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Die Seelenquelle

Die Seelenquelle

Titel: Die Seelenquelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Lawhead
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auf ihre Sinne verschlug ihr den Atem; sie hatte das Gefühl, die Stadt würde auf sie eindringen, und ihr wurde ganz komisch im Magen. Bei der ersten sich bietenden Gelegenheit wich sie in eine Seitenstraße aus und ließ sich vor dem Eingang eines Stadthauses auf die untere Stufe fallen, um zur Besinnung zu kommen und sich neu zu sammeln. Du lebst hier nicht mehr, Mina , sagte sie zu sich selbst. Lass es einfach über dich ergehen. Nach ein paar Minuten konnte sie ihre Fassung so weit wiedergewinnen, dass sie in der Lage war, ihren Fußmarsch zu ihrer alten Wohngegend fortzusetzen.
    Seit ihrem unfreiwilligen Weggang aus dieser Stadt hatte Wilhelmina eine Menge Zeit gehabt, um zu überlegen, was sie tun würde, wenn sie es schaffte, nach London zurückzukehren. Zuerst war sie geneigt gewesen, Giovanni’s Bakery zu meiden – es gab zu viele Erinnerungen, und sie würde zu vieles erklären müssen. Doch jetzt, als sie vertrautere Straßen betrat, änderte sie ihre Ansicht. Ein Teil der Aufgabe, ihre Angelegenheiten zu ordnen, schloss ein, einen sauberen Strich unter ihr altes Leben zu ziehen, sodass weniger Fragen unbeantwortet blieben und es weniger Unerledigtes geben würde. Und nicht zuletzt hatte sie, wie sie glaubte, noch Lohnnachzahlungen zu bekommen; und sie konnte etwas Bargeld gut gebrauchen, um in der Stadt herumzukommen.
    Zuerst jedoch musste sie herausfinden, welches Datum heute war, sodass sie wusste, wie viel Zeit seit jener ersten schicksalhaften Reise verstrichen war. Sie kam an einem WH-Smith-Geschäft vorbei, trat ein und ging direkt auf die Wand mit den Zeitschriften und Zeitungen zu. Eine rasche Durchsicht der Time s bewirkte, dass sie zweimal hingucken musste; ein Blick auf die Datumsangabe im daneben liegenden Guardian bestätigte es. Auf den Zeitungen waren der Monat und das Jahr angegeben, in denen sie die Stadt verlassen hatte, und der Tag … An welchem Tag war sie aus London verschwunden? Ein Sonntag … Ja, ein Sonntag. Sie und Kit hatten die Absicht gehabt, an ihrem freien Tag einkaufen zu gehen. Und es war die Montagsausgabe der Time s, die sie in ihren Händen hielt.
    Entgeistert wankte Wilhelmina auf die Straße zurück; in ihrem Kopf drehte sich alles, wenn sie an die Konsequenzen dachte. Als sie schließlich ihren alten Arbeitsplatz erreichte, war sie leicht verwirrt und überhaupt nicht sicher, wie man sie empfangen würde. Auf der gegenüberliegenden Straßenseite hielt sie inne und beobachtete einen Moment lang den kleinen Laden. Nichts schien sich verändert zu haben: Die grün-weiß gestreifte Markise war gleich geblieben; das Schaufensterschild, das verkündete Unsere Spezialität: Handwerkerbrote , war genau so, wie sie es zuletzt gesehen hatte. Sie setzte ein Lächeln auf, überquerte die Straße und schob sich durch die Tür. Das Glöckchen über der Tür klingelte und verkündete ihre Ankunft. Das Mädchen hinter dem Verkaufstresen blickte auf.
    »Mina!«, kreischte Tatyana, die Kassiererin. »Du bist hier!«
    »Ich … äh …«
    »Was trägst du da überhaupt?«
    Wilhelmina blickte auf ihre Reisekleidung herab. »Klamottenkrise«, erklärte sie. »Frag bitte nicht.«
    »Du bist heute Morgen nicht gekommen«, hob Tatyana hervor. »Was ist passiert?« Bevor Mina antworten konnte, fuhr sie fort: »Wir haben versucht, dich anzurufen. Wir haben uns Sorgen gemacht. Den ganzen Morgen ist es hier ziemlich verrückt zugegangen.«
    »Tut mir leid«, entschuldigte sich Wilhelmina.
    Genau in diesem Moment kam John hereingehetzt, der Besitzer der Bäckerei. Er trug ein Blech mit Schnecken. »Wem tut es leid?«, fragte er und schaute sich um. »Mina! Was ist passiert? Du hast heute Morgen nicht geöffnet.«
    Der Anblick ihres Chefs, das Geschäft, der warme Hefegeruch von Backwaren in den Vitrinen ließ eine Welle von Gefühlen in ihr aufsteigen, die Mina nicht erwartet hatte. Während der ganzen Zeit, die sie weg gewesen war, hatte sie nicht einen einzigen Gedanken an diesen Ort hier verschwendet. »Ich glaube, ich habe einen schlechten Shrimp gegessen«, murmelte sie. »Tut mir leid. Und mein Telefon hat nicht funktioniert.«
    »Im Ernst. Ich habe versucht, dich anzurufen.« Er stellte das Tablett ab und betrachtete sie genau. »Du siehst irgendwie anders aus. Bist du okay?«
    »Um ehrlich zu sein … Ich hätte es eigentlich nötig, heute krankzufeiern«, erwiderte sie mutig. »Wenn das okay ist.«
    »Sicher doch«, meinte John. »Nimm ein paar Tage, wenn du das brauchst. Ich werde

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