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Die Seemannsbraut

Die Seemannsbraut

Titel: Die Seemannsbraut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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aber den Generalinspekteur begrüßen.«
    Der Sehr Ehrenwerte Viscount Somervell räkelte sich, von den einfallenden Sonnenstrahlen beschienen, in einem ledergepolsterten Sessel und hörte aufmerksam zu. Diesmal war er in ein sehr helles Grün mit Brokatbesatz und Stickereien gekleidet, die jeden Prinzen beschämt hätten. Im grellen Licht wirkte er jünger, knapp Mitte der Dreißig.
    Bolitho bemühte sich, nur an sein Vorhaben zu denken, aber trotzdem schien Catherine wie ein Schemen in der großen Kajüte zu schweben und Vergleiche zwischen den beiden Männern anzustellen.
    Der Admiral trat zu den Heckfenstern und schaute auf einige Fischerboote hinaus. Die Reede war noch glatt und windstill, doch der Dunst trieb schon seewärts, und der Wimpel einer ankernden Brigg lüftete sich hin und wieder in einem schwachen Hauch.
    »Commander Price hatte die Angewohnheit …« sagte Bolitho und hielt inne, als erwarte er Somervells Einspruch oder beißende Kritik, »… hatte die Angewohnheit, jenen Küstenstrich zu erkunden, an dem er schließlich mit
Consort
scheiterte. Er machte sich sorgfältige Notizen von allem, was er sah, und durchsuchte oder zerstörte in der Folge etwa zwanzig feindliche Fahrzeuge. Wenn er Zeit gehabt hätte …«
    Das war Somervells Stichwort. »Die war für ihn abgelaufen.« Er beugte sich vor, ohne daß seine fahlen Augen im Sonnenschein blinzelten. »Und Sie haben wirklich diese geheime Angelegenheit mit einem … äh … mit Commander Imrie erörtert?« Er sprach den Namen so gleichgültig aus wie ein Gutsherr den eines Landarbeiters. »Das schafft ein zusätzliches Risiko.«
    Bolitho erwiderte: »Imrie ist ein intelligenter Offizier und diskret dazu. In den vorangegangenen Gesprächen mit meinen anderen Kommandanten gewann ich den Eindruck, daß sie erwarteten, ich würde versuchen, die
Consort –
oder die
Intrepido,
wie sie jetzt heißt – zurückzuholen.«
    Somervell preßte die Fingerspitzen zusammen. »Sie haben Ihre Sache gut gemacht, Sir Richard.«
    Ungerührt sprach Bolitho weiter. »Nur Imrie ahnte sofort, daß ich etwas anderes im Sinn hatte. Er wußte, daß seine
Thor
für derartige Unternehmen zu schwer und zu langsam ist.«
    »Es beruhigt mich, daß Sie ihm nicht mehr gesagt haben.«
    Bolitho blickte auf die Seekarte und ärgerte sich, daß Somervell ihn so leicht provozieren konnte.
    »Jedes Jahr gehen Geleitzüge vom spanischen Festland ab, wobei jedes Schiff Riesensummen befördert. Die Kirche und die Armee haben den südamerikanischen Kontinent schon lange vergewaltigt und geplündert, und jetzt braucht der König von Spanien noch mehr Gold. Seine französischen Herren wollen ihren Anteil.«
    Somervell stand auf und ging wie beiläufig zur Karte. Alles, was er unternahm, sah gelangweilt und träge aus, doch sein Ruf als Fechter strafte das Lügen.
    »Als ich hier ankam, auf Befehl Seiner Majestät«, er betupfte sich den Mund mit einem seidenen Taschentuch, als wolle er ein Lächeln verbergen, »hielt ich das Kapern eines spanischen Schatzschiffes lediglich für einen Traum. Ich weiß, daß Nelson dabei viel Glück gehabt hat, besonders auf See, wo eine derartige Beute noch schwerer aufzuspüren ist.« Sein Finger fuhr an der Küstenlinie entlang. »La Guaira ist gut befestigt. Sie werden die
Consort
dorthin gebracht haben.«
    »Mit Respekt, Mylord, das bezweifle ich. La Guaira ist wohl das Tor zur Hauptstadt Caracas, aber nicht geeignet, ein Kriegsschiff neu herzurichten. Wahrscheinlich wird die Fregatte nach der Grundberührung Schäden davongetragen haben.« Ehe Somervell sich äußern konnte, berührte Bolitho die Karte. »Hier, Mylord: Puerto Cabello, siebzig Meilen westlich, wäre ein viel geeigneterer Ort.«
    »Hm.« Somervell sah näher hin, und Bolitho entdeckte eine blaue Narbe unterhalb seines Ohrs. Das war haarscharf daneben gegangen, dachte er düster.
    Der Viscount meinte: »Es liegt ziemlich nahe an Ihrem vorgesehenen Operationsgebiet. Ich bin noch nicht überzeugt.« Er ging langsam durch die Kajüte. »Price sah Schiffe vor Anker liegen, und nach meinen Informationen laufen die Schatzschiffe La Guaira an. Der Ort wird von mindestens drei Forts verteidigt und, wie
Consort
zu ihrem Schaden entdeckte, obendrein wahrscheinlich von beweglicher. Feldartillerie.« Er schüttelte den Kopf. »Mir gefällt das nicht. Wenn wir die Fregatte noch hätten, könnte es – und ich betone
könnte
es – anders aussehen. Würden Sie nun angreifen und von den Dons

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