Die Seelenkriegerin - 3
sollen sich bewaffnen und für einen Kampf bereitmachen; es könnte Ärger geben.«
»Jawohl, Hoheit.« Ihre Augen waren groß geworden, und er sah die Sorge darin. Nasaan verlangte von seinen Hexen und Hexern nur selten, dass sie ihre Lebensenergie für Botendienste opferten. Wenn er es jetzt tat, dann nur, weil er glaubte, für einen reitenden Boten nicht genügend Zeit zu haben. Oder weil er fürchtete, dass ein gewöhnlicher Bote in eine Falle geraten könnte. »Soll ich danach die Anweisungen Ihrer Hoheit befolgen?«
»Gewiss. Aber was immer du herausfindest, möchte ich als Erster erfahren.«
Nasaan wusste, dass seine Djira ganz allein eine Invasionsarmee aufhalten konnte. Aber das würde sie nur tun, wenn es in ihre persönlichen Pläne passte. Und er war nicht sicher, inwieweit die noch mit seinen eigenen Plänen im Einklang standen.
Kein Mensch sollte sich auf die Hilfe eines Dämons verlassen , dachte er.
Sobald Hameh gegangen war, rief er in barschem Ton nach seinem Leibwächter. Der Mann hatte die Hand an der Waffe, als er eintrat, und suchte zunächst überall nach einer Gefahr. Nasaans Tonfall hatte ihm offenbar den Eindruck vermittelt, dass im Schlafgemach irgendeine Bedrohung lauere.
Niemand würde gleich zu Beginn ein Portal beschwören, um Agenten einzuschleusen , dachte Nasaan. Wenn da ein großer Plan in die Tat umgesetzt wird, befindet er sich wahrscheinlich bereits in der Endphase.
»Bring mir meine Rüstung«, befahl er. »Und meine Leibgarde soll ebenfalls die Rüstung anlegen und sich marschfertig machen. Aber sie sollen sich möglichst diskret verhalten; ich will nicht, dass in der Stadt Panik ausbricht. Wenn jemand fragt, rücken wir zu einem Manöver aus.«
Sollte er mehr Angst haben? War es falsch, dass ihn schon bei dem Gedanken an einen Kampf ein Glücksgefühl durchströmte, das genauso intensiv war wie in dem Moment, in dem man sich in eine Frau ergoss?
Bevor dieser Tag zu Ende ist, werde ich jemanden töten , dachte er voller Genugtuung.
Das Portal hatte Colivar in einem kleinen Wäldchen am Rand eines Platzes abgesetzt. So dämmrig, wie es hier war, hielt er es für unwahrscheinlich, dass jemand seine Ankunft beobachtet hatte; aber er beschwor ein wenig Magie, um ganz sicherzugehen. Es schien unnötig. In der Ferne hörte er die ersten Leute herumlaufen, doch in der Nähe regte sich noch nichts. Dieser Teil der Stadt war so gut wie verlassen.
Er bedankte sich im Stillen bei Farahs Kundschafter für seine Vorarbeit, hüllte sich in einen dichten Schutzzauber und schlüpfte zwischen den Bäumen hervor.
Ganz in der Nähe erhob sich inmitten eines großen Platzes ein rundes Gebäude mit einer Kuppel aus blankem Gold. Das musste das Haus der Götter sein, in dem die Götterstatuen der Stadt untergebracht waren. An der Tür standen zwei Priester bereit, um Besucher zu empfangen, aber sie schienen noch nicht richtig wach zu sein, und ein kleiner magischer Schubs genügte, um sie wieder in Tiefschlaf zu versetzen.
Ein paar Schritte daneben schlüpfte er in den Schatten zwischen zwei dicht beieinanderstehenden Gebäuden. Hier war er weit genug von der Portalstelle entfernt, und so formte er mit ein wenig Athra einen Suchzauber für Siderea und schickte ihn durch die Stadt. Ob er sie tatsächlich ausfindig machte oder nicht, spielte keine Rolle. Er wusste noch von früher, dass sie eine starke metaphysische Abwehr hatte und nicht überhören würde, wenn der Zauber leise anklopfte. Bald würde sie wissen, dass sich in Jezalya ein Magister befand. Und Colivar hatte genügend kleine Spuren gelegt, um sie erraten zu lassen, welcher Magister es war.
Diesen Teil seines Plans hatte er Kamala verschwiegen. Sie hätte ihn mit Recht für verrückt erklärt. Ramirus hätte ihm womöglich gar verboten, ihn auszuführen, was – solange ihn Colivar nicht erfolgreich im Zweikampf besiegte – sein gutes Recht war.
Aber jeder andere Weg wäre noch aberwitziger gewesen.
Colivar erinnerte sich nach wie vor an die Falle, die Siderea in Tefilat für ihn aufgebaut hatte. Er erinnerte sich nicht bloß im Geiste daran, auch sein Körper hatte sie nicht vergessen; die Schmerzen waren ihm tief ins Fleisch gebrannt. Wenn ihre Abwehr in Jezalya ähnlich aufgebaut war, könnte er nicht unbemerkt an sie herankommen. Und obwohl er bereit war, Gefangenschaft und sogar Folter auf sich zu nehmen, um Salvator zu unterstützen, wäre nichts gewonnen, wenn er festgehalten und von einem Zauber ohne Sinn und
Weitere Kostenlose Bücher