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Die Seelenquelle

Die Seelenquelle

Titel: Die Seelenquelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Lawhead
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morgen für dich einspringen.«
    »Danke. Das weiß ich echt zu schätzen.« Sie zögerte, dann sagte sie: »Ich glaube nicht, dass ich noch Lohn zu bekommen habe, oder?«
    »Wird das nicht direkt überwiesen?«
    »Richtig«, antwortete Mina. »Da hab ich einen Moment lang gar nicht nachgedacht.« Natürlich – ihr Gehalt wurde elektronisch auf ihr Konto überwiesen. Doch um an das Geld zu kommen, würde es erforderlich sein, eine Bankfiliale aufzusuchen und ihre Bankkarte vorzulegen, die sie jedoch nicht mehr besaß.
    »Also, ich würde ja gern noch etwas plaudern«, sagte John. »Aber ich habe noch ein weiteres Blech mit Schnecken, das bald fertig ist. Bis die Tage.« Er drehte sich um und ging zur Tür, um sich in seine Backstube zurückzuziehen. »Geh hoch und such Rachel auf. Vielleicht hat sie ja noch nicht das Monatsende-Zeug gemacht.«
    Wilhelmina rief ihm ein »Tschüs« hinterher, als er um die Ecke verschwand. Zwei Kundinnen betraten das Geschäft, und ihnen folgte eine Mutter mit einem Kinderwagen. Der Laden füllte sich plötzlich.
    »Hoffentlich geht’s dir bald besser, Mina«, sagte Tatyana und wandte sich ab, um die Neuankömmlinge zu bedienen. »Hi, wie kann ich Ihnen helfen?«
    Wilhelmina ging zum Eingang zurück. Nachdem sie jetzt ihren Chef und ihre Kollegin gesehen hatte, konnte sie sich irgendwie nicht dazu überwinden, sich für alle Zeiten von ihnen zu verabschieden. »Bis die Tage.« Das war alles, was sie herausbrachte.
    Ein kurzer Besuch bei Johns Frau im Büro oben bestätigte, dass ihr Lohn wie immer direkt auf ihr Konto überwiesen worden war.
    »Stimmt was nicht, Mina?«, fragte Rachel.
    »Ähm, nein – nicht wirklich. Ist nur … Ich scheine meine Bankkarte verloren zu haben. Ein gewaltiger Ärger.« Sie seufzte. »Ach ja.«
    »Ich kann dir den Lohn für die letzte Woche in bar geben«, schlug Rachel vor. »Falls das irgendwie nützt. Das ist noch nicht überwiesen worden.«
    »Das könntest du tun? Das wäre wirklich eine große Hilfe.« Sie wartete, während die Frau mittleren Alters einen Schlüssel hervorholte, die untere Schreibtischschublade öffnete und eine metallene Geldkassette herauszog.
    »Du musst mir das unterschreiben«, erklärte Rachel. Sie nahm eine Handvoll Banknoten heraus und begann, sie auf ihrer Schreibunterlage zu zählen. »Du bist sicher, dass ansonsten alles okay ist?«
    »Ging mir noch nie besser«, erwiderte Mina. »Wieso?«
    »Ich weiß nicht. Du siehst anders aus … mehr nicht.« Sie überreichte Wilhelmina einen ordentlichen Stapel Banknoten. »Sechshundert. Bitte sehr.«
    »Danke.« Mina steckte das Geld in ihre Tasche und kritzelte ihre Unterschrift auf den Beleg, den Rachel ihr hinhielt. »Danke vielmals. Bis dann.«
    Eine Minute später war sie wieder auf der Straße. Kits Wohnung war der nächste Zwischenstopp. Der Spaziergang zu seiner Eingangstür gab ihr Zeit, darüber nachzudenken, was sie ihm vielleicht sagen sollte – vor allem, wie sie ihm erklären könnte, dass es ihr eine ganze Weile nicht möglich sein würde, ihn zu sehen. Vielleicht könnte sie ihn sogar niemals mehr sehen. Es gab keine einfache Möglichkeit, dies zu sagen, und so entschied sie, dass es am besten sein würde, einen klaren Schlussstrich zu ziehen. Sie atmete tief ein, klopfte ein paarmal fest gegen die Tür und wartete. Als niemand öffnete, versuchte sie es erneut. Sie klopfte noch zwei weitere Male, bevor sie aufgab: Kit war nicht da. Typisch, dachte sie und überlegte, ob sie ihm eine Notiz hinterlassen sollte. Doch sie hatte nichts bei sich, womit und worauf sie schreiben konnte, und so gab sie dieses Vorhaben auf. Sie konnte auch zu irgendeinem anderen Zeitpunkt mit ihm Schluss machen.
    Nachdem sie wieder auf die Straße zurückgegangen war, ermunterte sie der Gedanke, dass erst ein Tag vergangen war, seit sie London verlassen hatte. Sie setzte ihren Spaziergang fort, und ihre Füße führten sie automatisch zu ihrer alten Wohnung. Warum nicht , fragte sie sich selbst ein wenig verblüfft. Zumindest könnte sie sich dort umschauen und gucken, ob es da etwas gab, was es wert war, mitgenommen zu werden. Und während sie sich in dem Haus aufhielt, konnte sie den Vermieter wissen lassen, dass sie vielleicht für eine ganze Weil fort sein würde.
    Zehn Minuten später bog Mina in ihre alte Straße ein, und ein paar Minuten danach hüpfte sie die Stufen des Gebäudes hoch. Sie legte eine kurze Pause ein, um ihren Ersatzschlüssel von der alten Dame abzuholen, die in

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