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Die Seelenquelle

Die Seelenquelle

Titel: Die Seelenquelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Lawhead
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sich ab, dann jedoch wies er durch den weitläufigen Kirchenraum auf einen Mönch in schwarzem Habit, der blaue Gebetbücher aufeinanderstapelte.
    Mina ging sogleich auf den Mann zu. »Entschuldigen Sie, Bruder«, sagte sie, als sie sich ihm näherte. »Man hat mir gesagt, dass Sie Englisch sprechen.«
    Der Mönch richtete sich auf, drehte sich um und lächelte, als er sie sah. »Ein wenig. Wie kann ich Ihnen helfen?«
    »Ich suche nach dem Grab eines Priesters mit dem Namen Giambattista Beccaria«, antwortete Wilhelmina und erklärte im Weiteren, wie sie dazu gekommen war, hier im Kloster nach dem Grab zu suchen. Sie beobachtete, wie der Geistliche mit dem glatt rasierten Gesicht seine Stirn nachdenklich in Falten legte und diese sich vertieften.
    »Es tut mir leid, Schwester«, erwiderte er nach einiger Zeit. »Ich habe diesen Namen noch nie gehört. Sind Sie sicher, dass er hier begraben liegt?«
    »Genau das ist es, was mir zu verstehen gegeben wurde. Er war hier früher ein Astronom; zumindest wurde mir das erzählt.«
    »Ah! Dann müssen Sie zu Bruder Lazarus gehen. Er ist jetzt hier der Astronom. Wenn irgendwer hier darüber etwas weiß, dann bestimmt er.«
    Wilhelmina dankte ihm für seine Hilfe und erkundigte sich, wo sie diesen Bruder finden könnte.
    Der Mönch, der wieder damit begonnen hatte, Bücher zu stapeln, zuckte mit den Schultern. »Im Observatorium – wo sonst?«
    Sie eilte davon; und nachdem sie nach dem Weg gefragt hatte, stieß sie auf ein Schild mit einer Karte, auf der die ausgedehnten Außenanlagen zu sehen waren. Das Observatorium war deutlich gekennzeichnet. Gemäß dem Schild befand es sich auf einem der Gipfel, die über der Abtei emporragten; jetzt musste sie nur noch den kurvenreichen Pfad hochsteigen, der zur Bergspitze führte. Dies tat sie denn auch. Als sie beinahe oben angekommen war, entdeckte sie einen kleinen Turm mit einer zwiebelförmigen Spitze, der auf einer Felsnadel errichtet war. Rund um den Sockel des Bauwerks verlief ein Weg, den ein Eisengeländer umschloss. Zur Tür hoch führte eine steile, schmale Freitreppe, neben der es jedoch nur einen einfachen Handlauf aus geknotetem Seil gab – die einzige Hilfe und Sicherung beim Aufstieg zum Turm.
    Dort oben schien allerdings keiner da zu sein. Doch als Mina begann, die Stufen hochzusteigen, hörte sie ein Geräusch, als ob jemand summen würde – leise und rhythmisch, wenn nicht sogar melodisch. Sie konnte nicht sehen, wer diese Klänge von sich gab; aber als sie die oberste Stufe erklommen hatte und begann, rund um den Sockel des Turms zu gehen, erblickte sie einen Mönch in der schwarzen Kutte des Benediktinerordens. Er hockte auf den Knien und war von Gartengeräten umgeben: einer kleinen Pflanzschaufel, einer Harke, einem Gartenmesser, einer Auswahl von Tontöpfen und einem Bündel Stecklinge. Neben dem Gärtner stand zudem eine offene Segeltuchtasche mit Erdreich. Er nahm sich gerade eine doppelte Handvoll Erde und summte unmelodisch bei der Arbeit. Während Mina ihm zusah, legte er die Erde in einen Tontopf und drückte sie fest um einen Geranien-Steckling herum.
    Wilhelmina räusperte sich. »Entschuldigen Sie bitte«, sagte sie und verkündete so ihre Anwesenheit. »Hallo?«
    Der Geistliche zuckte so stark zusammen, dass Wilhelmina sich schämte, ihn erschreckt zu haben. »Oh, es tut mir leid«, entschuldigte sie sich. »Ich hatte nicht vor, Ihnen Angst einzujagen.«
    Der Gärtner vollführte mit seiner Hand eine seltsame Geste um seinen Kopf herum; zudem brachte er etwas außer Sicht, indem er es rasch in eine Falte seines Gewands schob. Dann stützte er sich ab, stand auf und drehte sich seiner Besucherin zu. »Que?«, sagte er und rieb sich den Schmutz von den Händen. »Buenos días, hermana.«
    »Tut mir leid, no habla español«, erwiderte sie. Dann, aus einer Macht der Gewohnheit heraus, fragte sie in deutscher Sprache: »Sprechen Sie Deutsch?«
    »Ja«, antwortete er in derselben Sprache und lächelte breit.
    Er war ein kleiner Mann mit kurzem schneeweißem Haar und lebendigen dunklen Augen. Sein Gesicht war von der Sonne schön gebräunt; und seine Hände waren kräftig, wohl aufgrund der vielen Stunden, die er mit Gartenarbeit zubrachte. Insgesamt erinnerte er Wilhelmina an einen der sieben Zwerge aus dem bekannten Märchen.
    »Guten Morgen, Schwester«, begrüßte er sie mit einer vollen Baritonstimme, die beinahe wie die eines Opernsängers klang – und die einem viel größeren Mann zu gehören

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