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Die Seelenzauberin - 2

Die Seelenzauberin - 2

Titel: Die Seelenzauberin - 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Celia Friedman
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dieses Fremden für bare Münze nahm, um sich eine solche Hoffnung vorgaukeln zu können?
    Wie auch immer, jedenfalls fühlte sie sich besser. Und als sie auf dem Weg in den Palast abermals einem Magister begegnete, nickte sie ihm nur kurz zu. Und malte sich dabei aus, wie diebisch sie sich freuen würde, wenn er und seine Brüder endlich erkannten, dass sie nicht die Einzigen waren, die hier die Fäden zogen.

Kapitel 9
    »Hier stimmt etwas nicht.«
    Rhys starrte finster auf die Karte in seiner Hand und studierte dann das Gelände vor sich. Auf der Karte war deutlich ein schmaler Pass verzeichnet. Im Gelände gab es ihn nicht.
    Mit einem leisen Fluch ging er zu seinem Pferd zurück und kramte die Ledermappe mit den Karten heraus, die ihnen Meister Favias mitgegeben hatte. Sie enthielt Abschriften aller Skizzen dieser Region, die jemals von Heiligen Hütern angefertigt worden waren, darunter auch über und über mit Anmerkungen bekritzelte Detailzeichnungen. Die Archivare achteten peinlich darauf, ihre Arbeit auf dem neuesten Stand zu halten, und jede Karte wurde angepasst oder ersetzt, sobald neues Wissen zur Verfügung stand. Wer konnte schließlich sagen, wann sich ein bestimmtes Geländemerkmal als wichtig erweisen würde, wenn schon nicht für den Schutz der Protektorate, solange sich die Seelenfresser noch in der Verbannung befanden, dann sicherlich in dem Krieg, der auf ihre Rückkehr folgen musste? Die bestmögliche Beförderung von Männern und Vorräten von einem Punkt zum anderen könnte in einem solchen Endkampf eine entscheidende Rolle spielen, und die Hüter wollten auf diese Aufgabe vorbereitet sein.
    Aber …
    Auf allen Karten, die Favias ihnen mitgegeben hatte, war genau vor ihnen ein Pass zu sehen, ein niedriger Sattel zwischen zwei hohen, steilen Gipfeln. Die Wirklichkeit war um einiges unfreundlicher. Zur Linken erhob sich zwar tatsächlich ein Berg, der mehr oder weniger mit den Zeichnungen übereinstimmte, und rechts ein zweiter von etwa gleicher Höhe mit mehreren scharfen Zacken. Doch Letzterer war zum Teil heruntergebrochen, über die Westflanke zog sich eine tiefe Furche, und der Pass daneben war von einer regelrechten Steinmauer versperrt. Ein paar kümmerliche Ranken und einjährige Schösslinge krallten sich im unteren Teil in das Geröll, die obere Hälfte war kahl und unwirtlich, und darüber ragten mehrere scharfe Felsspitzen in den Morgenhimmel. Viel zu steil für einen bequemen Aufstieg und ungünstig für Pferde, selbst wenn der Untergrund eben gewesen wäre. Das sah ganz und gar nicht gut aus.
    »Wahrscheinlich ein Erdbeben.« Namanti trat zu ihm und schaute auf die Karte. »Gibt es in dieser Gegend ziemlich häufig. Sieht so aus, als wäre da ein ordentliches Stück runtergekommen.« Sie wies auf den abgebrochenen Gipfel und zeichnete mit der Hand den Weg des fallenden Gesteins nach. Wenn sie recht hatte, war fast die Hälfte des Berges zusammengebrochen.
    Rhys presste die Lippen aufeinander und nickte.
    Sie beugte sich wieder über die Karte. »Haben wir noch etwas Neueres?«
    Er sah die Blätter in der Mappe durch und prüfte das Datum in der Ecke jeder Zeichnung. Die neueste Karte dieser Gegend war vor ein paar Jahren angefertigt worden, und seither waren keine Anmerkungen dazugekommen. Nun verstand er auch die Sorge von Meister Favias. Jeden Sommer wurden Hüter ausgeschickt, um alle Speere zu überprüfen und sämtliche Veränderungen in der näheren Umgebung festzuhalten. Selbst wenn alles an seinem Platz war, bestätigten die Erkundungstrupps gewöhnlich mit einem Vermerk, dass sie tatsächlich an Ort und Stelle gewesen waren. Die Archivare achteten darauf, dass bei jeder Abschrift mit den ursprünglichen Karten auch solche Vermerke übertragen wurden. Da die Hüter turnusmäßig in verschiedene Protektorate reisten und jeder von ihnen Berichte über seine jüngsten Inspektionen ablieferte, gab es nur selten eine Veränderung, ohne dass die Archivare davon erfuhren. Noch seltener kam es vor, dass in einer Sammlung wie dieser ein so entscheidender Hinweis auf die Blockierung eines wichtigen Passes fehlte.
    Offenbar hatte diese Gegend seit langer Zeit kein Heiliger Hüter mehr bereist; zumindest gab es keine Unterlagen darüber.
    Schwer zu sagen, welche der beiden Möglichkeiten beunruhigender war.
    »Damit ist uns der Zugang von Westen her versperrt«, murmelte Rhys. »Selbst wenn wir in weitem Bogen die andere Seite zu erreichen versuchen, gibt es keine Garantie, dass die

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