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Die Seelenzauberin - 2

Die Seelenzauberin - 2

Titel: Die Seelenzauberin - 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Celia Friedman
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Beute zu machen? Aus Blutgier? Nein, nicht Rhys. Ausgeschlossen.«
    »Du hast großes Vertrauen in die Motive von Menschen. Aber blinder Glaube an gute Absichten ist ein Luxus, den sich ein Großkönig nicht leisten kann. Was gibt es an handfesten Beweisen, auf die ich meine Politik stützen könnte? Welche Wahrheit ist so sicher, dass man in ihrem Namen Menschenleben aufs Spiel setzen dürfte?«
    »Ich werde nach Keirdwyn reisen und dir deine Beweise beschaffen«, sagte sie. »Mit welchen Mitteln auch immer. Zufrieden?« Und trotzig fügte sie hinzu: »Es ist meine Familie. Sie werden mir auf meine Fragen antworten.«
    Er überlegte, dann nickte er. »Morgen früh steht eine Eskorte für dich bereit.«
    »Nein.«
    Er sah sie fragend an.
    Sie wischte sich eine Träne aus dem Auge. Ihre Hand zitterte nicht mehr. »Pferde sind zu langsam. Und für deine Hexen und Hexer wäre ein solches Opfer zu groß. Ich werde meine Reise selbst vorbereiten.«
    Seine Miene verdüsterte sich. »Mutter …«
    » Die Zeit drängt , Salvator. Es gibt keine andere Möglichkeit.« Und bevor er protestieren konnte, fügte sie hinzu: »Ich habe deine Entscheidungen respektiert, nun respektiere du auch die meinen.«
    Er biss sich auf die Unterlippe; sie hielt den Atem an.
    »Wir haben keinen Magister am Hof«, sagte er nach langem Schweigen.
    Sie atmete erleichtert auf. »Aber ich kann einen herbeirufen.«
    »Und was wird er dafür verlangen?«
    »Nichts. Er schuldet mir einen Gefallen.«
    »Wer ist es?«, wollte Salvator wissen.
    »Ramirus.« Als er sich dazu nicht äußerte, erinnerte sie ihn: »Dein Vater hat ihm einst vertraut.«
    »Mein Vater vertraute keinem Magister. Von ihm habe ich gelernt, es ebenso zu halten.«
    Sie schwieg.
    Endlich nickte er und seufzte: »Nun gut. Solange du dafür nicht in seiner Schuld stehst, will ich dir nichts in den Weg legen.«
    Du bist es, der in seiner Schuld steht , dachte sie. Ohne seinen Schutz wärst du schon Stunden nach deiner Krönung von Feinden des Großkönigreichs ermordet worden. Aber das kann ich dir niemals gestehen, nicht wahr? Dein Gott würde dir nicht gestatten, mit dieser Wahrheit zu leben.
    Er reichte ihr das Armband. Sie erschauerte, als sie es entgegennahm. Das Messing war noch warm.
    »Zeige es meinem Onkel und berichte mir, was er dazu sagt«, bat er. »Ich will erfahren, wer mein Feind ist.«
    Er schaute zur Tür, und als er an die Frau dachte, die vor Kurzem den Raum verlassen hatte, wurden seine Augen schmal. »Denn ich schwöre dir, beim Thron meines Vaters, Mutter, Soladin wird Gerechtigkeit widerfahren. Auch wenn mein eigen Fleisch und Blut in die Sache verwickelt sein sollte.«

Kapitel 20
    Gwynofar stand in der Tür, ihr goldenes Haar glänzte im Schein der Nachmittagssonne, und ihre Augen leuchteten so blau wie ein klarer Sommermorgen. Das Keirdwyn-Blau. Sie trug ein elfenbeinfarbenes Gewand im Stil der Südlande mit weiten Ärmeln, die fast auf dem Boden schleiften. Ein Gürtel aus Goldgliedern umschloss ihre schmale Taille. Jedes Glied hatte die Form eines doppelköpfigen Habichts: das Wappen des Hauses Aurelius.
    Rhys brauchte Sekunden, um zu begreifen, dass sie da war, und ein paar Sekunden mehr, um sich darauf einzustellen. Seit seinem Besuch am Speer fiel ihm das Denken schwer. »Gwyn?«
    Sie antwortete ihm nicht, sondern durchquerte einfach den Raum und schloss ihn in die Arme. Anfangs machte er sich steif, wollte nicht einmal sie an sich heranlassen, doch das hielt er nicht durch; ein Zittern durchlief ihn, er gab sich geschlagen, erwiderte die Umarmung und drückte sie fest an sich. Seine Spannung löste sich. Der vertraute Duft ihres Haares belebte seine Sinne und beruhigte ihn. Er schloss die Augen, um einfach ihren Geruch zu trinken und sich in der Erinnerung an bessere Zeiten zu verlieren. Die Schatten schienen ihren Würgegriff um sein Herz zu lockern, wenn auch nur für einen kurzen Moment. Nein, so leicht ließ sich die neue Finsternis nicht aus seiner Seele vertreiben.
    Als Gwynofar schließlich zurücktrat, verriet ihre schmerzliche Miene deutlich, dass sie sich große Sorgen um ihn machte. Welchen Eindruck sie von ihm hatte – blutunterlaufene Augen, eine Woche alte Bartstoppeln und verblassende Blutergüsse –, wussten nur die Götter.
    Kamala hatte ihn etwas instand setzen wollen, aber das hatte er nicht zugelassen. Keine Hexe sollte für seine Eitelkeit ihre Lebensenergie vergeuden. Was ein Bad und frische Kleidung nicht in Ordnung bringen

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