Die Seelenkriegerin: Roman (German Edition)
wird die Seelen seiner Mitmenschen erlösen.
Darum weihen wir uns mit Leib und Seele am heutigen Tag Deinem Dienst, vertrauen auf Deine Gnade und Deine Weisheit und erflehen Deinen Segen für die kommende Schlacht, auf dass wir in Deinem Namen kämpfen dürfen.
Damit schlug er das Buch zu. Ein Diener stieg auf das Podest und reichte ihm einen zweiten Kelch, der am oberen Rand mit den Symbolen seiner Kirche verziert war. Dann wartete er.
Sina führte eine der Büßerhexen auf das Podest. Die Frau wirkte etwas unschlüssig und sah Salvator hilfesuchend an; er nickte ihr huldvoll zu, und das schien sie zu beruhigen. Sie verneigte sich respektvoll vor Gwynofar, nahm den Kelch von ihr entgegen und trank einen kleinen Schluck. Äußerlich war keine Veränderung zu erkennen, aber Gwynofar stellte sich vor, wie die Essenz der alten Lyr -Krieger durch ihre Adern strömte und die spirituelle Symphonie ihrer Seele um einen einzigen entscheidenden Ton ergänzte.
Nun trat Sina vor und fasste die Frau an der Hand. Zunächst standen die beiden nur reglos und mit geschlossenen Augen da, und Gwynofar hörte, wie sie etwas murmelten. Dann keuchte die Hexe auf und wich zurück. Zitternd starrte sie Sina an, fassungsloses Staunen sprach aus ihren Zügen.
Sina wandte sich an Gwynofar. Ihr Gesicht glühte. »Es wirkt, Majestät.«
Die übrigen Hexen und Hexer folgten, einige zögernd, andere voller Ungeduld, manche deutlich eingeschüchtert von dem Geschehen. Jeder nahm den Kelch aus Gwynofars Händen und trank einen einzigen Tropfen von seinem Inhalt. Danach traten sie vor Salvator hin und knieten nieder oder blieben stehen, je nachdem, wie es in ihrer Heimat der Brauch war. Und er strich ihnen geweihtes Öl auf die Stirn und murmelte Gebete in einer uralten Sprache, die Gwynofar nicht kannte.
Als alle Hexen die zweifache Kommunion erhalten hatten, ließ Gwynofar den Blick über die Schar wandern und spürte eine tiefe Befriedigung. Sie schloss kurz die Augen und malte sich aus, den Geist ihres Sohnes unter ihnen zu sehen. Sein Gesicht wirkte heiter und zufrieden, und zum ersten Mal seit Alkal wurde der Druck auf ihrem Herzen ein klein wenig geringer. Als sie die Augen wieder öffnete, war er verschwunden.
Sie übergaben die Kelche an die Diener, und Salvator nahm seine Priesterstola ab und gab sie ihnen ebenfalls mit. Dann schaute er, nun wieder in der königlichen Rüstung, über die Menge. Viele Zuschauer, die abseits gestanden hatten, strömten herbei, als sie sahen, dass das Ritual zu Ende war, und Heilige Hüter und Büßer stellten sich ganz unbefangen nebeneinander. Zu Hunderten standen sie da. Ihre Energie war mit Händen zu greifen, sie wärmte das Blut und stärkte den Geist.
Salvator hob die Hände und gebot Schweigen, und als Stille einkehrte, deutete er nach Süden auf das offene Gelände. »Es ist so weit. Sobald die Sonne aufgeht, sollen sich alle Gruppen bereithalten. Sobald die Portale stehen, rückt die erste Gruppe ab. Wir haben nur ein paar Stunden gutes Kampfwetter vor uns, und ich möchte in dieser Zeit so viel wie möglich erreichen. Und denkt daran, das oberste Ziel ist, die Seelenfresser-Königin zur Strecke zu bringen. Alles andere ist zweitrangig.« Er legte eine Pause ein. »Möge Gott euch alle beschützen.«
Oder die Götter , dachte Gwynofar.
Die Männer und Frauen liefen zu den Sammelpunkten. Salvator gewahrte Colivar und Kamala und winkte sie zu sich. Gwynofar fiel auf, dass Colivar seine schwarze Robe gegen unauffälligere Kleidung eingetauscht hatte; von fern würde ihn nun jeder für einen gewöhnlichen Handwerker halten. Kamala trug wieder einmal Männerkleidung, die sie offenbar bevorzugte, aber in gedämpften Brauntönen.
Salvator stieg vom Podest und ging auf sie zu. Mit einem Mal streckte er die Hand aus und klopfte zuerst Colivar und dann Kamala auf die Schulter. »Ich möchte Euch sagen, dass ich Euch beide für Euren Mut bewundere. Ohne Eure Hilfe wäre dies alles nicht möglich gewesen.«
Sie konnten nicht überraschter sein als Gwynofar selbst.
Die Magister begaben sich eilends auf ihre Posten. Gwynofar sah zu ihrem Sohn auf. Im Licht des frühen Morgens wirkte sein Profil wie ein Scherenschnitt, die Habichtszüge der Aurelius traten noch deutlicher hervor als sonst. Das Bild weckte Erinnerungen an Danton, und sie wusste, dass ihr Gemahl, wäre er hier, mit Anerkennung sähe, wie sich sein Sohn zum Führer entwickelt hatte.
Voller Stolz flüsterte sie ein Dankgebet,
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