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Die Seelenkriegerin: Roman (German Edition)

Die Seelenkriegerin: Roman (German Edition)

Titel: Die Seelenkriegerin: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Celia Friedman
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glänzte im Sonnenlicht wie ein Edelstein und zog ihren Blick unwiderstehlich an. Zum größten Teil lag sie hinter einer mehrfach mannshohen Mauer verborgen, nur aus ihrer Mitte ragte ein Turm mit einer mächtigen goldenen Kreuzblume an der Spitze empor. Das kostbare Metall fing das Sonnenlicht ein und reflektierte es nach außen. Ein Feuer, das weithin zu sehen war. Ein Leuchtturm in der Wüste.
    Das musste Jezalya sein.
    Während ihr Blick noch auf der Stadt ruhte, erkannte sie mit einem Mal, dass ihre Bemühungen sinnlos waren. Die Frau war offensichtlich nicht hier. Wozu noch mehr Zeit damit vergeuden, die Wüste nach ihr zu durchkämmen? Jezalya war für Siderea Aminestas von keinerlei Interesse. Colivar suchte doch am richtigen Ort. Alles wies auf Tefilat hin, und dort würde er sie auch finden.
    Wären ihre Erlebnisse in den Spinas-Bergen nicht gewesen, sie hätte womöglich nicht erkannt, dass hier ein Meister der Verschleierung am Werk war. Siderea Aminestas war nicht hier, sie war nie hier gewesen und würde nie hier sein; die Botschaft strahlte so hell wie die Sonne am Himmel und war so unverwechselbar wie die Kamelspuren, die zum Haupttor führten. Kamala wusste inzwischen genug über die Macht einer Königin und ihre Wirkungsweise, um die Zeichen auch hier zu erkennen, doch sosehr sie die Kunstfertigkeit der Täuschung auch bewunderte, sie abzuschütteln fiel ihr schwer. Kein einfältiges Tier, das ziellos Barrieren in die Wildnis stellte, hatte die Zauber um diese Stadt gewoben, sondern eine Frau, von der bekannt war, dass sie Menschen zu manipulieren verstand. Kamala wusste, dass sie ihre ganze Willenskraft brauchen würde, um eine solche Abwehr zu durchdringen. Und sie wusste auch, dass die Hexenkönigin – falls es ihr gelänge – ihr Eingreifen spüren und daraus schließen würde, dass ihre Feinde sie gefunden hatten.
    Dies war nicht der rechte Zeitpunkt.
    Schwarze Schatten umschwärmten sie gierig, als sie ihr Bewusstsein aus der Wüste zurückzog und in die Kühle von Aethanus’ Arbeitszimmer zurückkehrte. Zunächst saß sie einfach da und ließ die Stille der Nacht auf sich wirken, bis sich ihr wild pochendes Herz ein wenig beruhigt hatte. Aethanus wartete mit gewohnter Geduld.
    »Sie ist dort«, flüsterte sie. »In Jezalya. Ich glaube, auch die anderen Seelenfresser sind dort, aber sie hält sie von der Stadt fern.« Die Erinnerung an die rastlosen Schatten ließ sie erschauern. Es waren so viele. Wovon mochten sie sich alle ernähren? »Ich muss Colivar Bescheid geben.«
    Würden die anderen Magister Sidereas Macht ebenso durchschauen können wie Kamala? Oder würde man ihre Hilfe brauchen, würde man sie dorthin zurückschicken, damit sie weitere Erkenntnisse sammelte? Wenn sie sich vorstellte, der Hexenkönigin persönlich gegenübertreten zu müssen, lief ihr ein kalter Schauer über den Rücken, zugleich fand sie den Gedanken auch aufregend. Es wäre richtig, ein solches Kräftemessen zu veranstalten. Einen Krieg nicht gegen Heerscharen und Belagerungsmaschinen zu führen, sondern gegen die Fähigkeit der Ikati, die Aufmerksamkeit der Menschen von ihrem Ziel abzulenken. Sie erinnerte sich, wie Sidereas Macht versucht hatte, ihre Gedanken auf Tefilat zu lenken, wie sie darauf bestanden hatte, sie müsse sich dorthin begeben …
    Sie zuckte jäh zusammen. Alle Farbe wich aus ihrem Gesicht.
    »Kamala?«
    »Es ist eine Falle«, flüsterte sie. »Tefilat ist eine Falle! Sie will , dass er dort nach ihr sucht. Davon handelte Sulas Traum.« Sie schüttelte den Kopf. Wirkte Sidereas Macht noch immer auf ihr Gehirn, oder waren dies ihre eigenen Überlegungen? »Ich muss ihn warnen!«
    Sie stand so hastig auf, dass sie ihren Stuhl umwarf und er mit lautem Krachen zu Boden fiel. »Aethanus, ich …«
    »Geh«, sagte er. »Tu, was du tun musst.«
    Eilig begann sie ihre Macht zu beschwören. Normalerweise hätte sie das im Haus eines anderen Magisters niemals getan, aber sie hatte keine Zeit zu verlieren. Aethanus sah gelassen zu, wie sie sich ein Portal formte. Unerschütterlich. Und wenn ringsum die ganze Welt zusammenbräche, Aethanus’ Herz würde nicht aus dem Rhythmus kommen. Wie verschieden sie doch waren!
    Sie beugte sich über den Tisch und küsste ihn auf die Stirn. Zumindest das überraschte ihn.
    Und dann hüllte sie sich in den Portalzauber und verschwand in der Dunkelheit.

Kapitel 20
    Colivar umrundete Tefilat mehrmals, bevor er endlich darauf zusteuerte. In weiten Kreisen

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