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Die Seelenzauberin - 2

Die Seelenzauberin - 2

Titel: Die Seelenzauberin - 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Celia Friedman
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Gebiet überblicken konnte, brauchte er sich nur selbst in den obersten Raum der dritten Schwester zu begeben oder jemand anderen dorthin zu schicken. Und das wäre ausgerechnet jetzt äußerst ungünstig. Kamala hatte erst vor einer Stunde den oberen Bereich des Turms ausgekundschaftet und Rhys und seinen Gefährten versichert, er sei leer. Unter normalen Umständen hätte sich daran wohl auch nichts geändert. Aber nun war ein neuer Umstand hinzugekommen, der alles ändern konnte.
    Kamala beobachtete, wie sich der Mann vorbeugte, den Verschluss der Kiste öffnete, hineingriff und sich, einen grauen Vogel in beiden Händen, wieder aufrichtete. Er hielt ihn kurz fest, dann hob er die Hände und warf ihn in die Luft. Der Vogel flatterte aufgeregt mit den Flügeln, er hatte es sichtlich eilig, von hier wegzukommen. Als er nach Süden abschwenkte, konnte Kamala erkennen, dass an seinem Bein ein kleiner Gegenstand befestigt war.
    Eine Brieftaube.
    Sie wäre ihr sofort gefolgt, aber der Mann war noch auf dem Dach und sah der Taube nach. Wenn plötzlich wie aus dem Nichts ein Raubvogel auftauchte und sich seinen Boten schnappte, würde das ihn – und womöglich die gesamte Zitadelle – in Alarmbereitschaft versetzen. Ließ Kamala andererseits zu, dass sich der Vogel zu weit entfernte und sie ihn nicht mehr einholen konnte … nun, dann kam es darauf an, was für eine Botschaft er mit sich trug. Ihr Vogelherz pochte heftig, kostbare Sekunden schlichen quälend langsam vorbei. Du hast doch sicher Besseres zu tun , rief sie dem Mann lautlos zu. Nun verschwinde schon.
    Als dieser schließlich ins Innere der Zitadelle zurückkehrte, war die Taube so weit entfernt, dass sie weder schnell noch leicht zu verfolgen wäre. Kamala wollte ihren Posten nur ungern für längere Zeit verlassen, solange Rhys und seine Leute noch beim Aufstieg waren, aber wenn Anukyat versuchte, Kontakt zu seinen Verbündeten aufzunehmen, wäre das noch dringender. Einige dieser Verbündeten hatten sehr große Flügel und könnten Rhys’ Männer mühelos von der Wand des großen Monuments pflücken.
    Im Grunde genommen hatte sie keine Wahl.
    Wie ein Pfeil schoss sie hinter dem kleineren Vogel her. Obwohl sie sich nicht an der Gestalt des schnellsten Raubvogels ausgerichtet hatte, war sie immer noch einiges größer als die Taube und konnte mit ihren kraftvollen Flügelschlägen den Abstand langsam, aber sicher verringern. Zugleich versuchte sie, den Vogel wie jenen Hasen durch Zauberei zu töten, aber dafür war sie offenbar noch zu weit entfernt oder sie konnte ihre Kräfte nicht ausreichend bündeln, solange sie selbst in der Luft war.
    Es hätte allerdings auch ein Hinweis darauf sein können, dass ihr Konjunkt nicht mehr über genügend Athra verfügte, um einen solchen Zauber zuverlässig auszuführen.
    Als sie an den Vogel herankam, schlug der wilde Haken, um sich ihr zu entziehen. Der Instinkt des Beutetiers. Im Körper eines Habichts hätte sie das vielleicht auszugleichen gewusst. So vergingen kostbare Sekunden – ihr kamen sie wie Stunden vor –, bis sie sich auf die Taktik eingestellt hatte. Endlich grub sie ihre Krallen in den Körper der Taube und hielt das Tier, das heftig mit den Flügeln schlug und sich zu befreien suchte, mit aller Kraft fest. Sie musste ihr ganzes fliegerisches Können einsetzen, um nicht vom Himmel gezerrt zu werden, während sie die Beute zu töten versuchte. Die Gestalt, die sie sich ausgesucht hatte, war darauf nicht eingerichtet. Zu guter Letzt setzte sie in ihrer Verzweiflung noch einmal einen Verwandlungszauber ein, und diesmal tat er seine Wirkung. Der verstümmelte Körper erschlaffte unter ihr, sie packte den Nachrichtenzylinder mit dem Schnabel und riss ihn los. Den Vogel ließ sie fallen. Geschafft!
    Sie wendete scharf und flog, so schnell sie konnte, zur Zitadelle zurück. Hoffentlich hatte ihre Abwesenheit für ihre Schützlinge keine allzu schlimmen Folgen gehabt.

    Kamala müsste doch inzwischen zurück sein , dachte Rhys.
    Er stützte Gwynofar, während die ersten vier Krieger ins Turminnere schlüpften. Oder sich, genauer gesagt, in den Turm hinein zwängten . Die gezackte Spalte, die ihnen Zutritt gewährte, war nur knapp breit genug für einen ausgewachsenen Mann. Kleidung und Ausrüstung blieben an den scharfen Kanten hängen, und einer der Männer passte erst hindurch, nachdem er sein Klettergeschirr abgenommen hatte. Für Gwynofar war es sehr viel leichter, als die Reihe an sie kam, aber ihre

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