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Die Seelenkriegerin: Roman (German Edition)

Die Seelenkriegerin: Roman (German Edition)

Titel: Die Seelenkriegerin: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Celia Friedman
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sich genauer anzusehen.
    Seelenfresser!
    Eigentlich hätten ihn Darstellungen der Ikati in Tefilat nicht überraschen dürfen. Eine der wichtigsten Schlachten im Großen Krieg war hier geführt worden. Und doch … etwas an diesen Bildern stimmte nicht. Er kam nicht gleich dahinter, was es war. Und als ihm endlich ein Licht aufging, blieb ihm fast das Herz stehen.
    Die Reliefs zeigten einen Schwarm von Seelenfressern, die über eine Stadt herfielen, und eine Schar von Kriegern, die aufstanden, um sie zu bekämpfen. Aber während des Großen Krieges hatten die Seelenfresser nur einzeln gejagt. Es war bereits eine Seltenheit gewesen, wenn zwei gleichzeitig am Himmel gesichtet wurden, und ein Schwarm, wie er hier abgebildet war, wäre einfach unerhört gewesen. Damals hätten sie genug damit zu tun gehabt, sich gegenseitig umzubringen, um sich um etwas anderes zu kümmern. Erst nach der Verschmelzung mit den Hexen und Hexern in der Arktis hatten sie gelernt, ihre eigenen Artgenossen so weit zu ertragen, dass ein massenhaftes Auftreten möglich wurde.
    Die Stadt musste also lange nach dem Großen Krieg erbaut worden sein, von jemandem, der wusste, wie sich die Art verändert hatte. Aber wie ging das zu, wenn alle verbliebenen Seelenfresser im hohen Norden eingeschlossen waren? Konnten auch hier unten noch einige zurückgeblieben sein? Er legte eine Hand auf einen der steinernen Seelenfresser und beschwor einen Hauch von Macht, um seine Herkunft zu erforschen.
    Im gleichen Augenblick erkannte er seinen Fehler.
    Doch es war schon zu spät.
    Tief im Felsen war ein Bann versteckt, der durch die Berührung ausgelöst wurde und Colivars Magie in sich aufnahm. Ein Netz aus flimmernden Energien erschien an den Wänden und an der Decke und legte sich um ihn; er kämpfte mit aller Kraft dagegen an, aber seine Zauber blieben wirkungslos. Die fremde Macht strahlte seine eigene Resonanz aus, so als hätte er selbst sie beschworen. Wie war das möglich? Das Netz zog sich immer weiter zu, und er konnte nichts tun, um es aufzuhalten, denn dazu hätte er sich … vor sich selbst schützen müssen. Dann wurde das Licht schwächer, und er drohte an der Finsternis zu ersticken. Die Kälte der Translatio umfing ihn. Nein! , dachte er verzweifelt. Nicht jetzt! Er wehrte sich gegen Kälte und Finsternis und suchte verzweifelt nach einem neuen Konjunkten, um sich zu retten, doch der Zauber, der ihn langsam erdrosselte, ließ sich nicht durchbrechen. Seine Seele erstickte, die letzten kalten Funken gestohlenen Athras flackerten bedrohlich, und er konnte nichts tun, um sie am Brennen zu halten.
    Und dann erlosch die Welt um ihn wie eine Kerze, und nur Angst blieb zurück.

Kapitel 21
    Nebel. Das war zunächst alles, was Gwynofar sehen konnte. Zu ihren Füßen feuchter Nebel, der den Boden bedeckte. Nebelfäden, die sich um ihre Knöchel ringelten. Nebelwolken über ihr, wo der Himmel sein sollte, nur hier und dort ein fahles Blau, das gleich wieder vom Weiß verschlungen wurde.
    Wo war sie?
    Sie blinzelte in den Dunst, entdeckte vor sich ein paar verschwommene Formen und steuerte darauf zu. Der Boden unter der weißen Decke schien zu tragen, wenn ihre Schuhe in der feuchten Erde einsanken, erzeugten sie ein schmatzendes Geräusch, das Einzige, was die unheimliche Stille störte. Hin und wieder knirschte etwas Kleines unter ihren Füßen, und ihre Kindheitserinnerungen lieferten einen Namen: Kiefernzapfen.
    Was war das für ein Ort?
    Allmählich lichteten sich die Schleier, ein Baum nach dem anderen erschien gleich einem Heer von Soldaten, die sich mit Kiefernzweigen getarnt hatten, aus dem Nebel. Die Stille war vollkommen. Dann lösten sich auch die letzten Nebelschleier auf, die Stämme kamen frei, und sie konnte die Menschengesichter erkennen, die man vor langer Zeit eingeschnitten hatte. Jetzt lag eine glänzende Tauschicht darüber.
    Ahnenbäume.
    Sie konnte sehen, dass sie einem schmalen Pfad folgte, der sich an mehreren Gruppen solcher Bäume vorbeischlängelte. Der Ort war ihr vertraut und zugleich fremd, sie hatte ganz stark das Gefühl, schon einmal hier gewesen zu sein, ohne allerdings die Gesichter in den Stämmen zu erkennen. Doch darauf kam es auch nicht an, nicht deshalb war sie hier.
    Die Arme um sich geschlungen, ging sie weiter. Ohne Zweifel war sie aus einem wichtigen Grund gekommen, aber sie hatte keine Ahnung, was für ein Grund das sein mochte.
    Schließlich trat sie aus dem Schatten der Kiefern hinaus auf freies Gelände.

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