin hat es verlangt, es war ihre Bedingung für meine Ernennung.«
    »Und du hättest über diesen Punkt mit ihr verhandeln können. Vielleicht hättest du sie mit der Zeit überzeugt, und sie hätte ihre Meinung geändert. Aber du hast es nicht einmal versucht. Warum nicht?«
    Erinnerungen an diese turbulenten Zeiten stiegen in Salvator auf. So viel Ungewissheit. So viele Zweifel. »Ein Mann kann nicht mit gleichem Eifer zwei Herren dienen«, sagte er endlich.
    Der Abt beugte sich vor und legte ihm eine Hand auf den Arm. »Dann bist du nicht hierhergekommen, um zwischen zwei Wegen zu wählen, Salvator Aurelius. Du bist gekommen, um deinen Frieden mit einer bereits getroffenen Entscheidung zu machen.«
    Salvator schloss kurz die Augen, dann nickte er.
    »Den Rat, den du jetzt brauchst, kann ich dir nicht geben, das kann allein dein Gott«, fuhr der Abt fort. »Warum kommst du nicht mit mir in die Kapelle und erzählst Ihm, was dir auf der Seele liegt? Er kann sicherlich mehr Licht auf die Fragen werfen, die jetzt noch verblieben sind. Und vielleicht wird Er auch deine Seelenqualen lindern … zumindest so lange, bis die nächste Prüfung beginnt.«
    Salvator holte tief Luft und nickte.
    Der Abt ging zu der schweren Tür und zog sie auf. Dann gingen die beiden schweigend, nur begleitet vom beständigen Plätschern des Regens, Seite an Seite auf die Kapelle zu.

Kapitel 3
    Es war kühl, als Hedda sich auf den Weg zum Fluss machte, und darüber war sie froh. Bisher war der Sommer glühend heiß gewesen, und nicht einmal der dichte Kiefernwald um das Herrenhaus hatte die Hitze zu lindern vermocht. Der Herr und die Herrin von Valza hatten natürlich Dutzende von Dienern, die ihnen jederzeit Kühlung verschafften – ihnen mit armlangen Federn Luft zufächelten, mit seidenen Tüchern den Schweiß von der edlen Stirn wischten und ihre Getränke mit Eisschnipseln aus dem unterirdischen Speicher versetzten –, aber für alle anderen ging die Arbeit wie gewohnt weiter.
    Sie tastete sich langsam und vorsichtig den gewundenen Pfad entlang, um nur ja ihren Korb nicht fallen zu lassen. Nicht weil es der Gnädigen viel ausgemacht hätte, wenn ihre feinen Seidengewänder auf die Erde fielen – nun ja, wenn sie es wüsste, würde es ihr schon etwas ausmachen, aber Hedda brauchte es ihr ja nicht zu erzählen –, sondern weil oben auf der Wäsche, tief in den Stoff eingekuschelt wie ein Kaninchen in seinen Bau etwas viel Kostbareres lag.
    Ein Säugling.
    Das winzige Körperchen war fest mit weißen Leinenbändern umwickelt, sodass nur das Köpfchen zu sehen war, und in den Äuglein, die neugierig, aber mit verschwommenem Blick umherschauten und zu begreifen suchten, was vorging, spiegelten sich abwechselnd Licht und Schatten. Es war Heddas erstes Kind, und die ersten Wochen nach der Geburt waren schwierig gewesen – besonders weil die Gnädige streng darauf bestand, dass junge Mütter ihre Pflichten nicht vernachlässigten –, doch inzwischen hatte Hedda die Phase überwunden, in der jeden Morgen eine neue Welle der Panik über sie hinwegschwappte, und genoss das beglückende Gefühl der Zusammengehörigkeit. Sie hätte es als unnatürlich empfunden, ihr Kind nicht überallhin mitzunehmen oder bei Nacht nicht zu spüren, wie es sich an sie schmiegte. Der Kleine war ein Teil von ihr, sie waren so unzertrennlich, als wäre die blutgefüllte Nabelschnur, die sie einst aneinander gefesselt hatte, nie durchschnitten worden. Wenn er schrie, spürte sie es in jeder Faser, und seine Nöte wurden geradewegs in ihr Herz geleitet, als lebten sie beide in einem einzigen Körper.
    Eine so starke Liebe hatte sie noch nie erlebt, seit sie denken konnte.
    Sie summte ein Kinderlied vor sich hin. Dann hatte sie endlich ihr Ziel erreicht, die Stelle am Flussufer, wo eine flache Felsplatte ein Becken mit ruhigem, klarem Wasser überragte. Natürlich mussten die besten Gewänder der Gnädigen im Fluss

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