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die Seelenwächterin - Smith-Ready, J: Seelenwächterin

die Seelenwächterin - Smith-Ready, J: Seelenwächterin

Titel: die Seelenwächterin - Smith-Ready, J: Seelenwächterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeri Smith-Ready
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den zwei Bäumen, am anderen Ufer des Teiches, dem Geist gegenüber. Er beobachtete sie über das Wasser hinweg und wartete.
    Eine Brise rauschte durch die Blätter des fruchtbaren Baumes und raschelte mit den Zweigen des kargen. Sie roch die Blüten des grünen Baumes und den heraussickernden Pflanzensaft des schwarzen. Bitterer und süßer Duft vermischten sich, bis Rhia sie nicht mehr auseinanderhalten konnte. Sie sah über den Teich hinweg zu Krähe.
    „Du musst dich entscheiden”, sagte er.
    Sie legte ihre Hand gegen die trockenen Aste des kargen Baumes. Mitleid stieg in ihr auf. Niemand sonst verstand seinen Schmerz.
    Er streckte sich nach ihr aus. Sie zog die Hand zurück und betrachtete die zerbrechlichen Zweige. Sie würden sie packen und nie mehr loslassen. Aber vielleicht konnte sie in ihrer dunklen Umarmung Frieden finden.
    Der grüne Baum rauschte hinter ihr und flüsterte von der Liebe, die sie im Leben noch erwartete, wenn sie sich nur zu ihm umdrehen wollte. Sie schloss die Augen und hörte den Klang von Verlust, der solche Liebe begleitete. Er war wie die leiseste Harmonie eines Liedes, eine angedeutete Melodie, deren traurige Töne sie sich noch nicht vorstellen konnte.
    Krähes tiefe Stimme hallte herüber zu ihr. „Es ist gut, dass die Wahl dir schwerfällt. Jene, die sich leicht ins Licht stürzen, verzagen oft, wenn sie der Dunkelheit gegenüberstehen.”
    Jetzt stand er neben ihr. „Entscheide dich für dich selbst. Nicht für Asermos. Nicht für Marek. Nicht einmal für ...” Er stockte. „Für niemanden sonst.”
    Ihr Herz fühlte sich an, als wäre es in das bittere Holz eingeschlossen, das sie verlockte. In einer solchen Festung wäre es unangreifbar. Doch es würde dort auch verdorren und sterben, lange ehe ihre Tage zu Ende gingen.
    Für sich selbst also, wenn schon für niemanden sonst, entschied sie sich für den lebendigen Baum.
    Vorläufig.
    Vorsichtig schmiegte sie sich an Mareks Körper, um seine Wunden nicht zu berühren, und schlief, ohne zu träumen.
    Die Asermonier und Kalindonier trafen sich dort, wo einst das Weizenfeld gewesen war, unter einem violetten Morgenhimmel. An diesem Tag würden keine Nachfahren aus den fernen Wäldern gestürmt kommen; Späher hatten berichtet, dass der Feind aufgebrochen war – wohin und für wie lange, wusste niemand. Ihre Verwundeten hatten sie zurückgelassen. Rhia war neugierig, zu sehen, was geschah, wenn sie blieben. Würden auch sie magische Kräfte erhalten, wenn sie anfingen, an die Geister zu glauben, oder waren ihnen die Gaben durch die Fehler ihrer Vorfahren für immer verwehrt?
    Als sie das Feld gemeinsam mit Marek, Tereus, Lycas und Alanka betrat, standen die versammelten Dorfbewohner auf. Coranna und Galen und mit ihnen Berilla, Galens junger Falkenlehrling, warteten auf dem kleinen Hügel, wo sie den Vorsitz haben würden. Sie schloss sich ihnen an, während ihre Familie ihre Plätze nahe dem Hügel einnahm, neben Areas, der Alanka half, Marek zu stützen. Die zwei Männer tauschten einen verständnisvollen Blick. Hinter ihnen stand eine betrübte Perra mit ihren zwei Söhnen, die um Dorius trauerten.
    Galen und Berilla trugen die Namen der Toten vor. Als sie damit fertig waren, war die Sonne aufgegangen und warf ein orangenes Licht auf den frisch aufgeworfenen Erdboden der Begräbnisstätte.
    Die Falken traten zur Seite, und Coranna begann, leise und tröstend den Gesang der Toten anzustimmen. Rhia schloss sich ihr in einer weichen, hohen Tonlage an. Ihre Stimmen glitten durch den schweren Morgennebel. Rhia schloss die Augen und ließ sich fast in Trance fallen. Die Schmerzen, die ihr noch geblieben waren, körperlich wie seelisch, lösten sich auf und verschwanden, und sie spürte den süßen Lockruf der anderen Seite.
    „Du singst falsch, kleiner Vogel”, bemerkte Lycas.
    Sie riss die Augen auf. Selbst er konnte nicht so unverschämt sein, den Gesang zu unterbrechen.
    Rhia sah sich um. Niemand sonst hatte ihn gehört, doch für sie hatte die Stimme ihres Bruders so laut geklungen, als stünde er neben ihr. Ich habe es mir eingebildet, überlegte sie und sang weiter.
    „Immer noch falsch.”
    Rhia sah Lycas an, als er fortfuhr: „Zum Glück sind alle zu traurig, um es zu bemerken.”
    Ihr Bruder hatte nicht gesprochen. Er stand da, hatte einen Arm um Mali gelegt und weinte in ihr Haar. Vom starken Krieger war keine Spur mehr zu erkennen.
    „Rhia, ich bin beleidigt. Du konntest uns immer auseinanderhalten. Und du hast

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