Die Seelenräuberin: das zweite Abenteuer von Lyala Mendes, dem weissen Werwolf (German Edition)
herum, bevor sie die Türe öffnete. Dort zeigte sie Edu die Schlange. Dem blieb der Mund offen stehen. Dann bestätigte er, was Layla schon geahnt hatte, nämlich dass es diese Schlange hier eigentlich gar nicht geben dürfte. Layla wollte ihm gerade vom dem Mann erzählen, der davon gelaufen war, als Dona Maria im Gang auftauchte. Als sie die Schlange sah, brach sie in lautes Wehklagen aus, dass dank ihrer lauten Stimme dann auch Hans und Ana Maria weckte.
Währenddessen ging Edu in sein Zimmer zurück und kam kurz später mit einer Tasche aus einem beigen, groben Baumwollstoff zurück, die er vor Layla öffnete. Die verstand und ließ die Schlange langsam hineingleiten und zog dann schnell die Hand zurück, bevor die Schlange zubeißen konnte. Edu wickelte fast im selben Moment die Tasche um die Öffnung, sodass diese eng um die Schlange verschlossen wurde.
Naomi war immer noch leichenblass. Fast schien es so, als ob ihr erst jetzt klar geworden war, dass sie ebenfalls in die Schusslinie geraten war. Tief geschockt brach sie regelrecht zusammen. Ana Maria umarmte sie, wartete einige Sekunden, dann sagte sie in einem tröstenden Tonfall:
„In meinen Augen, war das kein richtiger Angriff. Diese Seelenräuberin will nur den Psychodruck auf uns aufrechterhalten. Sie will, dass wir uns keine Sekunde sicher fühlen.“
Naomi schüttelte den Kopf, als ob sie was sagen wollte, dann begann sie aber lediglich zu weinen. Nach einigen Sekunden, in denen es ihr schwer fiel, sich zu fangen, machte sie sich von Ana Maria los und umarmte Layla. Überschwänglich bedankte sie sich bei dieser, dass sie ihr das Leben gerettet hatte. Sie wisse, was solch eine Schlange anrichten könne. Layla war aber gar nicht stolz darauf. Wenn sie nicht wäre, dann wäre diese wunderbare junge Frau erst gar nicht in Gefahr geraten.
Sie sah Ana Maria an, die ihren Blick mit großen Augen erwiderte. Sie gab der Schwester einhundertprozentig Recht. So gefährlich dieser Angriff auch für Naomi gewesen war, es war offensichtlich doch nichts anderes, als ein kleines psychologisches Spielchen, eine Erinnerung, sich nicht zu sicher zu fühlen und dass sie jederzeit wieder zuschlagen konnte. Des Weiteren war es offenbar auch eine Drohung, dass jetzt niemand mehr vor ihren Angriffen sicher war. Sie wollte offenbar sie und ihre Freunde psychologisch auslaugen, ihnen keine Pause gönnen, bis sie zusammenbrachen, oder aber so geschwächt vor ihr erschienen, dass sie am Ende leichtes Spiel hatte. Layla schätzte, dass sie wohl noch 2 – 3 Tage, im schlimmsten Fall, das heißt, wenn sie das Dorf nicht gleich fanden, sogar eine ganze Woche oder noch länger auf dem Fluss sein würden. Und jetzt begann erst die richtige Wildnis. In Tefé und Alvarães würden sie nochmals auf kleinere Städte stoßen, aber dann war da nichts mehr. Dies hieß wohl permanente Aufmerksamkeit. Diese lange Zeit hielt auch Layla nicht aus, ohne sich auszuruhen. Sie würde, wie heute Nacht die Wache auch einmal abgeben müssen. Und das war natürlich eine große Chance für Ajllasga. Und das wusste diese auch. Die Zeit spielte für sie.
Ana Maria nahm Naomi und führte sie in ihr Zimmer. Das arme Mädchen war immer noch total aufgewühlt. Hans und Edu rannten nach draußen um vielleicht eine Spur von dem Mann finden zu können, der die Schlange offenbar in das Badezimmerfenster geworfen hatte. Jetzt im Nachhinein war Layla stocksauer auf sich selbst. Warum hatte sie ihn nicht früher bemerkt? Sie hatte sich offensichtlich wieder einmal zu sicher gefühlt. Aber das würde ihr nicht noch einmal passieren. Ihre Gegnerin hatte wirklich das seltene Talent immer genau dann zuzuschlagen, wenn sie es am wenigsten erwartete.
Layla wollte sich noch einmal im Badezimmer umsehen. Vielleicht konnte sie mit ihren Werwolf Sinnen noch weitere Spuren finden. Vorher wollte sie sich aber zuerst anziehen. Wenn sie immer aufpassen musste, dass das Handtuch nicht von ihren schlanken Hüften rutschte, war das keine gute Grundlage für eine effektive Suche und außerdem glaubte sie nicht, dass es dort eine so heiße Spur gab, die nicht noch zwei Minuten warten konnte.
Layla brauchte nicht einmal diese zwei Minuten, bis sie wieder im Badezimmer stand. Es gab ja nicht viel Auswahl an Kleidung, sodass sie einfach die von gestern angezogen hatte, die noch über dem Stuhl gelegen hatte. Frisch roch die Kleidung natürlich nicht mehr, aber darauf konnte sie keine Rücksicht nehmen. Für solch alltäglichen
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