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Die Seemannsbraut

Die Seemannsbraut

Titel: Die Seemannsbraut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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Flaggschiff bestellen können, wie man das von einem Admiral erwartete, und erst recht von einem mit seinem Ruf. Sie erfuhren aber bald, daß er es vorzog, sich selbst zu informieren, daß er den Kontakt mit den Menschen suchte, die er führen und anspornen sollte.
    Er dachte an Somervell und dessen immer noch ausstehenden Gegenbesuch auf der
Hyperion.
Ließ er ihn absichtlich warten, um ihn an seinen Rang zu erinnern, oder stand er Bolithos Plänen gleichgültig gegenüber?
    Die Riemen tauchten ein und aus. Die Augen der Ruderer mieden seinen Blick, wenn er sie ansah. Über den geschrubbten Duchten lag Alldays Schatten. So glitten sie an den verankerten Schiffen vorbei. Antigua war zwar britischer Besitz, doch gab es viele Händler und Küstenschiffer, die bereit waren, für ihre eigene freie Passage den Feind mit Informationen zu beliefern, ohne wirklich Spione zu sein.
    Auf dem nahen Abhang, nur durch eine Brustwehr und eine schlaffe Flagge kenntlich, war eine Batterie schwerer Geschütze stationiert. Zur Verteidigung – gut und schön, aber man gewann Kriege, indem man angriff. Bolitho sah den Staub der Küstenstraße aufsteigen, als dort eine Kutsche fuhr, und dachte wieder an Catherine. Sie war ihm kaum aus dem Sinn gekommen, und er hatte hart arbeiten müssen, um seine Gefühle im Zaum zu halten.
    Vielleicht hatte sie Somervell alles erzählt, was zwischen ihnen gewesen war? Oder er hatte es ihr entlockt? Letzteres verwarf er sofort. Dafür war Catherine zu stark. Er entsann sich ihres früheren Ehemannes, der zweimal so alt gewesen war wie sie, aber erstaunlichen Mut bewiesen hatte, als er Bolithos Leuten half, ein Handelsschiff gegen Korsaren zu verteidigen. Damals hatte Catherine ihn gehaßt. Ihre Gefühle füreinander waren aus jenem Haß gewachsen wie Stahl in der Esse einer Schmiede. Er wußte immer noch nicht genau, was ihnen damals zugestoßen war oder wohin ihre Liebe hätte führen können. So aber hatten sie nur einen kurzen Höhepunkt in London erlebt, nach ihrer zufälligen Begegnung vor der Admiralität, als Bolitho gerade zum Kommodore eines eigenen Geschwaders ernannt worden war.
    Das war vor sieben Jahren und einem Monat. Catherine hatte es nicht vergessen. Es erregte ihn, daß sie es fertig gebracht hatte, sein Leben und seine Karriere zu verfolgen, ihrer Meinung nach zwei ganz verschiedene Dinge.
    Allday flüsterte: »Sie sind am Fallreep angetreten, Sir Richard.« Bolitho setzte den Hut auf. Vor ihnen lag die Bombarde, Seiner Britannischen Majestät Mörserschiff
Thor.
Verglichen mit einem Linienschiff oder einer Fregatte war es klein, aber ausgesprochen stabil und stark konstruiert zum Bombardieren von Küstenbefestigungen und dergleichen. Seine Bewaffnung bestand in der Hauptsache aus zwei schweren Dreizehn-Zoll-Mörsern. Das Schiff mußte kräftig gebaut sein, um dem Rückstoß der Mörser zu widerstehen, die fast senkrecht feuerten. Dazu zehn schwere Karronaden – kurzläufige, aber großkalibrige Geschütze – und einige kleinere Sechspfünder obendrein.
Thor
mußte ein langsamer Segler sein. Immerhin hatte sie drei Masten und eine handliche Takelage, die sich bei launischem Wind bewähren mochte.
    Ein Schatten verdunkelte Bolithos Überlegungen. Hatte nicht Francis Inch das Kommando über eine Bombarde erhalten, nachdem er
Hyperion
verließ? Das war schon fast unheimlich. Allday beobachtete ihn und sagte leise: »Wie die alte
Hekla,
Sir Richard, erinnern Sie sich?«
    Bolitho bejahte. Immer noch konnte er nicht glauben, daß Inch tot war – wie so viele andere.
    »Oberdeck – stillgestanden!«
    Pfeifen trillerten. Bolitho ergriff mit beiden Händen das Fallreep und schwang sich durch die Pforte.
    Auf den von ihm bisher besuchten Schiffen schien man von seinem Anbordkommen überrascht zu sein, aber bis auf einen waren alle Kommandanten vor kurzem noch Leutnants gewesen. Beim Kommandanten der
Thor
dagegen war keinerlei Nervosität zu spüren, als Bolitho den Hut zog.
    Commander Ludovic Imrie war ein schlanker, schmalschultriger Mann, weshalb seine einzelne Goldepaulette so aussah, als wolle sie jeden Augenblick abfallen. Aber er war über sechs Fuß groß. Wenn man die Stehhöhe in einigen Abteilungen seines Schiffes bedachte, nämlich vier Fuß und sechs Zoll, mußte er sich hier wie in einem Käfig vorkommen.
    »Herzlich willkommen, Sir Richard.« Seine Stimme war auffallend tief, mit einem schottischen Zungenschlag, der Bolitho an seine Mutter denken ließ. Es wurden ihm zwei

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