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Die Seemannsbraut

Die Seemannsbraut

Titel: Die Seemannsbraut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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Schreie wurden unhörbar, als Parris mit den Sechspfündern feuern ließ.
    Allday hielt sich keuchend an Bolithos Seite, das Entermesser baumelnd am Handgelenk, als er auf die Verschanzung des Spaniers sprang. Ihn von achtern zu entern, wäre unmöglich gewesen; das hohe Heck ragte mit dem vielen Schnitzwerk wie eine pompöse Klippe empor. Vorne ging es leichter. Männer erstiegen die Galion und hackten jeden Widerstand beiseite, während andere sich einen Weg durch die Netze schnitten.
    Ein Spieß zuckte vor wie die Zunge eines großen Reptils.
    Einer von Parris’ Leuten fiel zurück, die Hände in den Bauch gekrallt, und stürzte mit entsetzten Augen ins Wasser hinunter. Ein anderer, der sich nach ihm umdrehte, fing an zu gurgeln, als der Spieß in seinen Hals drang und im Nacken wieder herausfuhr; er stürzte seinem Freund nach.
    Dacie war mit einigen Seeleuten schon an Deck gelangt. Sie rissen die restlichen Netze weg. Bolitho fühlte, daß ihn jemand beim Handgelenk packte und durch eine Lücke hinüberzog. Ein anderer taumelte mit glasigen Augen gegen ihn, eine Kugel hatte ihm die Brust zerschmettert.
    »Männer der
Hyperion,
her zu mir!« Parris schwenkte seinen bluttriefenden Säbel. »Aufs Steuerbord-Seitendeck!«
    Schüsse krachten, Querschläger winselten über ihren Köpfen. Zwei weitere Leute fielen, im Todeskampf eine blutige Spur auf den Planken hinterlassend.
    Bolitho starrte grimmig nach achtern, als die Drehbassen die hohe Poop bestrichen. Sie fegten eine Handvoll Männer weg, die wie durch Zauberhand dort aufgetaucht waren. In Sekundenschnelle bemerkte er, daß sie nur teilweise bekleidet oder gänzlich nackt waren: wahrscheinlich einige Schiffsoffiziere, die der plötzliche Überfall aus dem Schlaf gerissen hatte.
    Parris besetzte mit seinen Leuten den Steuerbordgang, wo sie eine Drehbase nahmen und auf eine offene Luke richteten, aus der ihnen noch mehr Gesichter entgegenstarrten.
    Als auch der Rest des englischen Enterkommandos den kleinen Schoner verlassen hatte, nahmen die Schweden die Gelegenheit wahr, um ihr Fahrzeug zusammen mit den Booten der
Hyperion
vom Schatzschiff freizuhacken.
    Dacie schwang sein Enterbeil. »Auf sie, Jungs!«
    Jede Teerjacke wußte, daß es kein Zurück gab, nur Sieg oder Tod. Für das, was sie angerichtet hatten, würden ihnen die Spanier kein Pardon gewähren. Bolitho hielt inne, vom beißenden Pulverdampf tränten ihm die Augen, aber er sah, daß die Matrosen sich in Gruppen aufteilten. Zwei stellten sich an das Doppelruderrad unterm Hüttendeck, andere schwärmten schon nach oben aus und setzten die Marssegel, während Dacie nach vorn eilte, um das dicke Ankerkabel zu kappen.
    Aus den Niedergängen krachten Schüsse, die aber sofort von den Drehbassen erwidert wurden. Deren geballte Ladungen verwandelten die überfüllten Treppen in blutige Schlünde.
    Aus dem Nichts erschien ein Spanier und stach auf einen bereits schwerverwundeten Seemann ein, der auf allen Vieren davonkroch. Ihm gegenüber stand mit einem Dolch in der Hand der kleine Fähnrich Hazlewood, als der Spanier von seinem Opfer abließ. Zwischen beide sprang Allday und brüllte heiser: »Hierher, Freundchen!«, als ob er einen Hund riefe. Der Spanier zögerte mit erhobener Klinge, zu spät erkannte er die Gefahr. Alldays schweres Entermesser traf ihn mit einer derartigen Wucht überm Schlüsselbein, daß es aussah, als wolle er ihm den Kopf abschlagen. Der Mann flog herum, sein Säbel fiel klirrend an Deck, und Allday schlug erneut zu. Hinterher grollte er: »Holen Sie sich eine vernünftige Klinge, Mr. Hazlewood, mit dem Piekser da können Sie nicht mal eine Ratte töten!«
    Bolitho eilte achteraus ans Ruder. Er sah, wie sich der Steven aufs nächste Fort richtete, gleichzeitig kam der Ruf: »Ankerkabel ist los!«
    »Setzt die Marssegel! Beeilt euch, ihr Hunde!«
    Dacies einziges Auge leuchtete wie eine Glasperle im Sonnenlicht. Parris wischte sich mit einem zerfetzten Ärmel den Mund. »Wir sind in Fahrt!« jubelte er dann. »Wir segeln! Über das Ruder!«
    Außenbords platschte es, dann sahen sie einige spanische Seeleute vom Schiff fortschwimmen. Sie mußten aus den Stückpforten gesprungen sein, um dem Abschlachten an Deck zu entgehen.
    Fähnrich Hazlewood taumelte mit niedergeschlagenen Augen zu Bolitho, voller Angst vor dem furchtbaren Anblick, der sich ihm bot. Bei den Speigatten lagen Leichen, getroffen von den doppelten Sechspfünderkugeln, und andere, welche die Eindringlinge hatten

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