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Die Seelenzauberin - 2

Die Seelenzauberin - 2

Titel: Die Seelenzauberin - 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Celia Friedman
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stillen können.«
    Sie spürte, wie sich ihre Züge verhärteten. »Schmähe nicht dein eigenes Erbe, Salvator.«
    »Und was ist das für ein Erbe?«, gab er zurück. »Die Lyr -Gabe, die uns angeblich alle retten soll? Wenn ja, dann wäre die Rettung mehr als überfällig, meinst du nicht auch? Vielleicht denkst du auch an die selbst ernannten Retter der irdischen Welt, die Hüter des Heiligen Zorns . Nach meinem Dafürhalten sind das herrenlose Krieger, die gehen, wohin sie wollen, und tun, was ihnen beliebt, weil sie wissen, dass die Strafe der Götter jeden Fürsten treffen wird, der es wagt, an ihnen zu zweifeln.«
    Ihre Empörung loderte auf wie eine Stichflamme. »Du gehst zu weit, Salvator …«
    »Wirklich?«, fragte er. »Oder spreche ich nur aus, was schon vor Jahren hätte gesagt werden müssen? Wenn jemand mehr Fragen gestellt hätte, als diese Geschichte anfing, hätten uns die Götter ihre Dämonen vielleicht nicht noch einmal geschickt. Wenn deine Heiligen Hüter weniger Zeit damit verbrächten, Blut zu vergießen, um ihre Götzen zu befriedigen, anstatt sich mit der Wahrheit hinter den Mythen auseinanderzusetzen, bräuchte uns der Zerstörer vielleicht nicht mehr mit seinen Plagen zu verfolgen!«
    Sprachlos vor Zorn machte Gwynofar kehrt und wollte zur Tür. Wenn sie noch länger blieb, würde sie Dinge sagen, die sie hinterher ohne jeden Zweifel bereute. Doch er packte sie mit schmerzhaftem Griff am Arm und riss sie zurück.
    »Da hast du deinen kostbaren Auftrag, Mutter.« Er hielt ihr das Skandir-Armband vor das Gesicht. »Sieh dir nur an, wohin deine Überlieferungen uns gebracht haben!«
    Sie war so wütend, dass sie den Gegenstand gar nicht richtig ansehen konnte. Mit einer jähen Bewegung versuchte sie sich loszureißen, aber sein Griff war zu fest. Und er ließ das Schmuckstück nicht sinken, er wollte sie zwingen, es zu betrachten. Als sie sich schließlich fügte, drehte er es hin und her, damit das Licht auf eine Verzierung nach der anderen fallen konnte. Es waren uralte Skandir-Runen, die den Träger mit Mut erfüllen und vor Schaden bewahren sollten …
    Und dann sah sie es.
    Die Farbe wich aus ihren Wangen. Ihre Beine trugen sie nicht mehr. Hätte Salvator nicht ihren Arm festgehalten, sie wäre zusammengebrochen.
    »Nein«, flüsterte sie. »Das kann nicht sein.«
    »Doch«, sagte er. Auch seine Stimme zitterte, doch hinter dem Zorn spürte sie ganz schwach ein anderes Gefühl. Zweifel? Angst? Ihr schwindelte. »Der Hexer hat es bestätigt.«
    Langsam, mit klopfendem Herzen nahm sie ihm das Armband ab und hielt es ins Licht, um die schreckliche Zeichnung genau zu betrachten. Ein Schild mit sieben aufrechten Speeren, die im Kreuzungspunkt zusammengebunden waren.
    Das Emblem der Heiligen Hüter.
    »Jemand muss es gestohlen haben«, flüsterte sie. »Oder … oder …« Die Stimme versagte ihr.
    Er fasste sie mit festem, aber sanftem Griff an den Schultern und drehte sie zu sich herum. Dann wartete er, bis sie den Blick von dem Armband löste und ihm wieder in die Augen sah, und sagte sehr leise: »Nein, Mutter. Es tut mir leid, das dachte ich zunächst auch. Deshalb ließ ich es von einem Hexer prüfen. Zweifach sogar. Um sicherzugehen.« Er nahm ihr das Armband aus den Händen. »Dieses Stück wurde zum letzten Mal von einem wahren Hüter getragen, der in Soladin durch ein Schwert getötet wurde.«
    Sie schloss kurz die Augen. Er führte sie sanft zu einem Stuhl und legte ihre Hand auf die Lehne. Sie tastete nach der Sitzfläche und ließ sich zitternd darauf niedersinken.
    »Es ergibt keinen Sinn«, flüsterte sie. »Warum sollten die Hüter so etwas tun? Was hätten sie dabei zu gewinnen?«
    »Das kann ich dir nicht sagen. Ich kann dir auch nicht sagen, ob dieser Überfall mit den jüngsten Zwischenfällen an der Grenze zu Keirdwyn in Zusammenhang steht … inzwischen haben auf unserem Gebiet fünf Raubzüge stattgefunden … aber allein der Zeitpunkt ist verdächtig, nicht wahr?«
    Sie hob jäh den Kopf. »Keirdwyn würde niemals das Großkönigreich angreifen!«
    »Der Erzprotektor selbst nicht. Aber eine Gruppe von Kriegern, die ihn nur dem Namen nach als Herrscher anerkennen? Die sich ihren Auftrag, ihre Kämpfe selbst wählen und sich im Grunde vor niemandem zu rechtfertigen brauchen?«
    »Einer dieser Krieger ist Rhys«, erinnerte sie ihn. »Glaubst du wirklich, er würde sich an einer solchen Mission beteiligen? An der Ermordung Unschuldiger in einem fremden Reich? Wozu? Um

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