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Die Seelenkriegerin - 3

Die Seelenkriegerin - 3

Titel: Die Seelenkriegerin - 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Celia Friedman
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Handeln beschnitt. Sie wusste nicht, dass die Zauberer früher einmal ganz unbekümmert und nur zu ihrem Vergnügen ganze Armeen abgeschlachtet hatten und dass das Gesetz unter anderem deshalb aufgestellt worden war, um solche Auswüchse zu verhindern. Ein Magister mochte den Verlauf eines Krieges beeinflussen, indem er seine Feldherren beriet, einer Seite einen leichten Vorteil verschaffte oder vielleicht das Gelände manipulierte, auf dem eine Schlacht stattfand. Aber er durfte nicht mit eigenen Händen ein Morati-Heer vernichten, auch wenn ihm der Ausgang noch so wichtig war. Ramirus konnte und wollte Gwynofar beschützen, doch darüber hinaus konnte er sie nur begrenzt unterstützen.
    Einmal hatte er das Magistergesetz bereits gebrochen – Kamalas wegen. Jetzt spürte er, wie die tierischen Instinkte seit Jahrhunderten zum ersten Mal wieder an sein Bewusstsein klopften. Er erinnerte sich an die Anfangszeiten, als er noch kein vollwertiger Mensch gewesen war. Und er erinnerte sich, wie hart er um seine Menschlichkeit gerungen hatte, nachdem sie ihm von der Ersten Translatio geraubt worden war.
    Lieber wollte er tatenlos zusehen, wie tausend menschliche Heere zugrunde gingen, als in diesen Zustand zurückzufallen.
    Das hieß jedoch nicht, dass er keine Vorsichtsmaßnahmen treffen konnte. Und so schloss er die Augen und schickte seine magischen Sinne hinaus in die Wüste. Über Meilen von Sand, Gestrüpp und Felsen, die vom Wind glatt geschliffen worden waren. Er leitete so viel Athra in dieses Unterfangen, dass sein schlafender Konjunkt wahrscheinlich Todesträume hatte. Er kostete den Wind und verfolgte die Wanderungen der Sanddünen. Er sog die Feuchtigkeit der Luft über den Oasen ein, den Atem wilder Kamele, die Strömungen, die die Adler mit ihren Schwingen erzeugten, wenn sie in den Morgenhimmel aufstiegen. Er maß das Vorrücken des Sonnenlichts über der öden Landschaft und nippte an der sengenden Hitzewelle, die sich gleich dahinter auftürmte. Er prüfte die Spuren menschlicher Gefühle, die am Sand hafteten: Leidenschaft und Angst, Zorn und Hoffnung.
    Wenn man die Umgebung so genau kannte, konnte man sich notfalls sogar die Natur selbst gefügig machen. Er hoffte, nicht so weit gehen zu müssen, aber ein Krieg steckte stets voller Überraschungen, und je mehr Waffen man in seinem Arsenal hatte, desto eher hatte man die richtige zur Verfügung, wenn der Ernstfall eintrat.
    Hoffentlich weißt du, was du tust, Colivar.
    Der Palast war weiß, rein weiß, und die Kuppel in der Mitte so hoch, dass die Strahlen der aufgehenden Sonne darauf tanzten und sie aufleuchten ließen, bevor sie die übrige Stadt erreichten. Die Säulen bestanden aus weißem Marmor mit schmalen Farbstreifen, die sich wie die zarten blauen Adern unter der Haut einer Frau dicht unter der Oberfläche dahinschlängelten. Ein solcher Stein war überall kostbar, und hier, Hunderte, wenn nicht Tausende von Meilen vom nächsten Marmorsteinbruch entfernt, verdoppelte sich sein Wert.
    Natürlich hatte man ihn genau deshalb verwendet.
    Colivar betrachtete das Gebäude eine ganze Weile und ordnete seine Gedanken. Ringsum erwachte die Stadt zum Leben, und die Palastwache beobachtete jeden, der dem Palast zu nahe kam, mit Misstrauen. Hatte Siderea den Gardisten gesagt, dass er kommen würde? Hatte sie den Rufzauber beschworen, der immer noch am Rand seines Bewusstseins kribbelte? Der Zauber war so schwach, dass man ihm leicht widerstehen konnte, und griff seine Abwehr nicht allzu entschlossen an. Es war eher eine Einladung denn ein Befehl. Wenn er sicher sein könnte, dass er von ihr persönlich kam, würde ihm das schon genügen; wenn sie ihm so viel Aufmerksamkeit widmete, dass sie ihn mit einem Zauber ausfindig zu machen suchte, wären die taktischen Bedürfnisse von Salvators Leuten erfüllt. Doch dieser Zauber war so schwach und diffus, dass Colivar keinerlei Signatur erkennen konnte: ein magisches Flüstern nur, so substanzlos, dass die anhaftende Spur nicht zu bestimmen war.
    Er strich mit der Hand über seine kamelfarbene Reisekleidung und verwandelte sie in eine tiefschwarze Robe. Wenn er durch den Haupteingang kommen wollte, brauchte er sich nicht zu tarnen. Dann ließ er seine magische Hülle fallen, sodass die Morati nicht mehr gezwungen waren, ihre Augen von ihm abzuwenden. Die Wachen waren überrascht, als er so plötzlich vor ihnen stand, und zogen ihre Waffen. Doch dann musterten sie ihn etwas genauer und steckten sie wieder ein.
    Er

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