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Die Seemannsbraut

Die Seemannsbraut

Titel: Die Seemannsbraut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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umkehren, es war sinnlos, andere Möglichkeiten zu erwägen.
    Er sah sich im dräuenden Schatten des Schuppens um: Skelette alter Boote, Spanten von neuen, der Geruch nach Farbe, Teer und Tauwerk. Eigenartig, daß er nach so vielen Jahren auf See seine anregende Wirkung auf ihn immer noch nicht verfehlte.
    Bolitho entsann sich der Schuppen in Falmouth, wo er und sein Bruder und manchmal auch seine Schwestern alle Winkel erforscht hatten und sich wie Piraten und Prinzessinnen vorgekommen waren. Er fühlte einen Stich im Herzen, als er an seine Tochter Elizabeth dachte, wie sie, unbeholfen auf den Arm genommen, an seinen Epauletten und blanken Knöpfen gezupft hatte.
    Doch statt ihn und Belinda wieder zu vereinen, war das Gegenteil geschehen. Eine ihrer Auseinandersetzungen hatte sich um Belindas Absicht gedreht, eine Gouvernante und ein passendes Kindermädchen für ihre Tochter zu engagieren. Dies und ihr Vorschlag, nach London zu ziehen, hatten den Streit entzündet. Sie hatte ihm erklärt: »Nur weil du selbst in Falmouth mit den Dorfkindern aufgewachsen bist, kannst du nicht von mir verlangen, daß ich Elizabeth die Möglichkeit vorenthalte, sich im Leben zu verbessern und von deinen Leistungen zu profitieren.«
    Es war eine schwierige Geburt gewesen, während Bolithos Abwesenheit auf See. Die Ärzte hatten Belinda vor einem zweiten Kind gewarnt, und als Folge davon war eine Entfremdung zwischen den Eheleuten eingetreten, die Bolitho nicht verstand und als ungerecht empfand. Ein andermal hatte Belinda spitz geäußert: »Ich habe dir von Anfang an erklärt, ich bin nicht Cheney. Hätte ich ihr nicht so ähnlich gesehen, wären wir jetzt wohl kaum verheiratet.«
    Bolitho hatte versucht, die Barriere zwischen ihnen niederzureißen, Belinda an sich zu ziehen und ihre Angst zu beschwichtigen. Er wollte ihr von seiner Augenverletzung erzählen und von dem, was sie bedeuten konnte. Statt dessen hatten sie sich in London getroffen, und es war zu unerklärlichen, bitteren Feindseligkeiten zwischen ihnen gekommen, die beide später bedauerten.
    Bolitho tippte an seine blanken Knöpfe und dachte wieder an das Kind. Es war jetzt sechzehn Monate alt. Verzweifelt fragte er sich, ob Elizabeth nie in Falmouth spielen, im Sand tollen und schmutzig nach Hause kommen würde, um gescholten und geliebt zu werden.
    Jenour hörte ihn seufzen, zog aber die falschen Schlüsse daraus.
    »Thor
müßte schon ziemlich weit weg sein, Sir Richard«, meinte er aufmunternd.
    Bolitho nickte. Das Mörserschiff war in der vergangenen Nacht heimlich ausgelaufen, aber Gott allein wußte, ob nicht Spione längst Einzelheiten über den beabsichtigten Einsatz weitergemeldet hatten. Zur Täuschung hatte man Gerüchte in Umlauf gesetzt, wonach
Thor den
Leichter nach St. Christopher schleppen sollte. Sogar Glassport war genötigt worden, seinen Widerstand aufzugeben, und hatte eine Decksladung mit dem deutlich sichtbaren Namen dieses Bestimmungshafens besorgt.
    Wie auch immer, jetzt war es zu spät für Alternativen.
    Vielleicht war es dafür schon zu spät gewesen, als er darauf bestanden hatte, seinem neuen Geschwader vorauszusegeln und mit des spanischen Königs Gold auf seine Weise umzugehen. Todessehnsucht? Somervells Wort steckte in seinem Kopf wie ein Widerhaken.
    Er sagte: »Imrie wird sich zweifellos freuen, wieder auf See zu sein.«
    Jenour musterte besorgt die aufrechte Gestalt, die den Hut abgelegt und die Halsbinde gelockert hatte. Bolitho merkte es nicht, er dachte an seine anderen Kommandanten. Haven hatte in einem Punkt recht behalten: Die drei patrouillierenden Fahrzeuge seiner kleinen Streitmacht waren noch nicht nach English Harbour zurückgekehrt. Entweder hatten Glassports Schoner sie nicht zu finden vermocht, oder es hatte jeder für sich beschlossen, die Zeit anderswo totzuschlagen. Er stellte sich die Gesichter vor, als die Kommandanten in der großen Kajüte versammelt waren. Thynne von der
Obdurate,
die noch ihre Sturmschäden reparierte, war der einzige etatmäßige Kommandant unter ihnen. Bolitho behandelten sie mit einer höflichen Wachsamkeit. Sie alle hatten den toten Price gekannt, und vielleicht sahen sie in Bolithos Strategie einen Diebstahl seiner Ideen.
    Diese Befürchtung hatte er Jenour gegenüber geäußert, nicht etwa, weil der junge Flaggleutnant schon über genug Erfahrung und Klugheit als Kritiker verfügte, sondern weil er sie mit einem teilen wollte, dem er vertrauen konnte.
    Aber Jenour hielt das

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