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Die Seelenzauberin - 2

Die Seelenzauberin - 2

Titel: Die Seelenzauberin - 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Celia Friedman
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Besucher von den Pferden, aber im Anbau waren die Boxen geschlossen mit hüfthohen Toren zwischen Bretterwänden, über die Rhys nicht hinwegsehen konnte. Hier konnten sie notfalls Deckung finden, also wählten sie zwei Tiere in solchen Verschlägen, die vom Eingang her nicht sofort einzusehen waren.
    Rhys ging ans Ende der Reihe, wo das Zaumzeug hing, und suchte rasch zusammen, was sie zum Satteln ihrer Tiere brauchten. Die Frau ließ ihm dabei freie Hand, nahm kommentarlos an sich, was er ihr reichte, und trug es rasch und leise zu den Verschlägen mit den Pferden ihrer Wahl. Hier lagerte auch die Ausrüstung für diejenigen Gardisten, die in Ausübung ihres Dienstes weite Strecken zurücklegen mussten, und er sammelte alles ein, was sie in der Wildnis gebrauchen könnten, falls sie tatsächlich bis zu den Speeren reisen sollten: zusätzliche Decken, zusätzlichen Proviant, Wasserschläuche, Zeltplanen für die Nacht. Es war ganz offensichtlich viel zu viel für die Reise, die sie geplant hatte – ein einfacher Tagesritt nach Süden, um dem Einfluss des Heiligen Zorns zu entkommen –, aber sie sagte nichts, als er die Dinge zu den Verschlägen brachte. Er nahm es als gutes Zeichen. Vielleicht wusste sie bereits, dass er versuchen würde, sie zu der längeren Expedition zu überreden, und überlegte, ob sie nicht doch einwilligen sollte.
    In den Protektoraten mit ihren weiten Ebenen waren Pferde ein fester Bestandteil des Lebens; jeder Mensch, der dort aufwuchs, lernte zwangsläufig, wie man die Tiere versorgte. Dennoch sah Rhys schon nach wenigen Minuten, dass seine Begleiterin nicht wusste, wie man ein Pferd sattelte – sie beherrschte nicht einmal die einfachsten Handgriffe. Zwar bemühte sie sich, ihm zu helfen, und ahmte alles nach, was er tat, aber es war einfacher, sie mit einer Handbewegung wegzuschicken und das Aufzäumen selbst zu übernehmen, als zu versuchen, ihr sämtliche Feinheiten des Verfahrens zu erklären. Woher mochte sie stammen? Wie hatte es sie ans Ende der Welt verschlagen, wenn sie nicht einmal über die einfachsten Grundkenntnisse verfügte, die für eine Reise in den Bergen erforderlich waren? Während er unter jeden Sattel eine zweite Decke legte und einige Werkzeuge in weiche Tücher wickelte, bevor er sie in die Satteltaschen steckte, damit sie weniger Lärm machten, konnte er seine Neugier kaum noch bezähmen. Wieso war sie genau im rechten Moment aufgetaucht, um ihn zu retten? Er wagte nicht, sie auszuhorchen, bevor sie die Burg wohlbehalten verlassen hatten. Und nur die Götter wussten, ob sie ihm dann antworten würde.
    »Pssst!« Das scharfe Flüstern erschreckte ihn zu Tode. Er strengte alle Sinne an, und plötzlich merkte er, dass sie nicht mehr allein waren. Sie hatte die Laterne sofort abgeschirmt; der schwache Mondschein vom anderen Ende des Stalls und das Flackern einer zweiten Laterne, die sich von Weitem näherte, waren die einzigen Lichtquellen. Rhys hörte Schritte auf sich zukommen. Ein Mann ging langsam von einem Verschlag zum anderen, sah nach den Tieren und sang dabei leise vor sich hin.
    Hastig brachte die Frau alles, was sie zusammengetragen hatten, hinter dem festen Teil der Wand in Sicherheit. Dabei streckte sie sich lieber, so weit sie konnte, um keinen Schritt tun zu müssen, der das Stroh zum Rascheln gebracht hätte. Er war beeindruckt von der Lautlosigkeit ihrer Bewegungen. Sie hatte zweifellos die Reflexe einer Diebin. Was ihn anging … er war schon so weit gekommen, dass er dem einen Pferd Sattel und Zaumzeug nicht mehr rechtzeitig abnehmen konnte, deshalb zog er ihm nur die Trense vom Kopf und warf ihm rasch eine Decke über den Rücken, in der Hoffnung, dass der Vorübergehende nicht allzu genau hinsehen würde. Dann versuchte er noch, das Pferd so zu drehen, dass sein Hinterteil hinter dem festen Wandabschnitt war, und es bewegte sich auch ein paar Schritte weit in diese Richtung – doch das Singen kam nun ungemütlich nahe, also gab er den Versuch auf und presste sich neben seiner Retterin an die Wand. Ihre Herzen hämmerten im Takt.
    Jetzt könnten wir euren Segen gut gebrauchen , teilte er seinen Göttern mit.
    Das Singen kam noch näher; ein Lichtstrahl fiel in den Verschlag daneben, auf das Pferd, das darin stand. Die Frau an Rhys’ Seite zitterte, vielleicht vor Angst, vielleicht auch nur vor Erregung. Er spürte förmlich die Energie, die in ihrem Inneren auf der Lauer lag und bei Bedarf sofort freigesetzt werden konnte. Sie hielt bereits

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