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Die Seelenzauberin - 2

Die Seelenzauberin - 2

Titel: Die Seelenzauberin - 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Celia Friedman
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hoch über dem Schuttwall kreiste, der den Hütern den Weg versperrte.
    Sie war nicht natürlich entstanden.
    Ob sie das wussten?
    Sie sah, wie sie ihre Karten und Schreibtafeln herauszogen und nach der besten Route suchten. Wären sie weiter südlich gewesen, sie hätte sich zu erkennen geben und ihre Hilfe anbieten können, aber nachdem es ihr nicht einmal gelungen war, essbare Speisen zu beschwören, traute sie sich nicht, so dicht am Heiligen Zorn einen Verwandlungszauber zu wirken. Außerdem, wie hätte sie erklären sollen, dass sie ihnen gefolgt war? Keine Hexe würde mitten im Nirgendwo für zwei Menschen, die sie nicht einmal kannte, ihre Lebensenergie verschwenden. Wollte sie etwa, dass die beiden die Wahrheit errieten und womöglich ihren jeweiligen Völkern davon berichteten, wenn alles vorüber war? Wir sind hoch oben im Norden einem weiblichen Magister begegnet. Keine Ahnung, wer sie war oder was sie dort wollte. Die Nachricht würde sich in Windeseile herumsprechen, und dann würden Colivar und seinesgleichen allen Ernstes die Jagd auf sie eröffnen.
    Von oben konnte sie erkennen, dass der einfache Felsrutsch, den die beiden gesehen hatten, in Wirklichkeit etwas ganz anderes war. Jedenfalls war sie ziemlich sicher, dass er nicht durch ein Erdbeben ausgelöst worden sein konnte. Auch ohne Zauberei, nur mit Einsatz ihres Zweiten Gesichts konnte sie an den scharfen Bruchkanten des Berges das Flimmern der Macht erkennen. Etwas – jemand – hatte das Geschehen gezielt in Gang gesetzt. Aber wieso gerade an dieser Stelle? Nach der Karte, die sich die Hüter angesehen hatten, gab es nur eine mögliche Antwort: Wer immer diesen Pass blockiert hatte, wollte Reisende, die von Westen kamen, nicht nur aufhalten; er wollte sie auf eine andere Straße umleiten, eine Straße, die durch das Herz des alkalischen Gebiets führte.
    Vielleicht hätten die Hüter das auch selbst erkannt, wenn sie sie zuvor nicht mit ihrer Zauberei beeinflusst hätte. Sie hatte mit ihrer Macht das Misstrauen der beiden gedämpft, und jetzt, noch dichter am Heiligen Zorn, wagte sie nicht, diesen Zauber wieder zurückzunehmen. So musste sie hilflos mit ansehen, wie sie ihre Pferde auf den einzig gangbaren Pfad zulenkten und genau die Wahl trafen, die irgendjemand gewollt hatte. Sie hörten nicht das Flüstern der Macht, das vom Hang widerhallte. Sie sahen nicht die flimmernde Energie an den Kanten der Bruchstelle. Und sie – die sie das Flüstern hören, die Zeichen sehen konnte – hatte keine Möglichkeit, vor der drohenden Gefahr zu warnen, wenn sie sich den Reitern nicht in ihrer menschlichen Gestalt in den Weg stellen, mit ihren menschlichen Händen winken und ihnen ihr Wissen zuschreien wollte.
    Und selbst dann wäre fraglich, ob sie ihr Glauben schenken würden.
    Sie folgte ihnen eine Weile und rang, in düstere Gedanken versunken, um einen Entschluss. Doch mit einem Mal warf sie sich mit kraftvollen Flügelschlägen gegen den Wind und wurde schneller. Wenn sie sonst nichts tun konnte, dann wollte sie wenigstens als Späher vorausfliegen. Wenn auf die beiden tatsächlich ein Hinterhalt wartete, müsste sie ihn ausfindig machen können. So nahe am Heiligen Zorn hätte wohl niemand Vorkehrungen gegen Spione aus der Luft getroffen; wenn es da draußen etwas zu entdecken gab, dann hatte sie gute Chancen, es auch zu finden.
    Kamala hatte im Laufe ihrer Studien bei Aethanus auch gelernt, Karten zu lesen, aber das waren wunderschön ausgeführte Dokumente gewesen, die sie in Muße hatte studieren können, unterstützt durch Zauberei, die ihr die Augen schärfte oder bei Bedarf auch unverständliche Zeichen entschlüsselte. Aus mehreren hundert Metern Höhe einen kurzen Blick auf eine Karte zu werfen und sie ohne magische Hilfe mit einer lebenden Landschaft in Einklang zu bringen, war etwas ganz anderes. Ganz zu schweigen davon, dass derjenige, der einen ganzen Berg zertrümmert hatte, um Besucher nach Osten zu dirigieren, durchaus auch andere Veränderungen an der Landschaft vorgenommen haben mochte, die sicherlich nicht eingezeichnet waren. Aber das lange Tal, auf das Rhys und seine Begleiterin zuritten, war auf der Karte so deutlich zu erkennen, dass selbst ein ungeschulter Habicht es von oben finden sollte. Hoffentlich.
    Kamala orientierte sich an den Drei Schwestern, während sie nach Osten flog, und suchte unter sich nach der von Rhys so genannten Alkal-Route.
    Sie suchte nicht vergeblich.
    Aus der Luft sah es so aus, als wäre die

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