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Die Seelenzauberin - 2

Die Seelenzauberin - 2

Titel: Die Seelenzauberin - 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Celia Friedman
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hatte sie ebenfalls eine besorgt. Hätte sie ihn nicht zum Schweigen ermahnt, er hätte womöglich eine Bemerkung dazu gemacht, wie unwahrscheinlich es sei, dass sie für einen Mann gehalten würde, doch als sie den Lederharnisch umlegte und seitlich festschnallte, war er froh, dass er geschwiegen hatte. Das steife Leder drückte ihre Brüste zusammen und verstärkte ihre Taille, und die breiten Schultern machten die Illusion noch überzeugender. Aus der Nähe würde die Tarnung nicht standhalten, aber aus einiger Entfernung und im Schatten könnte es klappen.
    »Hier.« Sie hatte etwas in der Hand. Ein Kohlestäbchen ?, fragte er sich. »Steht still.« Sie spuckte sich auf den Finger, rieb damit über den schwarzen Stab und verteilte dann die Farbe auf seinen Augenbrauen.
    »Muss das sein?«, fragte er.
    »Habt Ihr hier irgendwo einen Blondschopf gesehen?« Sie betrachtete mit schief gelegtem Kopf ihr Werk, und dabei stellte er fest, dass sie sich auch selbst die Augenbrauen geschwärzt hatte. Bei einer Frau wirkte die Veränderung weniger unnatürlich; sie war ihm bis dahin noch nicht einmal aufgefallen.
    Nun spuckte sie in ihre Handfläche, brach ein Stück Holzkohle ab, verrieb es und verteilte etwas von dem Brei über seinen Unterkiefer: der Anflug eines Bartes? »Ihr seid auch größer als die Einheimischen. Versucht, das nicht allzu deutlich zu zeigen.«
    Sie setzte sich den Halbhelm auf und schob ihre feuerrote Mähne darunter, bis nichts mehr davon zu sehen war. Er folgte ihrem Beispiel. Obwohl er sich nicht vorstellen konnte, dass man sie tatsächlich für Einheimische halten würde, fand er die Tarnung beruhigend.
    Unter der Decke regte sich etwas. Leises Stöhnen war zu hören.
    »Hoffentlich seid Ihr kräftig genug für die Reise«, sagte sie. »Wir müssen heute Nacht eine lange Strecke zurücklegen, um so weit nach Süden zu kommen, dass ich Euch nach Hause schicken kann.«
    Ihm stockte der Atem. »Nach Hause?«
    »Gewiss. Keirdwyn, nicht wahr? Ich schätze, in einem Tag sind wir so weit entfernt, dass ich Euch direkt dorthin befördern kann. Wir dürfen uns nur bis dahin nicht wieder einfangen lassen … und ich habe ein paar Taschenspielereien auf Lager, mit denen wir unsere Spur für Morati-Augen fast unsichtbar machen können.«
    »Hexerei?«, fragte er.
    Ihre Augen funkelten in den Schatten. »So könnte man sagen.«
    Eine Hexe könnte ihn tatsächlich nach Hause schicken, aber sie müsste dafür Jahre ihres Lebens opfern. Die Beförderung von Lebewesen sei eine der kostspieligsten Künste im Repertoire einer Hexe, hatte man ihm einmal erklärt. Deshalb bedienten sich die Heiligen Hüter nach Möglichkeit profaner Transportmittel.
    Aber selbst wenn sie bereit wäre, dieses Opfer zu bringen … selbst wenn sie ihn nach Hause schicken könnte … es blieben so viele Fragen offen …
    »Ich muss nach Norden zurück …«, begann er.
    »Das glaube ich nicht.« Sie rollte die Kleider des Wärters und ihr eigenes Hemd zu einem festen Bündel zusammen und nahm es unter den Arm. »Auf der Straße nach Norden wimmelt es von Soldaten. Wenn Ihr nicht wollt, dass Euch noch einmal das Gleiche widerfährt …« Sie verstummte vielsagend. »Ich soll Euch jedenfalls hier herausholen und nach Hause bringen, und genau das werde ich tun. Wenn Ihr also nicht zu Fuß nach Keirdwyn gehen wollt, müssen wir uns so weit vom Heiligen Zorn entfernen, dass eine gefahrlose Beförderung möglich ist. Nach meinen Berechnungen heißt das: mindestens eine Tagereise weit nach Süden. Ich hoffe, Ihr seid einem solchen Ritt gewachsen.«
    Er war im Begriff, lautstark zu protestieren. Verstand sie denn nicht, was hier auf dem Spiel stand? Der Heilige Zorn war ins Wanken geraten, vielleicht weil ein Speer beschädigt war, und nun hatte es den Anschein, als hätten Alkals Heilige Hüter – oder zumindest ihr Anführer – den Verstand verloren und griffen jeden Fremden an, der durch ihr Land zog. Wenn Rhys die Gegend jetzt verließ, könnten die Grenzen später so gut bewacht sein, dass überhaupt kein Hüter mehr durchkäme. Das zählte doch sicherlich mehr als seine eigene Sicherheit!
    Doch dann sah er die Warnung in ihren Augen und schwieg. Wir werden das später erörtern , gelobte er sich, wenn wir außer Gefahr sind.
    »Nun gut«, sagte er. Wer sie auch sein mochte, sie setzte gerade ihr Leben aufs Spiel, um das seine zu retten; das verdiente nicht nur Respekt, sondern auch Dankbarkeit. »Geht voran.«
    Sie sperrte die

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