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Die Seelenquelle

Die Seelenquelle

Titel: Die Seelenquelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Lawhead
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dem Apartment unter ihr lebte.
    »Haben Sie sich selbst ausgeschlossen, meine Liebe?«, erkundigte sich Mrs Parker, als sie den Schlüssel überreichte.
    »Ich Dummerchen«, antwortete Wilhelmina. »Ich werde den Schlüssel in Ihren Briefkasten werfen, wenn ich mit allem fertig bin.«
    »Machen Sie das nur.«
    »Tschüs, Mrs Parker.« Mina ging fort und stieg die Treppe zu ihrer Wohnung hoch. Sie steckte den Schlüssel ins Schloss und trat ein. Ein Blick auf ihr gemütliches kleines Nest, und sie wurde übermannt von einer Melancholie, bei der ihr die Knie schwach wurden. Auf der Fußmatte lag Post, die sie aufhob und auf den Tisch im Flur warf. Sie ging ins Wohnzimmer und nahm den Anblick ihrer Couch und der Kissen in sich auf – und auch die Fleecedecke, in die sie sich einst immer eingerollt hatte, und das Buch, das sie damals gerade las: Es war beinahe zu viel, um es ertragen zu können. Sie ging in die Küche, und ein Blick auf die Blumen genügte, die immer noch frisch waren und in der Vase auf der Fensterbank standen – und sie verlor die Fassung. Tränen stiegen ihr in die Augen, und sie stand mitten im Zimmer da und heulte.
    Wenn irgendjemand sie gefragt hätte, weshalb sie weinte, wäre sie nicht in der Lage gewesen, ihm eine plausible Antwort zu geben. Selbst als die Tränen flossen, sagte sie sogar zu sich selbst, dass sie ein großes Baby war und sie jetzt doch ein viel glücklicheres Leben führte als jemals zuvor – und dass sie ihr neues Leben für nichts in der Welt eintauschen würde. Gleichwohl flossen die Tränen.
    Als sie schließlich in der Lage war, sich zusammenzureißen und ihre zerrissenen Gefühle zu überwinden, ging sie in ihr Schlafzimmer, leerte sie das abgestandene Wasser im Glas neben ihrem Bett und zog das Federbett glatt. Dann machte sie weiter, indem sie sich umsah und nach allem Ausschau hielte, das ihr möglicherweise in ihrem neuen Leben nützlich sein könnte. Aus ihrer Garderobe wählte sie einen leichten schwarzen Wollpullover und ein Paar elegante Schnürstiefeletten aus, die sie erst einmal getragen hatte. Was den Rest anbelangte, so konnte sie gut ohne ihn leben. Als sie die Tür des Kleiderschranks schloss, fiel ihr Blick auf einen Krug mit Pennys und alten, abgenutzten Münzen – Shillings, halbe Pennys und dergleichen –, der auf der Kommode stand. Sie trug den Krug in die Küche und steckte ihn in eine Plastiktragetasche, dann machte sie sich daran, das Badezimmer zu überprüfen.
    Ein Blick auf die glänzend weißen Fliesen genügte, und sie wusste, dass sie unbedingt duschen musste. Sie drehte die Wasserhähne auf, zog sich rasch aus, trat unter das heiße, frei fließende Wasser und seifte sich ein. O, was für ein Luxus! Es war schon so viel Zeit vergangen, seitdem sie das letzte Mal eine richtige Dusche genommen hatte. Und sie hatte völlig vergessen, wie wahrhaft wundervoll so etwas sein konnte. Nachdem sie ihr Haar gewaschen hatte, stand sie einfach nur da und ließ das Wasser über sich laufen, bis das Zimmer voller Dampf war. Mit einem Seufzer des Bedauerns drehte sie das Wasser ab und trocknete sich mit einem kuschelweichen Handtuch ab. Sie putzte sich die Zähne und behielt dann die Zahnpasta sowie die Bürste bei sich, um sie mitzunehmen. Anschließend benutzte sie die Toilette, zog ab und schaltete das Licht aus. Okay, es war nicht alles schlecht, dachte sie, als sie in ihr Schlafzimmer zurücktrottete, um sich anzukleiden. Es gab eine Menge über den Komfort und die Zweckdienlichkeit moderner Sanitäranlagen zu sagen.
    Dann, nachdem sie genug im Luxus geschwellt hatte, fasste sie den Entschluss, dass es an der Zeit war, sich wieder ihren Angelegenheiten zuzuwenden. Sie packte die Gegenstände, die sie mitnahm, in die Tragetasche mit den Münzen hinein und sah sich ein letztes Mal um. Als sie die Tür hinter sich zuschloss, zog sie einen gewissen Trost aus dem Gedanken, dass sie im Moment nicht wirklich alles aufgeben musste; sie konnte die Wohnung, so wie sie war, einfach behalten. Jetzt, wo sie wusste, wie man London erreichen und nur etwa einen Tag, nachdem sie die Stadt ursprünglich verlassen hatte, wieder zurückkommen konnte, würde ihr Heim in dieser besonderen Welt immer hier sein und auf sie warten. Sie konnte zu jeder Zeit, die sie wollte, hierher zurückkehren. Und was noch wichtiger war – es würde ein Schlupfloch für sie sein, sollte sie jemals ein sicheres Haus benötigen.
    Zufrieden mit sich selbst, dass ihr dieser tröstende

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