Die Seelenzauberin - 2
dunkle Locken fielen schwer über ihre Schultern. Siderea strich sanft darüber, als wollte sie ihr Gewicht prüfen. »Ist es in Eurer Heimat üblich, alles festzustecken?«
»Mein Vater hält das für angebracht. Er findet, eine vornehme Dame sollte sich nicht zur Schau stellen.«
Siderea lachte leise. »Ach, meine Liebe, wer seine Stärken betont, stellt sich doch noch lange nicht ›zur Schau‹.« Siderea nahm eine Locke und drehte sie um ihren Finger. »Väter haben für solche Dinge eben nicht immer das richtige Verständnis.«
Sie griff nach einer weichen Bürste und begann, die dunklen Massen zu bearbeiten. Petrana überließ sich mit einem Seufzer dem rhythmischen Streicheln. »Ihr meint, aus mir ließe sich mehr machen?«, hauchte sie. »Tatsächlich?«
»Unbedingt.« Siderea fasste mit den Händen in die langen Locken, drapierte sie zu beiden Seiten von Petranas Gesicht und legte die langen Enden über ihre Brüste. »Seht Ihr, auf diese Weise wird der Blick eines Mannes dahin gelenkt, wo man ihn haben möchte – ganz ohne dass er etwas davon merkt. Ach, wenn die Männer wüssten, wie leicht sie zu manipulieren sind.« Sie berührte den Schal, der in den Ausschnitt gesteckt war. »Darf ich?«
Petrana schien erschrocken. »Ich weiß nicht recht …«
»Ich will nur sehen, womit wir arbeiten können.« Sie lächelte. »Wie soll ich Euch bei Eurer Garderobe beraten, wenn ich nicht weiß, was bekleidet werden muss?«
Die junge Frau zögerte, dann nickte sie. Im Spiegel sah sie, wie Siderea sich von hinten über sie beugte und langsam die Falten des Schals löste. Als die lackierten Nägel unter den Ausschnitt des Kleides glitten und unerwartet eine Brustspitze streiften, zog Petrana scharf den Atem ein.
»Da, seht Ihr?« Siderea legte den Schal beiseite. Petrana hob unwillkürlich die Hand, um ihren Busen zu bedecken, doch Siderea fing sie ab und hielt sie fest. »Warum haltet Ihr solche Schätze die ganze Zeit über versteckt, meine Liebe?«
Tatsächlich hatte die junge Frau eine gute Figur mit vollen, hohen Brüsten, die sich bei jedem Atemzug keck hoben und senkten. Der Anblick hätte wohl jeden normalen Mann in Erregung versetzt. Petranas geröteten Wangen nach zu urteilen war ihr das zum ersten Mal selbst zu Bewusstsein gekommen. Siderea ließ ihr ein paar Minuten Zeit, um in den Spiegel zu schauen und sich vorzustellen, wie es wäre, wenn ein Mann ihre Reize begutachtete. Sie begehrte! Ihre Wangen röteten sich noch mehr.
»Und nun kommt, steht auf.«
Diesmal gehorchte Petrana ohne Widerrede. Siderea stellte die junge Frau vor den Spiegel und trat wieder so dicht hinter sie, dass sie ihre Körperwärme spüren konnte. »Wir müssen Euch ein Kleid schneidern lassen, das Eure Vorzüge besser zur Geltung bringt.« Sie strich mit den Händen über Petranas Hüften und zog das Kleid straff. »Aha, seht Ihr, das ist die Figur, mit der Ihr den Großkönig betören werdet! Dieses Kleid wird ihr ganz und gar nicht gerecht. Und nun will ich sehen, was darunter ist.«
Petrana drehte sich um und sah sie mit großen Augen an. »Ich kann nicht … ich meine …« Sie suchte nach Worten.
Siderea legte ihr sanft einen Finger auf die Lippen und brachte sie zum Schweigen. »Eine so wunderschöne junge Frau schämt sich doch wohl nicht ihres eigenen Körpers! Hier ist nirgendwo ein Mann, der Euch beim Ausziehen zusehen könnte. Niemand wird Eure Ehre verletzen. Aber wie soll ich Euch lehren, wie Ihr Euch kleiden sollt, wenn ich nicht sehe, womit ich arbeiten kann? Dieses Gewand verbirgt alles.« Sie hielt inne. »Könnte es Euch die Befangenheit nehmen, wenn ich mich ebenfalls entkleide? Ich tue es gerne, wenn es Euch hilft.«
Ohne eine Antwort abzuwarten, trat sie zurück und begann, ihren langen Gürtel abzuwickeln. Ihr Blick war nachsichtig, fast spöttisch: Wie töricht, sich davor zu fürchten! Wieder hörte sie das seltsame Knurren in ihrem Kopf, aber sie achtete nicht darauf. Wenn das Seelenfresser-Weibchen Sidereas Leben teilen wollte, würde es sich an solche Spiele gewöhnen müssen.
Der Gürtel fiel zu Boden, und sie öffnete die Schnalle, die ihr Gewand zusammenhielt. Die weiche Seide teilte sich, blieb kurz an ihren vollen Brüsten hängen und glitt dann raschelnd zu Boden. Darunter trug sie nur ein dünnes weißes Hemd, das ihre Reize kaum verbarg. Sie lächelte erfreut, als Petrana unwillkürlich in Bewunderung erstarrte und den Blick nicht mehr abwenden konnte. »Da, seht Ihr, wie einfach
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