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Die Seelenkriegerin - 3

Die Seelenkriegerin - 3

Titel: Die Seelenkriegerin - 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Celia Friedman
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kostbaren Seidenrobe unbedeckt bliebe und kein Wassertropfen die Farbe verdürbe. Ja, dachte er, Gott allein wusste, wie das Reich zu leiden hätte, wenn ein Ratgeber des Großkönigs nasse Kleider bekäme!
    Der junge Monarch war in Versuchung, sein Pferd anzutreiben und allen anderen voran in den Regen zu reiten, aber damit hätte er die Diener mit dem Baldachin gedemütigt. Außerdem war er nicht darauf erpicht, von Cresel später vorgehalten zu bekommen, dass sich ein König unter allen Umständen würdevoll zu benehmen habe. Oder von seiner Mutter. Es zählte nicht, dass der Regen die beklemmende Förmlichkeit des königlichen Hofes wegspülen und ihm Körper und Geist erquicken würde. Manche Dinge konnte man einfach nicht zulassen.
    Während die Reisegesellschaft sich quälend langsam den Klosterpforten näherte, bekam Salvator Heimweh nach dem Leben, das er einst in diesen Mauern geführt hatte, nach seiner Schlichtheit und Strenge. Seine Seele sehnte sich nach dem vertrauten Rhythmus der klösterlichen Pflichten, der moralischen Klarheit eines Daseins, das geistlichen Idealen geweiht war. Es schien eine Ewigkeit her zu sein, seit er dies alles hinter sich gelassen hatte. Wie lange würde er wohl brauchen, bis er sich mit der Veränderung seiner Umstände endgültig abgefunden hatte, wann würde er nicht mehr das Gefühl haben, als Großkönig eine Rolle in einem skurrilen Drama zu spielen, dem alle Welt pflichtschuldig applaudierte?
    Die Mönche hatten sein Gefolge offenbar kommen sehen, denn die schweren Holztore wurden bereits geöffnet, bevor der erste Reiter sie erreichte. Ein Bruder in Mönchskutte trat an Salvator heran, als er in den Hof einritt, hielt ihm das Pferd, bis er abgesessen hatte, und führte das Tier anschließend weg. Kein Wort war nötig, kein Wort wurde gesprochen. Andere Mönche kümmerten sich ebenso stumm und routiniert um sein Gefolge. Salvators Höflinge fanden ihr Schweigen sichtlich verwirrend, denn sie waren an unablässiges Geplauder gewöhnt. Einige versuchten sogar, die Brüder mit sinnlosen Fragen zum Sprechen zu bringen – vergeblich. Sie erhielten nur ein Nicken zur Antwort, allenfalls ein einzelnes Wort. Endlich gaben die seidenen Elstern auf und schwatzten bloß noch mit ihresgleichen, wobei sie ausführliche Überlegungen anstellten, wann sich das Wetter wohl bessern würde, immer wieder feststellten, wie grässlich es doch sei, an einem solchen Tag unterwegs zu sein, und Besorgnis darüber äußerten, dass der Regen dieses oder jenes Gewand ruinieren könnte. Das schlechte Wetter lieferte ihnen also wenigstens genügend Gesprächsstoff.
    Der Unterschied zwischen diesen Schnattergänsen und den Mönchen des Klosters war gewaltig! Ein Außenstehender hätte meinen können, sie gehörten völlig verschiedenen Gattungen an. Die Brüder beschränkten sich außerdem auf das protokollarisch vorgeschriebene Minimum an Ehrenbezeugungen. Danton, der darauf bestanden hatte, dass alle Menschen in seiner Gegenwart das Knie beugten, wäre über ihr Verhalten wahrscheinlich erbost gewesen. Salvator fand es erfrischend. Die Büßermönche achteten sterbliche Könige und leisteten ihnen Gehorsam, weigerten sich aber, sie zu verklären; Ehrfurcht war allein dem Schöpfer vorbehalten. Nicht alle Herrscher konnten sich mit dieser Philosophie anfreunden, doch Salvators Neigungen kam sie entgegen.
    »Ich möchte den Abt sprechen«, erklärte er einem der Mönche. Der Bruder nickte und bedeutete ihm mit einer Geste, er möge ihm ins Herz der Klosteranlage folgen. Eine Handvoll königlicher Gardisten wollte sich anschließen, doch Salvator winkte ab. An diesem Ort hatte er nichts zu befürchten.
    Beim Verlassen des Hofes sah er noch, wie einer der Brüder seine Höflinge zu einem Wandelgang führte, wo sie weitgehend vor dem Regen geschützt waren. Das Kloster war mit so vielen Besuchern sicherlich überfordert , überlegte er. Gewöhnlich hielten sich hier allenfalls eine Handvoll Pilger auf einmal auf. Nun, damit hätten seine höfischen Pfauen in seiner Abwesenheit wenigstens etwas, worüber sie sich beklagen konnten.
    Er wurde an den nur allzu vertrauten Kräutergärten vorbeigeführt. Der frische Duft nach Rosmarin und Salbei war durch den Regen abgeschwächt, aber immer noch spürbar. Ein ganzer Strauß von Erinnerungen! Salvator ließ die Gerüche in seine Haut eindringen und genoss den Regen, der auf ihn niederging, wie ein rituelles Reinigungsbad. Er spürte die Macht dieses Ortes

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