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Die Seelenzauberin - 2

Die Seelenzauberin - 2

Titel: Die Seelenzauberin - 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Celia Friedman
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glauben immer, sie wüssten Bescheid, aber die Wirklichkeit sieht anders aus.«
    »Was also würdet Ihr mir empfehlen?«
    »Zieht etwas Reizvolles an, das Eure Haut- und Haarfarbe zur Geltung bringt. Ein Kleid, wie Ihr es zu Hause tragen würdet, um Bewerber aus vornehmem Hause zu empfangen. Bescheiden, aber gefällig. Er soll sehen, dass er Euch als Mann interessiert, aber er soll auch sehen, dass Ihr eine intelligente Frau von Geschmack seid, die seinen Geist zu fesseln vermag. Überlasst ihm die Führung des Gesprächs, aber seid nicht zu schüchtern, eine Meinung zu äußern, wenn er Euch danach fragt. Und wenn er mittendrin das Thema wechselt, ist das ein gutes Zeichen. Dann will er Euch auf die Probe stellen.
    Ich will nicht bestreiten, dass ihn die vier Jahre im Kloster geprägt haben, aber auf andere Weise, als Euer Vater es erwartet. Salvator mag in seiner Jugend darauf getrimmt worden sein, in der Politik die Fäden zu ziehen, aber er hat diese Welt verlassen und sich ein einfacheres Umfeld gesucht, wo Lügen nicht zum Alltag gehören. Vermutlich wird er jetzt auf der Hut sein, er kann sich denken, dass feinste Intrigen gesponnen werden und dass er über solchen Dingen stehen muss, wenn man ihn als Herrscher respektieren soll. Dazu ist er gewiss in der Lage – sonst hätte ein anderes von Dantons Kindern Anspruch auf den Thron erhoben –, aber es wird ihn auch seelisch unter Druck setzen. Also bietet Ihr ihm Aufrichtigkeit. Wählt eine Kleidung, in der Ihr Euch wohlfühlt, damit Ihr in seiner Gegenwart ganz Ihr selbst sein könnt. Sagt, was Ihr denkt, und wenn ein bestimmtes Thema eine diplomatische Behandlung erfordert, dann bringt die Rede auf etwas anderes. Er kennt das Spiel und wird sich leiten lassen. Aber belügt ihn nicht. Macht ihm oder seinem Reich keine Komplimente, wenn Eure Bewunderung nicht echt ist. Hohle Schmeicheleien sind einem solchen Mann ein Gräuel, und eine Frau, die heute damit arbeitet, ist morgen vergessen.« Sie lehnte sich in ihrem Stuhl zurück. »Ihr dagegen bietet ihm eine Atempause im Sturm der höfischen Ränke, und dafür wird er Euch in guter Erinnerung behalten.«
    Petrana lächelte ein wenig. »Aber das widerspricht allen Ratschlägen, die ich bisher erhalten habe.«
    Siderea zuckte die Achseln. »Von alten Männern und vertrockneten Zofen. Wem schenkt Ihr in solchen Dingen mehr Vertrauen?«
    Das Mädchen neigte respektvoll den Kopf. »Ihr seid weithin berühmt für Euer Wissen und Eure Erfahrung.«
    »Wissen und Erfahrung?« Siderea lachte. »Ich mache meine Hausaufgaben, das ist alles. Kein Mann ist so rätselhaft, dass man nicht irgendeine kritische Schwäche fände, wenn man seine Verhältnisse nur gründlich genug erforscht. Aber Ihr müsst die Zeichen auch zu deuten wissen, sonst war die ganze Mühe umsonst.«
    Sie beugte sich vor und strich mit dem sorgsam gepflegten Nagel ihres Zeigefingers über Petranas blütenzarte Wange. Die Haut rötete sich anmutig. »Später kann ich Euch noch ausführlicher unterweisen«, versprach sie. Sie war der jungen Frau so nahe, dass ihr duftender Atem bis zu ihr drang und Petranas Nasenflügel sich blähten. »Wenn Ihr mich besucht, werde ich Euch alles lehren, was ich weiß. Das war doch Euer Wunsch, nicht wahr?«
    »O ja.«
    »Und ich werde ihn erfüllen.« Siderea lehnte sich wieder zurück und ließ ihre Hand sinken. »Aber jetzt müsst Ihr mich entschuldigen, ich muss mich noch um einige andere Dinge kümmern.« An sich bestand kein Grund, sich schon zu entfernen, aber solche Unterredungen sollte man immer in der richtigen Stimmung beenden. Solange der Partner noch nicht völlig zufriedengestellt war.
    »Natürlich, Majestät.« Petrana erhob sich schnell und machte einen respektvollen Knicks. »Ich kann Euch nicht genug dafür danken, dass Ihr Euch so lange für mich Zeit genommen habt. Eure Ratschläge sind von großem Wert für mich.«
    Zumindest schien sie etwas mehr Sicherheit gewonnen zu haben. Das war ein gutes Zeichen. Eine Großkönigin brauchte Selbstbewusstsein.
    Diese Petrana konnte es noch weit bringen.
    Erst Stunden später, als Siderea das Lager verließ, um in ihre Gemächer im Palast zurückzukehren, kam ihr zu Bewusstsein, was sie da gesagt hatte.
    Wenn Ihr mich besucht, werde ich Euch alles lehren, was ich weiß.
    Noch vor wenigen Tagen hatte sie keine Zukunft gehabt. Nun schmiedete sie Pläne. Bedeutete das, dass es doch noch Hoffnung für sie gab? Oder war sie nur so verzweifelt, dass sie die Lügen

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